Oberhausen. Walter Moers, der Papa von Käpt’n Blaubär und Herrscher von Zamonien, stiftet sein gesamtes Oeuvre der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen.
Würde man sich die Politiker im Kulturausschuss für einen Moment als Cartoon-Figuren in einem Zeichentrickfilm, etwa von Tex Avery, vorstellen: Ihnen wären wie in den „Looney Tunes“ die Kinnladen bis auf den Fußboden geklappt, als Christine Vogt den neuesten Coup der Ludwiggalerie vorstellte. Laut Tagesordnung sollte die Direktorin „nur“ das ambitionierte Ausstellungsprogramm für 2024 vorstellen. Doch dann gab’s im Rathaus, nach den Worten „Film ab!“, eine kecke Animation, hämmerte das Klimperklavier aus „Käpt’n Blaubär“ mit schwerem Seegang, säuselte ein souliger Chor „Adolf, du alte Nazi-Sau!“.
Es ging also um Walter Moers – und der digitale Aufwand galt beileibe nicht allein der für den kommenden Herbst anzukündigenden Gesamtschau „Was gibt’s denn da zu lachen?“ zum Oeuvre des 66-Jährigen. „Denken wir doch mal groß“, so hatte Christine Vogt ihren überraschenden Vortrag eröffnet. Mit ihrer bisherigen Reihe von Ausstellungen zur „Neunten Kunst“ habe sich die Ludwiggalerie „einen internationalen Namen gemacht“. Und dieser Ruf beeindruckte offensichtlich auch den sonst für seine Öffentlichkeitsscheu bekannten Zeichner und Romancier aus Mönchengladbach: Denn Walter Moers will sein gesamtes Oeuvre als „Vorlass“ dem Schloss Oberhausen geben.
Nun hatte die Ludwiggalerie schon einige Mühe, die umfangreichen Nachlässe von Stadtkünstler Walter „Kuro“ Kurowski und des Fotografen Rudolf Holtappel angemessen unterzubringen. Doch die groß denkende Direktorin plant über das eigentliche Schloss-Ensemble hinaus: Sie erinnerte an das einstige „Parkhaus“. Die gründerzeitliche Gastronomie im Kaisergarten ist zwar nicht erhalten – wäre aber ein bebaubares Grundstück in schönster Lage, nur einen kurzen Spaziergang entfernt vom Schloss Oberhausen.
„Mir schwebt ein offenes Haus vor“, so Christine Vogt: mit einer Dauerausstellung zu Walter Moers, versteht sich, aber auch mit neuesten digitalen Angeboten, die bis zum stilprägenden Einfluss der „Neunten Kunst“ auf aktuelle Gaming-Produkte reichen sollen. Kurz gesagt: „ein lebendiges Museum für alle Generationen“.
Stadt sucht nun einen aufgeschlossenen Finanzier
Die 56-jährige Kunsthistorikerin sieht hierzulande einigen Nachholbedarf in Sachen Comic-Museum – ganz anders als etwa in Brüssel, der europäischen Metropole der dort „Bande Dessinée“ genannten Zeichenkunst. Es war dann am Kämmerer und Kulturdezernenten, etwas Wasser in den schäumenden Wein zu gießen: „Das können wir finanziell nicht alleine stemmen“, sagte Apostolos Tsalastras. Gemeinsam sei man unterwegs zu potenziellen Fördermittelgebern – mit der etwas herben Erkenntnis: „Es ist nicht so einfach, hierzulande die Relevanz von Comics deutlich zu machen.“ Tsalastras versprach aber: „Wir bleiben da ganz hart dran.“