An Rhein und Ruhr. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr schickt der Bahn einen Brandbrief. Anlass sind die Streckensperrungen im Bereich Kaiserberg. Das fordert der VRR.

Die Baustelle im Bereich des Autobahnkreuzes Kaiserberg, die in den Herbstferien den Bahnverkehr im westlichen Ruhrgebiet fast komplett zum Erliegen brachte, sorgt weiter für Redebedarf beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Der Ärger über die Koordination des Ersatzkonzepts der Bahn ist auch Tage später noch so groß, dass ein Brandbrief an den Vorstandsvorsitzenden der Bahntochter DB Netz AG abgeschickt wurde.

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Bei weiteren Streckensperrungen, die bei dem Großprojekt bis 2025 geplant sind, müsse dringend der Nahverkehr priorisiert werden, damit Pendlerinnen und Pendler ihre Ziele weiter erreichen können. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn hatte für zukünftige Sperrungen bereits Alternativkonzepte eingefordert.

Keine Züge zwischen Mülheim/Oberhausen und Duisburg

In den Ferien fuhren keine Züge zwischen Mülheim und Duisburg sowie Oberhausen und Duisburg. Busse als Schienenersatzverkehr waren mit deutlich längerer Fahrtzeit im Einsatz. Zwischen Duisburg und Düsseldorf verkehrte aufgrund eingeschränkter Streckenkapazität lediglich die S-Bahn-Linie S1.

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„In Vorbereitung der Baustelle wurden von DB Netz zahlreiche vom VRR vorgeschlagene Konzepte zur Aufrechterhaltung von Verkehren abgelehnt“, erklärt nun der Verkehrsverbund. Die Umleitung von RE-Linien zwischen Essen und Düsseldorf über die Strecke der S-Bahn-Linie S6 sowie weiterer Züge parallel zur S1 zwischen Duisburg und Düsseldorf sei seitens der Bahn nicht aufgegriffen worden. Hier sei „nicht mit offenen Karten gespielt“ worden, lautet der Vorwurf. Auch, dass auf den wenigen alternativen Routen die Verlässlichkeit nicht uneingeschränkt gegeben war, kritisiert der VRR massiv.

Anstatt in den Zug mussten sich die Fahrgäste in Busse begeben.
Anstatt in den Zug mussten sich die Fahrgäste in Busse begeben. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

So stellte sich heraus, dass Fernverkehrszüge durchaus die Alternativrouten nutzen konnten, während Zehntausende Pendler in den zeitweise massiv überlasteten S-Bahn-Linien unterwegs waren. Und ein weiterer Punkt stößt dem VRR sauer auf: „Das Stellwerk Ratingen Ost an der S6 war gleich an drei Tagen zeitweise nicht mit Personal besetzt, so dass auch die Linie als letzte durchgehende Verbindung zwischen Essen und Düsseldorf nicht mehr verkehren konnte.“ Auch das Stellwerk Düsseldorf Hbf sei am 8. Oktober zeitweise unterbesetzt gewesen, so dass der Zugverkehr hier massiv eingeschränkt werden musste.

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Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn hat im Gespräch mit der NRZ die Stellwerksproblematik ebenfalls hervorgehoben. „Das ist ein Unding, dass neben den Sperrungen auch die Stellwerke nicht ausreichend besetzt waren.“

Vorzug für den Nahverkehr

Zukünftig, so lautet die Forderung des VRR, müsse der Nahverkehr bei massiv eingeschränkter Streckenkapazität auf Umleitungsstrecken „als Rückgrat der Mobilität in der Region“ am Laufen gehalten werden. Diesem Vorstoß kann sich der Fahrgastverband Pro Bahn anschließen. „Dass beide Strecken, also Mülheim-Duisburg und Oberhausen-Duisburg gleichzeitig gesperrt werden, muss in jedem Fall vermieden werden“, so Ebbers.

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Der VRR stellt ein Maßnahmenpaket vor. Dieses umfasst die Freigabe von Fernverkehrszügen auch für Fahrgäste des Nahverkehrs, die (Wieder-)Ertüchtigung der S-Bahn-Strecke der S6 besonders für RRX-Züge, die Beseitigung von bekannten Infrastrukturproblemen auf Umleitungsstrecken und die Sicherstellung von ausreichender Personalverfügbarkeit für die Stellwerke.