Düsseldorf. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf hatte zu einer Kundgebung vor der Synagoge aufgerufen. Redner sprachen sich scharf gegen Antisemitismus aus.
Vor der Synagoge am Paul-Spiegel-Platz in Düsseldorf-Golzheim haben sich am Mittwochabend einige hundert Menschen versammelt, um ihre Solidarität mit Israel auszudrücken. Einige trugen mitgebrachte israelische Flaggen, die Stimmung war gedrückt und ernst. Mehrere Redner ordneten den Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober als Zäsur ein und positionierten sich deutlich gegen Antisemitismus und Judenhass. Aufgerufen hatte die Jüdische Gemeinde Düsseldorf. Auch zahlreiche Personen aus Politik und Gesellschaft waren anwesend.
Jüdische Gemeinde warnt vor antisemitischem Hass
„Viele Mitglieder der Gemeinde sind traumatisiert“, erklärte Oded Horowitz, Vorstandschef der Jüdischen Gemeinde, in einer Rede zum Auftakt der Kundgebung. „Weil sie Freunde und Familie in Israel haben, aber auch weil der Terror hier in Deutschland auf den Straßen gefeiert wurde.“ Einige Mitglieder hätten verunsichert bei der Gemeinde angerufen, weil sie Angst vor antisemitischem Hass haben. „Viele fragen sich, ob hier 2023 noch jüdisches Leben möglich ist“, so Horowitz.
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Es sei der Gemeinde wichtig, dass jüdisches Leben in Deutschland weiter aufgebaut werden könne. „Das geht nur, wenn die Mehrheitsgesellschaft sich dafür einsetzt und wenn Menschen, die das hier nicht wollen, auf ihren Platz verwiesen werden“, betonte Horowitz. In Israel sehe man die klare Unterstützung Deutschlands für den jüdischen Staat. „Aber das ist die Politik. Jetzt ist die Zivilgesellschaft wichtig.“
Oberbürgermeister verurteilt Hamas-Unterstützer
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) versicherte, die Düsseldorfer Stadtgesellschaft stehe „unverrückbar zu Israel“. Die vor dem Rathaus gehisste Israel-Flagge sei ein Beitrag, den man dazu leiste. „Israel hat das Recht sich zu verteidigen“, sagte Keller.
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Die Solidarität mit der Hamas, die auf einigen pro-palästinensischen Demonstrationen in den vergangenen Tagen in mehreren Städten geäußert wurde, verurteilte Keller scharf. „Alle, die jetzt für die Hamas auf die Straße gehen, beschmutzen das Recht auf freie Meinungsäußerung.“ Das Grundgesetz sei kein Deckmantel, um hundertfachen Mord zu unterstützen, so das Stadtoberhaupt.
Mit Verweis auf den versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin sagte Keller: „Es ist unerträglich, dass es auch in Deutschland Menschen gibt, die Synagogen brennen sehen wollen.“ Vor dem Hintergrund des Gedenkens an die Reichspogromnacht 1938, das am 9. November begangen wird, fügte er hinzu: „Wenn wir sagen ‘Nie wieder’, dann ist dieses ‘Nie wieder’ jetzt!“
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Staat Israel als Schutzraum für jüdisches Leben
Unter den hunderten Anwesenden war auch der 27-jährige Johannes. Dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist, sei zwar ein bedeutender Satz, sagt er, „aber es ist zunächst nur ein Satz. Um ihn mit Leben zu füllen, müssen wir uns gerade als Nicht-Juden, gerade in diesen Tagen und angesichts antisemitischer Parolen auf deutschen Straßen solidarisch mit dem Staat Israel als Schutzraum für jüdisches Leben zeigen.“ Deshalb sei er heute auf die Kundgebung gegangen und werde deswegen „auf jede Kundgebung gehen, bis das Terrornetzwerk der Hamas zerschlagen worden ist“, sagt er.