Rhein und Ruhr. Das Thema Falschnachrichten wird laut NRW-Schulministerium im Unterricht behandelt. Kinder und Jugendliche sollen den Umgang mit Meiden lernen.
Stimmt das Gerücht, das mir ein Bekannter weitergeleitet hat? Kann die Nachricht dieser etwas dubiosen Internetseite wahr sein? Viele Erwachsene sind sich oft nicht sicher, ob sie echte Meldungen von Fälschungen unterscheiden können. Das geht aus der Studie „Digital News Report 2023“ des Reuters Institute hervor. „Im Hinblick auf Nachrichten im Internet haben 37 Prozent der erwachsenen Internetnutzenden in Deutschland Bedenken, eventuelle Falschmeldungen nicht von Fakten unterscheiden zu können.“ Die Befürchtungen seien im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. Damit Kinder und Jugendliche Falschmeldungen erkennen können, setzt das NRW-Schulministerium darauf, dass das Thema im Unterricht behandelt wird.
Erziehung zu kritisch denkenden Bürgerinnen und Bürgern
„Der Bildungs- und Erziehungsauftrag von Schule zielt darauf ab, dass aus Schülerinnen und Schüler selbstständige, eigenverantwortliche und kritisch denkende Bürgerinnen und Bürger werden“, teil das Schulministerium auf Anfrage mit. „Dazu gehört elementar auch, dass sie in der Lage sind, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen und eine eigene gut begründete Meinung zu entwickeln.“ Auf Basis des Medienkompetenzrahmens NRW, der 2017 aus der Initiative „Medienpass NRW“ hervorging, sowie schuleigener Medienkonzepte findet das Thema Falschnachrichten Eingang in den Unterricht.
Dabei würden die Schulen selbst entscheiden, wie sie das Thema umsetzen, so das Ministerium weiter. Dazu arbeite man auch mit der Landesmedienanstalt zusammen. Konkrete Ideen für den Unterricht bekommen Lehrkräfte über den Medienkompetenzrahmen oder in der Bildungsmediathek des Landes NRW. „Für die Klassen drei bis sechs wurde eine Handreichung für Lehrkräfte veröffentlicht. Sie umfasst 13 Unterrichtseinheiten“, heißt es aus dem Ministerium.
Bürger sind auf wahre Nachrichten angewiesen
Aber auch die Landeszentrale für politische Bildung NRW hat diverse Bildungsangebote zum Thema „Fake News“. „Auch über ihre Auftritte in den Sozialen Medien informiert die Landeszentrale darüber und veröffentlicht beispielsweise Kurzvideos mit Tipps zum Erkennen von Fake News sowie zur Bilderrückwärtssuche“, erklärt ein Sprecher des NRW-Kulturministeriums, dem die Landeszentrale unterstellt ist.
Ganz unbegründet sind die Sorgen vor „Fake News“ nicht. Gerade in Zeiten von Pandemie, Krisen und Kriegen sind Bürger auf wahre Nachrichten und Informationen angewiesen. Nicht selten kommt es vor, dass solche Falsch- und Desinformationen dazu genutzt werden, Verwirrungen auszulösen, das Vertrauen in die Medien zu erschüttern oder sich einen politischen Vorteil zu verschaffen.
Journalismus macht Schule fördert die Medienkompetenz
Dem möchten auch Institutionen, wie Journalismus macht Schule oder Medien-Monster entgegenwirken. Mit Vorträgen und Workshops trainieren sie den Umgang der Schüler, Lehrer und Eltern mit digitalen Medien und sensibilisieren ihr Medienkompetenz. Wobei Medienkompetenz nach dem Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke, wie folgt zu verstehen ist: Die Fähigkeit, mit Medien vertraut zu sein, sie sinnvoll für sich nutzen und für den zwischenmenschlichen Austausch einsetzen zu können.
Damit auch die Lehrkräfte gut vorbereitet sind, bietet das Schulministerium nach eigenen Angaben Fortbildungen zum Thema an. Das Angebot werde dabei kontinuierlich ausgebaut. „Überfachliche Fragestellungen wie das Thema ‘Aufklärung über Fake-News’ sind in der Regel Teil einer fachbezogenen Fortbildung.“ So sensibilisiere man Lehrkräfte im Bereich ihrer jeweiligen Unterrichtsfächer. Den Schulen stehe auch ein Fortbildungsbudget zur Verfügung, damit Schulungen externer Anbieter besucht werden können, so das Ministerium. „Hinsichtlich ihrer konkreten Fortbildungsplanung können sich Schulen von den Fachkräften der Bezirksregierung beraten lassen.“
Kritik von der GEW
Dass in den Schulen Medienkompetenz individuell an die Schulfächer angepasst vermittelt wird, sei in der Praxis aber nicht immer möglich, sagt Florian Beer, Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Lehrer für Geschichte an einer weiterführenden Schule in Gelsenkirchen. Beer ist der Meinung: „Das, was Aufgabe der Lehrkräfte sein muss, sollte man nicht an Externe auslagern.“
Er findet, auch wenn Institutionen wie Journalismus macht Schule oder Medien-Monster einen sehr guten Beitrag dazu leisten, Schüler medienkompetenter zu machen, können diese mit ihren ein bis zwei Projekttagen im Jahr nicht die zentralen Aufgaben einer Schule ersetzen. Das Schulsystem habe nämlich die Aufgabe, die Schüler zu mündigen Bürgern zu erziehen, sagt er.
Demnächst geht es weiter mit unserer Reihe zum Thema „Fake News“. Dann erklärt ein Medienexperte, was der Unterschied zwischen Falschnachricht und Desinformation ist und wir schauen Faktencheckern bei ihrer Arbeit über die Schulter.