Oberhausen. „Ein Witz!“, sagt der Bottroper Trainer Daniel Thiele – der Schiedsrichter sah aber keinen anderen Weg. Das Problem sei nicht neu, sagt er.

Der SV 1911 Bottrop war auf dem halben Weg zu seinem ersten Saisonsieg. Die Blau-Weißen führten am Sonntag im Auswärtsspiel bei Concordia Oberhausen zur Halbzeit nach Toren von Jean Pierre Konarski und Christopher Schröter mit 2:0. Doch in der Halbzeitpause brach Schiedsrichter Hayrettin Urtenur die B-Kreisliga-Partie ab. Die Begründung des Unparteiischen: „Es ist zu viel Granulat auf dem Spielfeld.“

„Ich bin fassungslos“, erklärte Daniel Thiele am Sonntag. Der Trainer des SV 1911 Bottrop sah schlicht keine Notwendigkeit, die Partie abzubrechen: „Dass der Kunstrasen wegen des Granulats nicht bespielbar sein soll, ist ein Witz. Ich bin jetzt über 40 Jahre alt und habe im Fußball viel erlebt. Wir haben auf Ascheplätzen gespielt, da gab es Steine so groß wie Tennisbälle. In manchen Pfützen hätte man Turmspringen machen können. Aber da hat niemand daran gedacht, das Spiel abzubrechen.“

Schiedsrichter fällt Entscheidung nach Rücksprache

Für die Spieler habe keinerlei Gefahr bestanden, erklärte Thiele weiter. Das aber sah Schiedsrichter Hayrettin Urtenur ganz anders: „Als Schiedsrichter habe ich eine Sorgfaltspflicht. Ich muss auch auf die Gesundheit der Spieler achten. Und wenn jemand mit Granulatklumpen unter dem Schuh umknickt, sich etwas reißt oder bricht, dann bin ich der Dumme.“ Erst kürzlich hatte der Oberhausener Schiedsrichter Stefano Impellizzeri gefordert, den Platz an der Concordiastraße und weitere zu sperren.

Das Problem ist auch aus anderen Städten bekannt: Insbesondere bei Hitze schmilzt und verklumpt das Granulat, verklebt so die Stollen der Fußballschuhe. Aus dem gleichen Grund hatte zuletzt etwa auch die Stadt Bochum Sportplätze gesperrt – Verletzungsgefahr.

War unzufrieden mit der Schiedsrichterentscheidung: SV 1911-Coach Daniel Thiele.
War unzufrieden mit der Schiedsrichterentscheidung: SV 1911-Coach Daniel Thiele. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Leicht gemacht habe er sich die Entscheidung nicht, sagt Urtenur: „Ich musste schon während der ersten Halbzeit mehrfach meine Schuhe säubern. Die Granulatklumpen wurden immer dicker, das Laufen immer schwieriger. Die Zeit in der Halbzeitpause habe ich schließlich dazu genutzt, um mich beim Staffelleiter und beim Schiedsrichter-Obmann zu erkundigen, wie ich mich jetzt verhalten soll. Und alle haben gesagt, ich müsse das Spiel abbrechen.“

Trainer ärgert sich über ein mögliches Wiederholungsspiel

Urtenur hatte schon vor drei Monaten eine unliebsame Erfahrung mit dem Kunststoff-Granulat auf dem Kunstrasenplatz an der Oberhausener Concordiastraße gemacht: „Damals habe ich eine Schulsportveranstaltung gepfiffen. Die Schuhe stehen jetzt in der Garage, die kann ich jetzt nur noch wegschmeißen.“

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Wie es jetzt sportlich weitergeht, ist noch nicht abschließend geklärt. Trainer Daniel Thiele fürchtet, dass bei der Neuansetzung weder der Spielstand noch die absolvierte Spielzeit berücksichtigt werden. Thiele sarkastisch: „Womöglich wird das Spiel an einem Tag mitten in der Woche ausgetragen, wenn mir die Hälfte aller Spieler fehlt.“ Im Herbst will die Stadt Oberhausen die betroffenen Sportplätze ausbessern.

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