Düsseldorf. Ministerpräsident Hendrik Wüst ehrt 18 Retter, so wie die gebürtige Essenerin, Jennifer Monzel, die vor zwei Jahren Menschenleben retteten.
Wenige Tage vor dem zweiten Jahrestag der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen hat Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) 18 Retterinnen und Retter geehrt. Sie sollen am Mittwochabend auf einem Festakt in Düsseldorf die Rettungsmedaille des Landes NRW erhalten für ihren Einsatz für Menschen in lebensbedrohlichen Lagen während der Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021, wie die Staatskanzlei mitteilte. Zudem wurde eine öffentliche Belobigung ausgesprochen. Bei der Flut- und Hochwasserkatastrophe in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz starben allein in NRW 49 Menschen.
Zuvor war der Ministerpräsident in Blankenheimerdorf im Kreis Euskirchen mit rund 40 Angehörigen von Opfern der Flut-Katastrophe zusammengekommen. Auf Initiative der Landesregierung war dort im vergangenen Jahr ein Gedenkort eingerichtet worden mit 49 Erinnerungsbäumen – einer für jeden der 49 Menschen, die ihr Leben verloren hatten. Am Mittwoch weihte Wüst gemeinsam mit Angehörigen einen Gedenkstein ein, bevor es zur Retterehrung ging.
Über sich hinausgewachsen
Mit mutigem Einsatz seien viele inmitten der Katastrophe über sich hinausgewachsen und hätten Mitmenschen aus Notlagen befreit, betonte Wüst. „Stellvertretend für viele andere zeichnen wir 18 Menschen mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen aus, die in der Flut ihr eigenes Leben riskiert und das ihrer Mitmenschen gerettet haben.“
Unter den Geehrten befand sich Hauptfeldwebel Jennifer Monzel, die gebürtig aus Essen stammt. Sie evakuierte in Erftstadt-Blessem Menschen aus lebensgefährlichen Situationen und unterstützte Rettungskräfte. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Silber verliehen bekommen. Zu dieser Gelegenheit hatte sie gegenüber dem Presse- und Informationszentrum der Bundeswehr ihre Erlebnisse geschildert.
Auf dem Weg zu ihrer Dienststelle
So versuchte Monzel am Morgen des 15. Juli 2021 von ihrem Wohnort in Erfstadt zu ihrer Dienststelle, dem Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr in Euskirchen, zu gelangen. Normalerweise sei das eine Fahrt von 50 Minuten, aber an diesem Tag war die Strecke vielerorts durch die Wassermassen versperrt. Sie verließ die Bundesstraße 265 und fuhr mit ihrem Auto auf eine Brücke. Von dort aus konnte sie die Wassermassen sehen, welche von der hochwasserführenden Erft auf die Autobahn gespült wurden. 30 bis 40 Personen standen zu diesem Zeitpunkt auf der Brücke und suchten dort Schutz.
„Anfänglich waren vereinzelt Kräfte der örtlichen Feuerwehr vor Ort. Diese hab ich dann bei der Rettung einer Frau aus den Fluten unterstützt“, berichtete Monzel. Später sammelte sie mit weiteren Rettern Informationen, klopfte selbst an Haustüren, half hilfsbedürftigen Menschen bei der Evakuierung. Bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr war sie vor Ort, unterstützte Rettungskräfte bei der Erstversorgung, bis ihre eigenen Kräfte aufgebracht waren.
„Einfach instinktiv gehandelt“
Was ihre Motivation war? „Ehrlich gesagt, in dem Moment habe ich einfach instinktiv gehandelt. ‘Jetzt bin ich hier, jetzt mache ich etwas’, das habe ich gedacht und in die Tat umgesetzt.“ Ihr Hintergrund kam ihr dabei zupass. „Mein Vater war bei der Freiwilligen Feuerwehr, deswegen war ich schon auf eine gewisse Art und Weise vorgeprägt und wusste, was getan werden muss und kann.“
Zu viel Aufheben um ihre Person wollte sie schon im vergangenen Jahr nicht machen. „Ich bin keine Person, die mit Erlebnissen hausieren geht. Ich habe in dieser Situation gehandelt – einfach gehandelt.“ Zu vielen der Personen, denen sie half, habe sie noch Kontakt gehalten. Ihnen gehe es allen gut – und das sei für sie das Entscheidende und Wichtigste.
Den Bruch eines Damms verhindert
Noch viele weitere Menschen zeigten am Tag der Flut heldenhaften Einsatz. Hubert Schilles aus Mechernich, Wolf-Christian Lorenz aus Bad Münstereifel und Carsten Bönsch aus Zülpich verhinderten den Bruch des Damms der Steinbachtalsperre und bewahrten damit die umliegenden Ortschaften vor einer weiteren Überflutung.
Polizeihauptkommissar Marc Pfeiffer aus Buchholz rettete mit seinem privaten Motorboot in Rösrath-Hoffnungsthal mehrere Personen aus ihren von den Wassermassen eingeschlossenen Häusern.
Auch Polizeihauptkommissar Patrick Reichelt aus Swisttal rettete mehr als 60 Personen aus vom Hochwasser eingeschlossenen Gebäuden.
Bruder Dirk Wasserfuhr aus Wuppertal warnte durch Läuten der Notglocken des Klosters die Bewohner des Wuppertaler Stadtteils Bevenburg vor der drohenden Flut des Wupperstausees. Dafür wurde ihm eine Belobigung ausgesprochen. NRZ/MIT DPA