An Rhein und Ruhr. Der BUND plädiert für Leitungswasser statt Mineralwässer mit langem Transportweg. Die Dehoga setzt auf unternehmerische Freiheiten.
Ein kostenloses Glas Wasser als Aufmerksamkeit des Hauses ist in Restaurants anderer Länder oft der Standard. In Deutschland ist es eher eine Ausnahme. Doch es mehren sich die Stimmen, die in der Gastronomie lieber frisches Leitungswasser statt Flaschen sehen würden – ob kostenlos oder nicht.
Dehoga gegen Verpflichtung für kostenlosen Ausschank
Wer in Frankreich ein Restaurant besucht, bekommt eine Karaffe Leitungswasser kostenlos auf den Tisch gestellt. Das ist nicht nur eine nette Geste, sondern seit 1967 auch gesetzlich vorgeschrieben. Und auch die EU hat seit 2021 eine Richtlinie, die dazu anregen möchte, dem Gast ein Glas Leitungswasser kostenlos oder gegen einen Betrag an den Tisch zu bringen.
Verpflichtend ist diese Richtlinie aber nicht, und wenn es nach dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in NRW geht, bleibt es auch die unternehmerische Entscheidung der Gastronomen, wie Sprecher Thorsten Hellwig sagt.
Gratis-Wasser auch in den Niederlanden
Dass es keine Verpflichtung dazu gibt, Leitungswasser anzubieten, finde man gut, „weil es unserer Meinung nach keiner gesetzlichen Regelung bedarf“, so Hellwig. „Bei der Diskussion ist noch ein Punkt wichtig: Der Aufwand, der durch ein Glas Leitungswasser im Restaurant entsteht, ist der gleiche wie bei einem Glas Cola beispielsweise.“ Das Getränk müsse eingefüllt, das Wasser gebracht, das Glas abgeräumt und anschließend wieder gereinigt werden.
Doch auch ohne Verpflichtung scheint es im Nachbarland Niederlande zumindest in den größeren Städten einen Trend zum kostenlosen Glas Leitungswasser zu geben. Dieses steht dann auch auf so mancher Getränkekarte mit einem Preis von 0 Euro. Das Wasser wird den Gästen vom Personal automatisch angeboten, man muss nicht erst danach fragen.
Wasser aus der Zapfanlage darf auch etwas kosten
Und auch in Düsseldorf haben viele Gastronomen Zapfanlagen angeschafft, in denen Leitungswasser gefiltert, gekühlt und bei Bedarf mit Kohlensäure versetzt wird. Dieses wird dann in Flaschen abgefüllt und den Gästen serviert. Durch diese Anlagen entstehen aber auch Kosten, gibt Giuseppe Saitta, Inhaber unter anderem des Restaurants „Salumeria Saitta“ in Düsseldorf und örtlicher Dehoga-Vorsitzender, zu bedenken. „Die Betreiber nehmen dann auch einen kleinen Obolus dafür.“ In seinen Restaurants werde es aber bei Mineralwasser aus der Flasche eines italienischen Getränkeunternehmens bleiben. „Aber es ist kein Problem, wenn mal jemand um ein Glas Leitungswasser bittet. Das bekommt man dann, und zum Kaffee oder Espresso gibt es das auch immer dazu“, sagt er.
Leitungswasser hat bessere Klimabilanz als herkömmliches Flaschenwasser
Ebenso im Restaurant „Lukas - Kulinarischer Bahnhof“ in Essen. „Eigentlich leben wir davon, Speisen und Getränke zu verkaufen“, sagt Inhaber André Krämer. Aber ein Gast bekommt auch Leitungswasser, wenn er darum bittet. Doch auch Krämer bleibt im Verkauf vorerst bei Wasser aus der Flasche. Er persönlich sei sich nicht sicher, ob die engen Flaschenhälse der zu den Zapfanlagen gehörenden Flaschen in professionellen Spülmaschinen hygienisch rein werden. Dennoch hält der das Prinzip von abgefülltem Leitungswasser für sinnvoll. Wenn dieses dann günstiger ist als industriell abgefülltes Wasser, habe auch der Gast etwas davon.
Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in NRW hingegen wäre es ein großer Fortschritt, wenn zum Essen auch kostenfrei eine Karaffe Wasser angeboten würde, wie Pressesprecher Dirk Jansen erklärt. „Aus ökologischer Sicht und auch aus der Sicht der Gäste.“
Leitungswasser in NRW ist gut getestet
Die Qualität des heimischen Leitungswassers sei dabei sogar noch besser als die manches hochpreisigen Mineralwassers, so Jansen. „Es wird auch deutlich besser auf gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe untersucht. Zudem würde damit ein regionales Produkt, gewonnen unter ökologisch vorteilhaften Bedingungen und bereitgestellt ohne lange Transportwege in die Gläser gelangen.“ Damit sei auch die Klimabilanz des Leitungswassers im Vergleich unschlagbar gut. „Hochpreisiges Mineralwasser – womöglich aus fernen Landen herantransportiert – mag zwar zum Lifestyle gehören und die Kassen der Gastronomen klingeln lassen, mehr Argumente für dessen Konsum sehe ich aber nicht.“
Die heimischen Mineralwasserbrunnen betonen indes, dass ihre Wasser natürlichen Ursprungs sind - und Leitungswasser immer auch chemisch oder biologisch aufbereitetes Wasser sei.