An Rhein und Ruhr. Ob alte Autoreifen, Müllsäcke oder Sperrmüll – immer wieder wird Abfall illegal abgestellt. Die Entsorgungskosten tragen am Ende die Bürger.
Illegal abgeladener Müll, sogenannte „wilde Kippen“, verursachen im Ruhrgebiet am Niederrhein jährlich Hunderttausende Euro Schaden für die Kommunen. Städte und Gemeinden müssen für die Entsorgung von Müllbeuteln, Autoreifen oder nicht angemeldetem Sperrmüll zahlen. Da die Verursacher nur selten gefunden werden, kommt dieses Geld kaum über Bußgelder wieder in die kommunale Kasse, so dass alle Bürger über Steuergelder oder Müllgebühren dafür aufkommen müssen.
„Mülldetektive“ suchen nach Abfall-Sündern
„Prinzipiell ist jeder illegal in die Umwelt gebrachte Abfall problematisch“, erklärt ein Sprecher der Stadt Oberhausen. Vor allem weil viele der Abfälle größtenteils kostenlos an den Wertstoffhöfen und bei Schadstoffmobilen in Oberhausen abgegeben werden könnten. Auch andere Städte wie Kleve, Rheinberg, Duisburg oder eine Gemeinde wie Hünxe klagen über illegal abgeladenen Müll.
In Düsseldorf und Dinslaken wurden in den vergangenen Jahren „Mülldetektive“ eingestellt, und die meisten Kommunen haben bereits Online-Portale oder Handy-Apps zum Melden von wilden Kippen eingerichtet.
Tonnenweise illegal entsorgter Abfall in NRW-Kommunen
Wie viel Müll gemeldet wird unterscheidet sich von Ort zu Ort. Während in Kleve, Emmerich und Rheinberg nach Angaben der Kommunen zwischen 100 und 200 Fälle im vergangenen Jahr gemeldet wurden, geben Xanten und Rees nur wenige Fälle an. Dagegen spricht man in Oberhausen von mehr als 3000 Fällen, in Duisburg waren es sogar über 8700 wilde Kippen im Jahr 2022.
Die wilden Kippen sind dabei ein schwerwiegendes Problem – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stadt Duisburg berichtet von rund 634 Tonnen illegalem Müll, in Oberhausen entsorgte man 165 Tonnen und in Wesel rund 200 Tonnen.
Andere Städte wie Düsseldorf können über Kosten und Müllmenge keine Angaben machen, da die illegal abgeladenen Abfälle in der Regel mit dem übrigen regulären Abfall zusammen erfasst werden, wie die Stadt mitteilt. Auch im Rathaus von Emmerich kann die Menge nur geschätzt werden. Dort geht man von etwa 20 Kubikmetern illegalem Müll pro Woche aus.
500.000 Euro Schaden für Duisburg durch Entsorgungskosten
Noch schwerer wiegt allerdings der finanzielle Schaden, den die häufig klammen Kommunen zumeist selbst tragen müssen. Die Stadt Duisburg gibt für das vergangene Jahr Kosten von rund 500.000 Euro für die Entsorgung von illegalem Müll an. Und auch der Dienstleister ASG aus Wesel spricht von rund 250.000 Euro. In der Gemeinde Hünxe sei es „eine gute fünfstellige Summe von 15.000 bis 20.000 Euro im Jahr“, wie ein Sprecher erklärt.
Normalerweise müssen Verursacher die Kosten tragen, doch diese seien meistens nicht ausfindig zu machen, wie viele Kommunen mitteilen. Zwar werden Bußgelder verhängt, wenn jemand erwischt wird, aber diese decken nicht die Kosten der Kommunen. So berichtet die Stadt Rheinberg von insgesamt 6000 Euro Einnahmen aus Bußgeldern für illegale Müllentsorgung, hatte dagegen aber Kosten von rund 16.000 Euro.
180 Autoreifen und ein halbes Gartenhaus in Hünxe entsorgt
In Xanten nahm man gar nichts durch Bußgelder ein, wie die Stadt erklärt. „Im letzten Jahr konnte kein Verursacher ermittelt werden, sodass auch keine Bußgelder erhoben wurden.“
Dabei scheinen die Menschen alles mögliche illegal zu entsorgen. „Die Funde gehen von einem Müllsack bis hin zu 180 Altreifen, einem Container voller alter Lampen oder einem halben Gartenhaus“, so ein Sprecher der Gemeinde Hünxe. „Bei den Lampen ist es uns gelungen, den Verursacher zu identifizieren.“ Nachdem der Fall öffentlich gemacht wurde, habe sich ein Betrieb gemeldet, wo die Lampen ausgebaut wurden. Eine Firma habe die Lampen entsorgen sollen, diese aber illegal abgeladen. Die Firma musste die Entsorgungskosten und ein Bußgeld zahlen.
Für die Entsorgung zahlen alle
Identifizieren kann man die Müllsünder höchstens durch Zeugen oder Adressen im Müll. Dies gelingt selten. Besonders ärgerlich: Wenn die Kommune auf den Kosten für die Entsorgung sitzen bleibt, zahlt die Allgemeinheit, teilt die Stadt Dinslaken mit. Denn die Kommunen finanzieren sich vor allem aus Steuergeldern: „Die Personalkosten bei den Kommunalbetrieben werden aus Steuermitteln bezahlt“, so die Stadt Emmerich.
In Wesel, Rheinberg und Oberhausen gibt man an, dass die Kosten über die Abfallgebühren zu Lasten der Allgemeinheit umgelegt werden.
Das NRW-Umweltministerium hat im April vergangenen Jahres einen neuen Bußgeldkatalog für Umweltvergehen veröffentlicht. Die Strafen richten sich nach der Müllmenge und nach dem Ort der wilden Kippe. „Das Wegwerfen oder Entsorgen von Abfällen in den Wald soll mit einem Bußgeld von 30 bis 25.000 Euro geahndet werden, bei größeren Mengen ab einem Kubikmeter mit mindestens 500 Euro“, heißt es auf der Seite des Umweltministeriums.