Köln. Bis Sonntag lockt die Fibo nach Köln. Diese Innovationen gibt es auf der Leitmesse der Fitness-, Wellness- und Gesundheitsbranche.

Deutschland, ein Fitnessland? Dieser Eindruck könnte als Besucher der „Fibo“ in Köln schnell entstehen. Auf der Leitmesse der Fitness-, Wellness- und Gesundheitsbranche verkündet Thomas Wessinghage stolz, dass nach zwei „schwierigen“ Coronajahren, über zehn Millionen Menschen hierzulande Mitglied in einem Fitnessstudio oder einer vergleichbaren Einrichtung sind. Der Mediziner, ehemalige Leichtathlet und Präsident des Verbands der Fitnesswirtschaft (DSSV) versprüht Optimismus. Die Menschen würden, nachdem sie in der Pandemiezeit aus guten Gründen – und zum Teil ja auch von der Politik verordnet – Zuhause blieben, wieder aktiver. Noch bis zum kommenden Sonntag, 16. April, präsentieren über 1000 Aussteller den wahrscheinlich wieder mehr als 200.000 Fach- und Publikumsbesucher die neuesten Innovationen.

Diabetes auf dem Vormarsch

Auf einer Rednerbühne gibt der Sportwissenschaftler Ingo Froböse den Mahner. Er sieht auch nach dem Ende der Corona- andere Pandemien in Deutschland. „Diabetes, Übergewicht, das sind große Themen. 300 Menschen jeden Tag sterben in unserem Land an Diabetes, 100 bis 200 an Übergewicht.“ Es gebe neue psychische Erkrankungen. 25 Millionen Menschen leiden an Rückenschmerzen. „Im Zusammenhang mit der älter werdenden Bevölkerung müssen wir über Demenz und Alzheimer sprechen, ebenso wie über die Zunahme von Herzerkrankungen.“

Darum sei es zwar eine beeindruckende Zahl, wenn mehrere Millionen Deutsche ein Fitnessstudio zum Sporttreiben besuchen, so Froböse. „Aber wir müssen auch darüber reden, wie wir die erreichen, die bislang nicht zu dieser Gruppe gehören.“

Professionelle Videospieler zu Gast

Daran setzt ein Schwerpunkt der Messe in diesem Jahr an, der auf den Themenbereichen „E-Sport“ (sportlicher Wettkampf bei Computer- und Videospielen) und „Gaming“ (dem „normalen“ Spielen ohne Wettkampfanspruch) liegt. Die Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg hat an ihrem Stand professionelle Videospieler zu Gast, die Vorbild für die junge Generation sein können.

Yannick Reiners ist E-Sportler und bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag.
Yannick Reiners ist E-Sportler und bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Stefan Schuffels, Bereichsleiter E-Sports bei Borussia Mönchengladbach, erklärt die Besonderheiten des virtuellen Fußballspiels. „Es kommt auf eine Mischung aus mentaler und physischer Gesundheit an.“ Im Training wird auf die Ernährung geachtet, Nüsse statt Chips, Wasser statt Cola sind angesagt. Nach zwei Stunden gibt es Pause. „Mancher unserer Spieler nutzt das für einen Spaziergang mit dem Hund.“ Während in der realen Bundesliga in einer neuen Saison in der Regel nur neue Taktiken hinzukommen und die Grundlagen gleich bleiben, müssten sich E-Sportler jedes Jahr in neue Spieleversionen einarbeiten. Nur auf dem Sofa rumzusitzen reiche nicht aus.

Die AOK sieht Chancen darin, Themen spielerisch Schülerinnen und Schülern näherzubringen. Lehrkräfte können gesunde Ernährung, Bewegung als Ausgleich oder Methoden des Stressabbaus vermitteln.

Wummernde Bässe hier, Massageliegen dort

Ansonsten ist der Kontrast zwischen den Ausstellern erstaunlich: Hier wummernde Bässe aus dem Lautsprecher und Action bei einem Vorführkampf im Kickboxring, dort Massageliegen mit bereitgestellter Augenbinde und Kopfhörern. Auf der einen Seite werden Gerätschaften präsentiert, die zunächst den Eindruck erwecken, sie wären in einem mittelalterlichen Folterkeller besser aufgehoben als auf dem Messegelände in Köln-Deutz. Nach einer kurzen Vorführung wird klarer, welche Körperpartien durch das Training angesprochen werden sollen. Auf der anderen Seite werben zahllose Firmen mit Nahrungsergänzungsmitteln oder Energydrinks darum, diese an Ort und Stelle auszuprobieren -- oft verbunden mit Versprechungen von „null Kalorien“, „null Gramm Zucker“ oder „hoher Proteinanteil“.

Das Training kann auch Spaß machen.
Das Training kann auch Spaß machen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Tests, die innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis liefern, sind ebenfalls vor Ort zu finden. Dort wird aber nicht nach Coronaviren gefahndet, sondern der Testosterongehalt im Blut untersucht. Mit den Erkenntnissen der Auswertung soll ein zielgerichteteres Training möglich sein – der Bodybuilding-Wettkampf nebenan gilt als Motivation.

Die erste Ausgabe der „Fibo“ (Kunstwort als Verbindung von „Fitness“ und „Bodybuilding“) gab es 1985 in Köln. 1991 wechselte die Messe den Standort und fand von da an bis 2012 auf dem Messegelände in Essen statt. 2013 kehrte die Messe nach Köln zurück und hat ihre Heimat in der Kölnmesse gefunden. Sie gilt als weltweit größte Fachmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit. Auch für Privatpersonen ist die Fibo geöffnet. Diese können Samstag und Sonntag durch die neun Messehallen schlendern. Hautnah miterleben können Besucher am Samstag einen „Hyrox“-Wettkampf, einen Mix aus Kraft-, Intervall-, und Ausdauersport. Weitere Informationen (Anreise, Eintrittskarten, Öffnungszeiten) gibt es online unter www.fibo.de.