An Rhein und Ruhr. In Zeiten des Fachkräftemangels werden Arbeitgeber kreativ, um neue Mitarbeitende zu locken. Welche Vorteile Firmen ihren Beschäftigten bieten.

Home-Office, Gleitzeit und eine faire Bezahlung – viele Versprechungen stehen mittlerweile in den Stellenausschreibungen und den Internetseiten der Arbeitgeber. Die sogenannten „Corporate Benefits“ (übersetzt: Unternehmensvorteile) sollen das Unternehmen attraktiver machen, neue Bewerber anlocken und die eigenen Mitarbeiter langfristig binden.

„Die Probleme, neue Beschäftigte zu finden haben sich in den vergangenen Jahren von einzelnen Branchen auf den gesamten Arbeitsmarkt ausgebreitet“, erklärt Michael Feiter vom Kommunalen Arbeitgeberverband Nordrhein-Westfalen. Während Unternehmen sich früher vor Bewerbungen kaum retten konnten, haben Arbeitnehmer in Zeiten des Fachkräftemangels nicht selten die Wahl zwischen mehreren potenziellen Arbeitsplätzen. „Unternehmen müssen also kreativ werden und zeigen, dass sie die Bedürfnisse der Arbeitnehmer Ernst nehmen“, sagt Feiter.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Ein zentraler Punkt ist in dieser Hinsicht die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf – die Work-Life-Balance. Nahezu überall, wo es möglich ist, wird daher das mobile Arbeiten aus den eigenen vier Wänden, kurz: Home-Office, angeboten.

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Dafür werben viele Unternehmen an Rhein und Ruhr mit der Ausstattung eines Dienstlaptops und eines Diensthandys, das häufig auch privat genutzt werden darf. „Ob Apple oder Windows User – bei uns kannst du selbst entscheiden, mit welchem technischen Equipment du arbeiten möchtest“, ist zum Beispiel auf der Website der iC Consult Group zu lesen, die unter anderem in Essen ansässig ist.

Flexibel sollen bei vielen Arbeitgebern auch die Arbeitszeiten sein. Der Stahlkonzern Thyssenkrupp stellt es seinen Mitarbeitern frei, „ob Sie um 7 Uhr kommen und früh Feierabend machen, oder ob Sie um 11 Uhr anfangen und dafür spät gehen“, heißt es auf der Website.

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Altersvorsorge und Mitarbeiteraktien

Die größten Arbeitgeber des Ruhrgebiets, darunter auch RWE, Aldi und Deichmann, werben außerdem mit Weiterbildungsmöglichkeiten, einer betrieblichen Altersvorsorge und regelmäßigen Mitarbeiterevents. Zum Teil werden Kitas im Firmengebäude oder Eltern-Kind-Büros geboten.

Bei Evonik und dem SAP-Standort in Ratingen gibt es vergünstigte Mitarbeiteraktien. Der Technologiekonzern Hewlett Packard, ebenfalls ansässig in Ratingen, wirbt mit einer sechsmonatigen Elternzeit bei voller Bezahlung. Eine teure Maßnahme, die sich nur die wenigsten Unternehmen leisten können. Aber auch kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe bieten Corporate Benefits an und locken beispielsweise mit kostenlosen Getränken und Obst.

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„Man sollte allerdings trotzdem darauf achten, sich irgendwie abzuheben und nicht genau das zu bieten, was es bei allen anderen Unternehmen auch gibt“, meint Feiter. Manche Arbeitgeber lassen sich deshalb noch außergewöhnlichere Dinge einfallen, die meist ebenfalls mit hohen Kosten verbunden sind.

Mit den Kollegen nach Mallorca

Einmal im Jahr geht es für die Mitarbeiter des IT-Unternehmens Oraylis aus Meerbusch gemeinsam in die Sonne – auf Kosten des Arbeitgebers. „Im vergangenen Jahr waren wir von Freitag bis Sonntag auf Mallorca“, erzählt Marketing-Chefin Agnes Kruczek. Dort werde zwar auch gearbeitet, grundsätzlich gehe es aber um den Spaß und darum, das Teamgefüge zu stärken. „Das haben wir im letzten Sommer zum 13. Mal gemacht und es wurde jedes Jahr sehr gut aufgenommen.“

Aktuell arbeite das Unternehmen, das laut dem Forschungsinstitut „Great Place to Work“ zu den besten Arbeitgebern in NRW gehört, auch daran, ein Workation-Konzept zu etablieren. Hier sollen die Arbeitnehmer die Möglichkeit bekommen, ihren Aufenthalt an einem Urlaubsort zu verlängern und für einige Tage von dort aus arbeiten, ehe sie ins Büro zurückkehren.

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Die in Essen ansässige Realcore Group, in der IT-Beratung tätig, lockt neue Fachkräfte neben einer betrieblichen Altersvorsorge und kostenlosen Getränken mit einem Mitarbeiterfrühstück. Auch ist hier die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein großer Punkt. Für das mobile Arbeiten gibt es einen Firmenlaptop, für die Kinder der Mitarbeiter gibt es jährlich Weihnachtsgeschenke.

Die Handelskette Deichmann wirbt mit tariflichem Sonderurlaub bei Hochzeiten, Evonik verspricht Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen und der Metallhändler Klöckner lockt mit Sonderzahlungen bei Hochzeiten und Geburten.