Brüggen. Ein Immobilienmakler erklärt, was zum Hausverkauf gehört, wie man schwarze Schafe erkennt und wie viel Provision seriös ist.
Wer eine Wohnung oder ein Haus verkaufen möchte, kann das selbst auf eigene Faust tun, Fotos auf Immobilienseiten ins Internet stellen und Besichtigungstermine vereinbaren. Er kann aber auch einen Immobilienmakler mit dem Verkauf beauftragen. Doch: Nimmt mir der Makler tatsächlich Vieles ab oder ist es für ihn leichtverdientes Geld, wie ihnen oftmals unterstellt wird?
Dem Image des Immobilienmaklers heftet manchmal der Ruf des schnellen Geschäfts an. So war es wohl anfangs auch bei einer Kundin, die sich nach vergeblichen Versuchen, ihre Wohnung selbst zu verkaufen, an einen Makler gewandt hatte. Am Ende kommt sie in ihrer Bewertung auf der Seite des Maklerbüros zu dem Schluss: Das Vermittlungsteam „hat mein Maklerbild komplett verändert“.
„Sicher gibt es schwarze Schafe“, sagt Arndt Gerhardts, Geschäftsführer eines seit 25 Jahren in Brüggen ansässigen Immobilienunternehmens. Aber er weiß, was ein seriöser Makler alles leistet.
Vom Maurermeister zum Geschäftsführer eines Immobilienunternehmens
Gerhardts Vater hat in Brüggen das Maklerbüro gegründet, sein Sohn Arndt, eigentlich Maurermeister, hat es später übernommen und führt die Firma inzwischen. Seine Ausbildung hat er an der Europäischen Immobilienakademie abgelegt und ist nun auch Regionaldirektor des Bundesverbands für die Immobilienwirtschaft (BVFI) für die Region Nettetal-Grefrath. „Vor einiger Zeit sind viele auf den Zug aufgesprungen in der Hoffnung, das schnelle Geld zu machen“, sagt er.
Viele, so meint er, hätten sicher auch den Aufwand unterschätzt. Auch aktuell werde der Markt bedingt durch die hohe Inflation, steigende Baukosten und steigende Zinsen schwieriger. Immobilien im Bereich von 200.000 Euro seien noch nachgefragt, weil sich manche Menschen diesen Preis leisten können. Wer aber vor Jahren für das 160 Quadratmeter große Einfamilienhaus eine halbe Million Euro bekommen habe, würde es heute für weniger Geld verkaufen müssen.
Zu einem Hausverkauf gehöre eine Menge. Da wäre zum einen die Recherche in Bauakten. Ist das alles legal, was auf dem Grundstück steht? Da, so Gerhardts, gebe es oftmals Überraschungen. Und das komme gar nicht mal so selten vor, es gebe oft kleinere oder größere Bauten, die nicht regulär angegeben seien.
Interessenten können das Haus online besichtigen
Außerdem kümmern er und sein Team sich um Fotos und ein Exposé der Immobilie, von der dann ein digitaler Zwilling erstellt wird. Interessenten können so bereits eine Online-Besichtigung durchführen, um zunächst zu schauen, ob die Immobilie grundsätzlich infrage komme oder nicht. „Das reduziert die Zahl der Vor-Ort-Besichtigungen“, nennt Gerhardts einen Vorteil.
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Zudem prüft das Maklerteam die Identitäten der Interessenten, lässt Energieausweise erstellen, bearbeitet Dokumente für Banken und Notare, prüft, ob die Finanzierung gesichert ist, muss das Geldwäschegesetz beachten, führt die Kaufpreisverhandlungen. Weil er angesichts der angespannten Situation auf dem Immobilienmarkt eine große Unsicherheit bei Käufern und Verkäufern spürt, bietet er nun auch digitale und unverbindliche Beratungen an. Der Job verlangt also ein großes Knowhow, eine gute Erreichbarkeit und eine Menge Zeit. Manchmal gehe ein Hausverkauf in einigen Wochen über die Bühne, aber in der Regel müsse man ein halbes Jahr einrichten.
Je höher der Preis, desto höher der Verdienst für den Makler
Für ihre Leistungen berechnen Makler Provisionen. Im Schnitt, so sagt Gerhardts, sind es in NRW 7,14 Prozent vom Kaufpreis. Es gibt Makler, die teilen die Provision auf – 3,07 Prozent zahlt der Verkäufer, die andere 3,07 der Käufer. Arndt Gerhardts hingegen arbeitet in fast allen Fällen nach dem Bestellerprinzip, sprich: Der Verkäufer zahlt die Provision komplett. Steigen die Immobilienpreise also, verdienen auch die Makler mehr. Je höher der Kaufpreis, desto höher der Abschluss. Misstrauisch werden sollte man, wenn Makler deutlich mehr Prozent Provision berechnen. Auch eine Mitgliedschaft in einem der großen Verbände wie dem BVFI oder dem IVD deute daraufhin, dass Makler seriös seien, rät er.
Arndt Gerhardts hat einen Ratgeber mit Tipps für den Hausverkauf geschrieben. Das Buch „Hurra, mein Haus ist weg“ ist in der zweiten Auflage im Immobilienfachverlag erschienen.