An Rhein und Ruhr. Mit Kleidungskapseln nachhaltige Mode voranbringen? Das hat sich das Start-up Fairnica aus Herne vorgenommen. Was dahinter steckt.

Kleidung in Kapseln mieten? Klingt im ersten Moment vielleicht ungewöhnlich, ist aber das Konzept des Start-ups „Fairnica“ aus Herne. Nur, dass es sich bei den „Kapseln“ um Päckchen handelt – schwarze Kartons aus nachhaltiger Pappe, versteht sich.

Die Idee dahinter ist eigentlich einfach: Wer eine Mitgliedschaft bei Fairnica abschließen möchte, hat die Wahl zwischen einem, drei oder sechs Monaten und zahlt je nach Auswahl zwischen 59 bis 89 Euro im Monat. Jedes Mitglied hat dann die Möglichkeit, die sogenannten „Kapseln“ zu bestellen, entweder mit selbstgewählten Kleidungsstücken oder einer von Designern zusammengestellten Auswahl.

Aus fünf bis acht Stücken können bis zu 30 Outfits kombiniert werden

Jede Kapsel enthält je nach Wahl fünf bis acht Kleidungsstücke, aus denen man – so die Theorie – bis zu dreißig Outfits kombinieren kann. „Damit hat man dann Abwechslung im Schrank und vermeidet Fehlkäufe“, erklärt Nicola Henseler, Geschäftsführerin von Fairnica. Der Warenwert der Kleidung innerhalb eines Paketes liegt bei rund 600 Euro.

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Und wenn etwas nicht passt, gefällt oder etwas Neues her muss? Dann können die Pakete wieder zurückgeschickt werden, in den Kartons, die auch zum Versand genutzt wurden. Das passiere aber meistens nur in Abständen von ein paar Monaten, erklärt Henseler. In Herne werden sie dann wieder aufbereitet für die nächste mietende Kundschaft.

Prinzip des „Capsule Wardrobe“ ist Grundlage

Aber zurück zum Anfang: Die Idee hinter den sogenannten Kleiderkapseln von Fairnica basiert auf dem Prinzip des „capsule wardrobe“. Ins Deutsche übersetzt heißt das so viel wie „Kapsel Kleiderschrank“ und bezeichnet das Konzept der minimalistischen Garderobe, die aus nur wenigen essenziellen Kleidungsstücken besteht. „Einfach Kleidungsstücke, die kombinierbar sind und nie aus der Mode kommen“, erklärt Chefin Nicola Henseler.

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Die Idee kam der Hernerin, als sie aus der Elternzeit wieder zurück in den Job wechselte, von Beruf war sie Produktmanagerin in der Autobranche. „Ich wollte die Zeit, die ich nicht mit meiner Tochter verbringen kann, einfach sinnvoller nutzen.“ So begann sie, sich mit der Textilindustrie auseinanderzusetzen und einen Blog darüber zu schreiben, der sich mit fair produzierter und gehandelter Mode beschäftigt – und was ein Zufall: der Blog hieß damals Fairnica.

Langfristig soll weniger Kleidung produziert werden

Im Team von vier Gründerinnen und Gründern entwickelte Fairnica dann ein Geschäftsmodell mit dem Ziel, dass langfristig weniger Kleidung produziert wird und dafür länger getragen wird. „Wir wollen, dass die Kleidung einfach länger im Kreislauf bleibt“, so Henseler.

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Auch der Zugang zu nachhaltiger Mode solle durch das Konzept des Unternehmens mehr Leuten ermöglicht werden, deshalb erstellte das Team um Henseler ein Mietmodell für Kleidung – und belegte beim Gründungswettbewerb „Senkrechtstarter“ in Bochum 2018 prompt den vierten Platz. Im gleichen Jahr startete dann die Pilotphase. Mit Erfolg...

Zusammenarbeit mit rund 40 Labels

In die Pakete der Kunden kämen nur fair und nachhaltig produzierte Kleidung aus ökologischen Materialien. Dafür arbeitet das Start-up mit rund 40 Produzenten zusammen. „Auch die Aufklärung ist uns wichtig“, so Henseler. Schon jetzt habe sie das Gefühl, dass die Wahrnehmung für fairere Produktionen und nachhaltigere Kleidung wächst.

„Trotzdem ist es manchmal schwierig zu erkennen, welche Firmen wirklich nachhaltig produzieren und welche sich nur damit schmücken“ – sogenanntes „green washing“. Die Firmen, mit denen Fairnica zusammenarbeitet, produzieren die Kleidung größtenteils in der EU, auch in Indien und im Iran wird produziert. „Im Mittelpunkt stehen aber immer die guten Arbeitsbedingungen. Wir arbeiten nur mit Unternehmen zusammen, die sich auch sozial engagieren“, so die Unternehmerin.

Nachhaltig ist, wer seine Klamotten mindestens 30 mal trägt

Das kommt scheinbar auch bei den Kundinnen und Kunden an: Mittlerweile konnte das Herner Start-up rund 600 Menschen für sich begeistern. In Zukunft wolle man nicht nur weiter wachsen, auch eine Konzepterweiterung ist geplant. „Wir wollen eventuell nicht nur vermieten, sondern auch verkaufen“, so die Geschäftsführerin.

Doch auch hier solle darauf geachtet werden, dass der Kauf nachhaltig gestaltet wird. „Man spricht von einem nachhaltigen Einkauf, wenn man das Teil mindestens dreißig Mal getragen hat“, erklärt Henseler. Das solle den Kundinnen und Kunden dann auch vor einem Kauf so kommuniziert werden, um das weiter zu verfolgen, was sich Fairnica auf die Fahne geschrieben hat: Mit nachhaltiger Mode die Textilbranche umkrempeln.

>>> NRZ-Solidaritätspreis: Hier Vorschläge einreichen!

Der 7. Solidaritätspreis von Freddy Fischer Stiftung und der NRZ heißt: „Wir für das Klima – Solidarität mit dem Planeten“. Im Fokus stehen Personen, Initiativen und junge Unternehmen, die sich mit guten (Geschäfts-)Ideen als Vorbilder für den Kampf gegen die Klimakrise, für Umweltschutz oder die Anpassung an Veränderungen einsetzen. Der Preis ist dotiert mit 10.000 Euro. Reinhard Wiesemann, Jury-Mitglied und Sozialunternehmer, stiftet einen Sonderpreis von 2500 Euro. Wir freuen uns auf Vorschläge.

Schreiben Sie bitte bis Mitte März an: NRZ, Seite Drei, Stichwort: Solidaritätspreis, Jakob-Funke-Platz 1, 45127 Essen. Oder schicken Sie eine Mail an seitedrei@nrz.de, Betreff: Solidaritätspreis. Reichen Sie möglichst Berichte, Videos und Infos zu Ihrem Vorschlag ein.