An Rhein und Ruhr. Die NRW-Flughäfen spielen bei einem Ranking des Portals „Airhelp“ keine gute Rolle. Wo 2022 am meisten Flüge ausfielen oder sich verspäteten.

„Das Jahr 2022 war kein gutes Jahr für Flugreisende. Insbesondere der Sommer hat gezeigt, dass die Flughäfen und Airlines personell nicht auf den Anstieg an Flugreisen nach der Pandemie vorbereitet waren“, so lautet die Einschätzung von Tomasz Pawliszyn, dem Chef des Fluggastrechteportals „Airhelp“, mit Blick auf eine Datenanalyse für das vergangene Jahr. Die deutschen Flughäfen spielen in der Erhebung des Portals, die dafür Fluggastdaten in ganz Europa ausgewertet haben, keine gute Rolle: Nur in den Niederlanden (37 Prozent) und Großbritannien (36 Prozent) gab es demzufolge 2022 anteilig noch mehr verspätete Passagiere als in Deutschland (36 Prozent).

Flughafen Köln/Bonn landet in Deutschland auf dem zweiten Platz

Frankfurt war mit 43 Prozent betroffener Passagiere hinter Korfu und Manchester der drittunpünktlichste Flughafen Europas. In Nordrhein-Westfalen stechen vor allem der Flughafen Köln/Bonn und der Flughafen Dortmund hervor, die sich beide im Negativ-Ranking nur knapp hinter Frankfurt einreihen: 39,5 (Köln/Bonn) beziehungsweise 39 Prozent (Dortmund) der Fluggäste hatten nach Airhelp-Angaben mit Verspätungen zu tun.

Am Flughafen Düsseldorf hatte nach Angaben des Portals „Airhelp“ im Jahr 2022 fast jeder dritte Fluggast mit Problemen wie Verspätungen oder Ausfällen zu kämpfen.
Am Flughafen Düsseldorf hatte nach Angaben des Portals „Airhelp“ im Jahr 2022 fast jeder dritte Fluggast mit Problemen wie Verspätungen oder Ausfällen zu kämpfen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Der Flughafen Düsseldorf, der größte Airport in NRW, hat hingegen weniger Probleme zu verzeichnen – auch wenn im vergangenen Jahr beständig über Ärger bei der Abfertigung und den Kontrollen berichtet wurde. Der von Airhelp angefertigten Datenanalyse zufolge waren 30,7 Prozent der Passagiere mit Problemen konfrontiert.

Flughafen Düsseldorf: 2022 war „herausforderndes Jahr“

„Das vergangene Jahr war für die gesamte Branche ein herausforderndes Jahr“, führt Süleyman Ucar, Pressesprecher des Düsseldorfer Flughafen, an. „Der sprunghafte Anstieg des Verkehrsaufkommens fiel in eine Zeit, in der der Luftverkehr stark geprägt war durch die Folgen der Pandemie und schwierige globale Rahmenbedingungen.“

Der Düsseldorfer Flughafen unternehme mit den Fluggesellschaften, der Deutschen Flugsicherung und anderen Partnern Anstrengungen, um die Pünktlichkeit am Standort zu erhöhen. „Der Luftverkehr ist jedoch ein komplexes System, in dem trotz aller vorbeugenden, operativen Maßnahmen Verspätungen leider nicht gänzlich ausgeschlossen werden können“, so Ucar. Durch Wetterabhängigkeit, Streiks, Personalengpässe oder plötzlich auftretende technische Störungen können im Laufe eines Tages Verspätungen entstehen.

Der Flughafen bemühe sich, durch eine Änderung der Betriebsgenehmigung die Nordbahn stärker nutzen zu können. Das Planfeststellungsverfahren dazu laufe.

Weniger Fluggäste als 2019, aber mehr Verspätungen

„Bemerkenswert ist, dass es 2019 immer noch insgesamt 330 Millionen Fluggäste mehr gab als 2022, trotzdem waren nur rund 23 Millionen Menschen mehr von Flugproblemen betroffen“, blickt Tomasz Pawliszyn auf den europäischen Flugverkehr. „Während vor der Pandemie weniger als 24 Prozent der Passagiere verspätet gestartet sind, waren es in diesem Jahr knapp 31 Prozent“, so der Airhelp-Chef.

„Wir gehen davon aus, dass dieser Negativtrend auch in diesem Jahr anhalten wird. Wie in vielen anderen Branchen ist der Fachkräftemangel weiterhin ein gravierendes Problem, das den Flugbetrieb behindert. Dazu kommen Personalstreiks, die zusätzlich zu Verzögerungen führen. Wir möchten alle Passagiere dazu ermutigen, sich mit ihren Fluggastrechten auseinanderzusetzen und ihren Anspruch auf Entschädigung für alle Verspätungen und Ausfälle im Jahr 2022 zu prüfen”, führt Pawliszyn fort.

Viele Verspätungen in Köln/Bonn

In der Jahresstatistik 2022 verzeichnet Airhelp für den Flughafen Köln/Bonn insgesamt 3.780.000 Passagiere, 1.490.000 davon verzeichneten Probleme (darunter 1.390.000 Verspätungen, 110.000 Ausfälle). Am Flughafen Dortmund traten bei 1.030.000 Passagieren in 390.000 Fällen Verspätungen und bei 10.000 Fällen Ausfälle auf.

Die Auswertung für Düsseldorf listet bei 7.640.000 Passagieren insgesamt 2.140.000 Verspätungen und 200.000 Ausfälle auf.

Für de Flughafen Weeze hat Airhelp nur bedingt aussagekräftige Daten.
Für de Flughafen Weeze hat Airhelp nur bedingt aussagekräftige Daten. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Für den Flughafen Weeze liegen dem Fluggastrechteportal keine vollständigen Daten vor: „Von insgesamt circa 270.000 erfassten Passagieren, waren circa 66.000 von Problemen betroffen“, erklärt eine Airhelp-Sprecherin auf Anfrage. Das entspricht einem Anteil von 24,83 Prozent der Passagiere. „Hierbei bitte ich zu berücksichtigen, dass lediglich etwa 50 Prozent aller vom Flughafen Weeze abgeflogenen Passagiere in unseren Daten erfasst worden sind und die Zahlen daher als Schätzung zu betrachten sind“, berichtet die Sprecherin weiter.

Die Verbraucherzentrale NRW berichtet davon, dass je nach Sachlage und Voraussetzungen für Fluggäste eine Ersatzbeförderung oder Flugpreiserstattung (auch „Unterstützungsleistungen“ genannt), eine „Ausgleichszahlung“ (sprich: eine pauschale Entschädigungssumme) und/oder „Betreuungsleistungen“ (Mahlzeiten am Flughafen, Hotelkosten etc.) in Betracht kommen. Außerdem sind ggf. Schadenersatzzahlungen möglich, wenn der „Ärger“ im Zusammenhang mit dem gebuchten Flug zusätzliche Kosten verursacht. Eine Übersicht mit Informationen gibt es online unter verbraucherzentrale.nrw/flugaerger.

Die Studie des Portals „Airhelp“ basiert nach eigenen Angaben auf den Flugdaten vom Zeitraum Januar bis Dezember 2022. Es sei untersucht worden, wie viele Passagiere in den Zeiträumen in Europa von Verspätungen und Flugausfällen betroffen waren. Die Anzahl der Passagiere und die Prozentangaben wurden dafür gerundet. In der Analyse wurden nur die Länder und Flughäfen berücksichtigt, in denen mindestens 500.000 bzw. 100.000 Passagiere gestartet sind. Eine Vielzahl von Quellen sei kombiniert worden, um u. a. Deckungslücken in den Daten einiger Anbieter zu beseitigen. Die Anbieter werden nach der Qualität ihrer Daten priorisiert. Als unpünktlich wurden Flüge bewertet, die mehr als 15 Minuten nach Plan starteten. Als Ausfälle wurden Verbindungen angesehen, die in der Woche vor dem geplanten Start abgesagt wurden.