Düsseldorf. Der Flughafenbetreiber in Düsseldorf sieht keine chaotischen Zustände, ist mit dem Handling der Sicherheitskontrollen aber nicht zufrieden.
Der Flughafen Düsseldorf hat einen Ruf, der seit anderthalb Jahren angeschlagen ist. Lange Schlangen bei den Sicherheitskontrollen mit tausenden von genervten Passagieren, und zuletzt kam das sogenannte „Kofferchaos“ noch hinzu. So ist es verständlich, dass Reisende, die gerne über Weihnachten oder zwischen den Tagen mit dem Flugzeug verreisen wollen, sich sorgen, ob ihre Nerven stark genug sind, um in Düsseldorf ihren Urlaub oder ihre Heimat zu starten.
Bis 1996 und einer neuen EU-Richtlinie zur Öffnung des Marktes hatte der Flughafen alle Service- und Sicherheitsdienste (in Absprache mit der Bundespolizei) - Ground Handling genannt – selbst in der eigenen Hand. Die Fluglinien haben danach aus Kostengründen andere Unternehmen beauftragt. 2012 fiel dann beim zum Teil privat geführten Düsseldorfer Flughafen die Entscheidung, den großen Personalapparat, der nur noch zum Teil genutzt wurde, sozialverträglich abzubauen. Das wurde in diesem Jahr dann endgültig abgeschlossen. Bis auf die Passagier-Transportdienste, diese kümmern sich jetzt fast nur noch um die Enteisung der Flugzeuge.
“Es laufen noch geordnete Prozesse ab, so dass man nicht von Chaos sprechen kann“
„Der Flughafen ist aus der Bodenabfertigung raus, die Dienstleister werden nun komplett von den Airlines beauftragt. Der Flughafen stellt nur die Räume und die Gepäckförderanlage“, sagt Tankred Stachelhaus, einer der Sprecher des Flughafens. Offensichtlich ist darüber hinaus, dass einige Politiker nicht die Übersicht haben, wie die Strukturen im Flughafenbetrieb aussehen.
Um eine Übernahme beispielsweise der Gepäckabfertigung zu realisieren, hätte der Flughafen überhaupt nicht das Personal. „Wir sehen das mit Sorge, dass einige Dinge am Flughafen nicht so wie gewünscht laufen, aber wir sind weit weg von einem Chaos, wie es in der Öffentlichkeit teilweise dargestellt wird“, sagt Stachelhaus, der einräumt, dass sich Abläufe verzögern, es aber immer noch geordnete Prozesse am Airport gebe. „Unkontrolliert kommt kein Passagier durch und verstaut seinen Koffer auch nicht selbst.“
Derzeit soll wohl intern in der Diskussion sein, dass der Flughafenn das Frankfurter Modell übernimmt, also die Dienstleister verantwortlich steuert. Das müsste aber zunächst seinen politischen Weg gehen. Vielleicht wird sich dann im Sommer die Lage entspannen. Allerdings hat das Unternehmen DSW einen laufenden Vertrag mit der Bundespolizei für die Sicherheitskontrolle am Flughafen. Das muss also alles geprüft werden.
Staus auch an ruhigen Tagen
Für die Gewerkschaft Verdi sind die Personalprobleme des Dienstleisters DSW bei der Sicherheitskontrolle das große Ärgernis. Auch zwei Abmahnungen und Vertragsstrafen hätten offensichtlich wenig Veränderung gebracht. Selbst im verkehrsarmen November und an einigen Tagen im bislang ruhigen Dezember hat es lange Schlangen und Wartezeiten vor den Kontrollen gegeben, die auch außerhalb der Stoßzeiten früh morgens und nachmittags bis zu einer Stunde betragen haben.
„Nach den Problemen im Sommer und im Herbst sollte man doch eigentlich meinen, an solch ruhigen Tagen müsste das klappen“, sagt Özay Tarim von der Gewerkschaftssekretär bei der Verdi und weist darauf hin, dass DSW zwischenzeitlich sogar beim Flughafen als Betreiber angefragt hat, dass zehn Wannenrückführer gesucht würden.
Offensichtlich auch aufgrund der Abmahnungen stellt DSW inzwischen keine Teilzeit- sondern Vollzeitkräfte ein. Geholfen habe es wenig. Die Auflage, dass Fluggäste an den Sicherheitskontrollen nicht länger als 10 Minuten warten müssen, sind nicht anders erfüllbar, als mit mehr Personal.
Bereits am Wochenende droht der nächste Stresstest für Passagiere und Mitarbeitende der Firma DSW. Am Freitag starten die Weihnachtsferien (23. Dezember bis 6. Januar 2023), dann werden viele Fluggäste erwartet, die in den Urlaub fliegen. Nach den Erfahrungen zu Beginn der diesjährigen Sommer- und Herbstferien, ist davon auszugehen, dass es auch zum Ferienbeginn am Freitag zu Staus und Chaos vor den Sicherheitskontrollen und den Abfertigungen am Flughafen kommen wird.
Flughafen erwartet über 600.000 Passagier bis zum 8. Januar
Die Fluggesellschaften haben für die Ferienzeit 4.800 Starts und Landungen zu mehr als 120 Zielen weltweit angemeldet. Insgesamt erwartet der Flughafen Düsseldorf in der letzten Reisewelle des Jahres von dem Tag vor Weihnachten bis einschließlich Sonntag, 8. Januar, mehr als 600.000 Fluggäste. Spitzentag soll demnach der erste Ferientag an diesem Freitag mit 45.000 Passagieren und 350 Flugbewegungen sein.
Zu den beliebtesten Zielen zählen Gran Canaria, Mallorca, Hurghada und Antalya mit jeweils 27 wöchentlichen Abflügen. Turkish Airlines fliegt zusätzlich auch zweimal täglich nach Istanbul. Die Check-ins der Fluggesellschaften öffnen nicht früher als drei Stunden vor Abflug. Deutlich früher anzureisen ist nicht von Vorteil und kann zu längeren Wartezeiten und Verzögerungen führen, warnt der Flughafen.