Die Lieferengpässe bei Medikamenten sind kein neues Phänomen. Warum wurde nicht schon längst gehandelt?
Es ist absurd: Auf der einen Seite müssen nun zig Tausende Corona-Impfdosen vernichtet werden, weil sie ungenutzt herumliegen. Auf der anderen Seite gibt es zu wenig Fiebersaft für Kinder, kein Paracetamol gegen die Schmerzen, keine Augentropfen.
Einige fahren inzwischen in die Niederlande, um sich dort die benötigten Medikamente zu besorgen, wo sie oftmals sogar günstiger sind als in Deutschland. Und der Präsident der Bundesärztekammer schlägt einen Medikamentenflohmarkt vor, auf dem übrig gebliebene oder sogar abgelaufene Medikamente untereinander weitergegeben werden sollen. Ja, es ist absurd.
342 Arznei-Lieferengpässezählt das Bundesinstitut für Arzneimittel aktuell auf. Klar, es hat damit zu tun, dass nun viele Menschen und Kinder plötzlich auf einmal erkranken, weil nach der Abschottung durch die Corona-Pandemie die Immunsysteme geschwächt und anfälliger für Infekte sind.
Doch das Problem liegt nach wie vor auch in der Vergabepraxis. Festpreise und Rabattverträge haben die Produktion von Medikamenten oder Stoffen in Billiglohnländer verlagert.
Das aber ist nicht neu. Spätestens seit Beginn der Pandemie, als die Produktion von Antibiotikum-Wirkstoffen in China ruhte und in Deutschland zur Knappheit führte, war das Problem in der Öffentlichkeit bekannt. Es ist daher unverständlich, dass sich mehr als zwei Jahre später immer noch nichts getan hat. Medikamente müssen dringend mehr in Europa hergestellt werden statt in Billiglohnländern wie China.
Doch die Herstellung allein genügt nicht, die Krankenkassen müssen die Medikamente dann auch in Deutschland kaufen.
Denn wozu solche Abhängigkeiten führen, führt uns aktuell die Energiekrise deutlich vor Augen.