Kamp-Lintfort. Gaby Tum ist mit 70 Jahren topfit. 24 Marathons ist die gebürtige Kamp-Lintforterin schon gelaufen – und ein bestimmtes Ziel hat sie noch.
Gaby Tum läuft für ihr Leben gern. Gerade erst hat sie den Halbmarathon auf Mallorca geschafft, wobei, das wirft sie fast lapidar ein: „Die Strecke ist man ja schnell auch mal so gelaufen.“ Ihre Spezialität ist dagegen der „ganze“ Marathon. Nur kurz zur Erinnerung: Das sind 42,195 Kilometer. 24 solcher Langstreckenläufe hat die gebürtige Kamp-Lintforterin bereits absolviert, Nummer 25 soll bald folgen. Dass sie 70 Jahre alt ist, lässt sie im Gespräch eher nebenbei fallen. Ist ja auch nicht so wichtig, wie sie sagt: „Man kann alles schaffen, wenn man es nur wirklich will.“
Dabei hat Gaby Tum ihre Liebe zum Laufen erst relativ spät entdeckt. Der Sportunterricht in der Schule war eher rudimentär, später, während der Lehre und dem ersten Job bei Siemens, saß sie die meiste Zeit des Tages am Schreibtisch. Doch mit Ende 30 knüpfte sie Kontakte zum Sportverein Alemannia Kamp und probierte Springen, Werfen, Laufen aus. Letzteres gefiel ihr besonders gut, denn: „Ich habe mich schon immer gern bewegt.“ Daher wurde sie auch sofort hellhörig, als jemand sie zu einem Halbmarathon einlud. Wie viel Kilometer sind das? 21. „Das ist schon viel“, dachte sie sich. Viel, aber machbar.
Erster Marathon in Duisburg
Wenn, und das ist Gaby Tum wichtig zu betonen, wenn der Läufer oder die Läuferin sich intensiv darauf vorbereitet. Und das tat sie. Deshalb klappte es mit ihrem ersten Halbmarathon ganz gut. „Danach hatte ich Blut geleckt“, sagt sie und lacht. Jetzt wollte sie auch den richtigen Marathon schaffen! Also trainierte sie darauf extra hin, schlüpfte direkt nach der Arbeit in die Sportschuhe und lief los. Mindestens fünf 30 Kilometer-Läufe gehören zur Vorbereitung für sie dazu, dazu kommen viele Tempo-Trainings. „Irgendwie kommt man immer ins Ziel, aber die Zeit soll ja auch stimmen.“
Nach einigen Monaten war es schließlich so weit: Gaby Tum trat zu ihrem ersten Marathon in Duisburg an. Aufgeregt sei sie schon gewesen, gibt sie zu. „Ich konnte die ganze Nacht davor nicht schlafen.“ Denn ja, 42 Kilometer „ist schon ‘ne Menge“. Doch die Gruppe konnte sich gegenseitig unterstützen, konnte sich gemeinsam bis ins Ziel bringen. Und das Gefühl danach? „Man ist kaputt, aber so in Hochstimmung, dass man innerlich schwebt“, antwortet sie. Das ist auch der Grund, weshalb es nicht bei einem Marathon blieb. „Das Gefühl macht süchtig!“
Flachlandtirolerin in den Bergen
In den folgenden Jahren nahm das Hobby immer mehr Raum und Zeit ein. Selbst die Urlaube waren darauf ausgerichtet, wo der nächste, interessante Marathon stattfand. In Hamburg lief Gaby Tum vier Mal mit, in Berlin drei Mal… Selbst in Monschau war sie dabei: „Aber das würde ich nie wieder machen!“, hält sie fest. Die Höhendifferenz von 760 Metern sei für sie als „Flachlandtirolerin“ einfach „hammerhart“ gewesen – aber ins Ziel hat sie es natürlich trotzdem geschafft. Selbst einige Triathlons, also der Mehrkampf aus Laufen, Schwimmen und Radfahren, hat sie absolviert.
Das Laufen jedoch hat Gaby Tum immer am meisten Spaß gemacht. Übrigens, ihre persönliche Marathon-Bestzeit lässt sich durchaus sehen: 3 Stunden und 37 Minuten. Zum Vergleich: Der Durchschnittswert für Frauen beträgt laut HDSports 4 Stunden und 13 Minuten. Dass sie selbst im Alter nicht mit dem Sport aufgehört hat, führt sie auf eine andere, große Liebe zurück: „Ich esse einfach gern und viel.“ Durch die viele Bewegung landen Nudeln & Co. praktischerweise nicht auf ihren Hüften. Aber, das sagt sie auch: „Zwischen den Läufen mache ich immer ein, zwei Tage Pause. Der Körper braucht Zeit zum Erholen.“
Mit 71 Jahren um den Baldeneysee
So ganz allmählich spürt sie ihr Alter aber schon in den Knochen, gerade in den Knien, muss Gaby Tum zugeben. Dazu kommen die Folgen eines Motorradunfalls vor zwei Jahren. Ihre Alltagsläufe von acht bis zwölf Kilometern sind kein Problem, nur ab Kilometer 30 merkt sie die Schraube im Oberschenkel… Falls sie aber das Okay von ihrem Orthopäden bekommt, möchte sie es doch noch einmal wagen. „Der Marathon am Baldeneysee war immer der schönste“, sagt sie. Fünf Mal ist sie den schon gelaufen – und vielleicht folgt ja im kommenden Jahr das sechste Mal. Dann ist Gaby Tum 71 Jahre alt.
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Mittlerweile lebt die gebürtige Kamp-Lintforterin in der Nähe von Kassel. Der Grund dafür? „Steht gerade in der Küche“, antwortet sie während des Telefoninterviews.
Ihr Mann und sie fahren aber noch regelmäßig mit dem Wohnmobil zurück an den Niederrhein. „Das war immer meine Heimat und wird es auch immer bleiben“, sagt Gaby Tum.