Düsseldorf. Teure Rohstoffe, verdreifachte Stromkosten: Die Energiekrise belastet Bäcker in NRW. Mit einer kuriosen Aktion haben sie das deutlich gemacht.
Die Ampel springt wieder auf Grün. Schnell verlassen Bäckermeister Thomas Puppe und seine Mitstreiter die Düsseldorfer Kreuzung. Die kurze Pause nutzen sie, um sich neue Tüten mit Berlinern zu schnappen. Die nächste Rotphase steht an. Wieder geht es auf die Straße, wieder wird das süße Gebäck an die wartenden Autofahrer verteilt.
Mit der Aktion „5000 Berliner für die Ampel“ machten die Bäckerinnungen Rhein-Ruhr und Köln/Rhein-Erft sowie die Handwerksbäcker Düsseldorf am Mittwoch auf die seit Monaten angespannte Situation im Backhandwerk aufmerksam. Bäckermeister aus 15 Bäckereien verteilten an einer Ampel in Düsseldorf symbolisch Berliner, um die Ampel-Regierung in der Hauptstadt auf die Nöte der Branche aufmerksam zu machen.
Düsseldorfer Bäcker zahlt seit der Energiekrise dreifachen Strompreis pro Monat
„Dass die Energie-, die Personal- oder die Lebensmittelpreise mal steigen ist nicht ungewöhnlich. Dass die Kosten in allen drei Bereichen aber parallel extrem steigen, ist eine Ausnahmesituation und bereitet uns zunehmend Sorgen“, erklärt Johannes Dackweiler, Obermeister der Bäckerinnung Rhein-Ruhr. Hat Dackweiler, der selbst Inhaber der Düsseldorfer Hercules-Bäckereien ist, vor einem Jahr noch 5500 Euro für Strom pro Monat bezahlt, sind es jetzt schon 15.500 Euro.
„Wir brauchen eine Strompreisbremse, die auf unser Handwerk ausgelegt ist. Dass wir die gleichen Entlastungen wie ein privater Haushalt bekommen sollen, reicht nicht. Wir verbrauchen das Zehnfache an Strom im Monat“, sagt er. Die Bäcker an Rhein und Ruhr fordern auch die Gleichbehandlung von Industrie und Handwerk: „Die Industrie bekommt andere, bessere Subventionen als wir“, so der Obermeister.
Essener Bäckerei-Kette Troll bangt um Existenz
Die ersten Kisten mit den abgepackten Berlinern sind schnell leer. Zu jeder Tüte gibt es auch einen Flyer mit den Forderungen. „Alarmstufe Brot“ steht groß darauf. „Ich finde es gut, dass die Bäcker öffentlich auf ihre ernste Lage aufmerksam machen. Das ist ein starkes Zeichen nach Berlin“, sagt ein Autofahrer.
Etwas weiter hinten in der Schlage verteilt Luana Lang von der Essener Bäckerei Troll fleißig die Berliner an die Autofahrer. Sie lächelt. Einen freudigen Grund gibt es dafür eigentlich nicht. „Wir bangen schon um unsere Existenz. Es ist ein Jahr mit vielen Hürden“, sagt sie.
Der Ukraine-Krieg habe die Rohstoffpreise in die Höhe schnellen lassen, im Schnitt um 20 Prozent. Insbesondere Gewürze, Milch und Butter seien deutlich teurer geworden. Dazu kommen Energiekrise und steigende Inflation. „Die Politik ist zu langsam. Wir brauchen jetzt die Unterstützung, damit es den Bäcker um die Ecke auch in Zukunft noch gibt“, sagt Lang.
400.000 Euro Mehrkosten für Strom kommen auf Thomas Puppe zu
Etwas besorgt blickt auch Thomas Puppe, Inhaber der Bäckerei Puppe mit 15 Filialen in Neuss und Düsseldorf, auf das kommende Jahr. „Noch zahle ich 4,5 Cent pro Kilowattstunde Strom, ab 2023 steigt der Betrag auf 36,6 Cent. Das sind Mehrkosten von 400.000 Euro, die auf mich zukommen. Noch bekomme ich das gestemmt aber irgendwann wird das existenzbedrohend“, so Puppe.
Im Oktober musste er die Preise für seine Backwaren anziehen. Ungern, wie er sagt. „Aber es ging nicht anders.“ Grund seien vor allem die Rohstoffpreise gewesen. Kostete ein Kilogramm Zucker vor wenigen Wochen noch 50 Cent, seien jetzt schon 95 Cent oder ein Euro fällig – Tendenz steigend. Ein Kilo Mischbrot kostet in der Bäckerei Puppe mittlerweile 4,80 Euro. Vor einem Jahr lag das Brot noch für 4,20 Uhr in der Auslage. „Ich möchte die Preise eigentlich nicht noch weiter erhöhen müssen. Wir wollen schließlich Produkte herstellen, die sich jeder leisten kann.“