Rheinberg. Der Terrazoo in Rheinberg hofft auf einen milden Winter. Denn die Gasbezugspreise sind explodiert. Diese Maßnahmen hat der Zoo ergriffen.
Post vom Strom- oder Gasversorger zu öffnen, das ist aktuell wenig vergnüglich. Für den Terrazoo in Rheinberg, Heimat von Alligatoren, Schlangen, Spinnen und vielen weiteren Echsen und Amphibien, bedeuten die explodierenden Energiepreise existenzielle Sorgen. Denn wie Uwe Ringelhan, der sich als langjähriger Zoo-Chef langsam zurückzieht, berichtet, sehe sich die privat betriebene Einrichtung mit einer Verzwölffachung der Abschlagszahlungen für Gas konfrontiert. Die Konsequenz: Vorerst heizt der Terrazoo nicht mehr mit Gas sondern setzt für die Wärmeerzeugung auf eigenproduzierten Strom durch eine Solaranlage. „Unser Gasverbrauch liegt aktuell bei null.“
Terrazoo Rheinberg: Hohe Nachzahlung schon im vergangenen Winter
Für den vergangenen Winter 2021/22 musste der Terrazoo bereits eine Nachzahlung für Gas in Höhe von 12.000 Euro verkraften. „Das war aber nur ein Vorgeschmack“, wie Ringelhan mit Blick auf die aktuellen Gaskosten bemerkt. „Bis vor kurzem zahlten wir noch im Schnitt zwischen 4500 und 6000 Euro im Jahr für Gas, das höchste waren mal in einem besonders kalten Winter 6200 Euro.“ Doch nun seien Vorauszahlungen zwischen 50.000 und 60.000 Euro für ein Jahr aufgerufen worden.
Inzwischen habe sein Gasversorger den Vertrag sogar gekündigt. „Der Terrazoo sei ein Risikofaktor, wurde uns mitgeteilt. Dabei haben wir alle unsere Rechnungen immer pünktlich bezahlt“, führt Ringelhan an.
Hoffnung auf milde Temperaturen
Auf drei Pfeiler baut der Alt-Zoo-Chef, um die derzeitige Situation zu überstehen: Er hofft auf einen milden Winter, staatliche Unterstützungsleistungen und eine anhalten Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung. Sollte die Frostperiode nicht zu lange anhalten, könnte weiter per Strom geheizt werden „Wir haben vor einiger Zeit für insgesamt 120.000 Euro eine Solaranlage installiert. Die hilft uns derzeit enorm.“
An den Temperaturen für die Tiergehege und Terrarien könne nicht gedreht werden. „Wir müssen zuerst ans Tierwohl denken.“ UV-Lampen, Pumpen und weitere technische Geräte laufen vorerst weiter. Heruntergeregelt wurde die Temperatur dagegen in den Bürobereichen. „Wir Menschen können ja einen Pulli anziehen, das funktioniert bei einer Schlange nicht.“ Die Außenbeleuchtung werde bereits seit Jahren nachts ausgeschaltet. „Auf die Idee kommen andere erst jetzt.“
Unterstützung wird benötigt
Auch wenn der Terrazoo bereits viele Einsparmaßnahmen umgesetzt hat, ohne staatliche Unterstützung wird es eng. „Wir haben schon an die Stadt Rheinberg und an das Land geschrieben.“ Hilfen seien dringend notwendig, „da geht es uns nicht besser als auch anderen Unternehmen oder Privathaushalten“.
Sorgen bereiten Ringelhan auch die steigenden Futterpreise. „Wir haben Tiere bei uns im Zoo, die benötigen ihr eigenes Körpergewicht pro Tag als Futter.“ Salatköpfe, Mäuse und Kaninchen als Frostfutter für die fleischfressenden Bewohner, in allen Bereichen wird es teurer. Hierbei kommt dem Terrazoo die Spendenbereitschaft in der Region zugute. Ein Landwirt aus der Region etwa lieferte dem Zoo eine riesige Ladung Heu an. „Damit sind wir für ein halbes Jahr versorgt. Wir können uns nur für diese Unterstützung bedanken. Jede Spende hilft, Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist.“
Weiter an der Preisschraube bei den Eintritten zu drehen, das möchte Ringelhan vermeiden. „Wir haben die Preise bereits um 50 Cent angehoben. Irgendwann ist es auch einfach zu viel und eine Otto-Normal-Familie kann sich einen Besuch nicht mehr leisten, wenn wir bei 17 oder 18 Euro pro Person liegen würden. Das muss ja auch für die Besucherinnen und Besucher bezahlbar sein.“
Weitere Informationen zum Terrazoo gibt es online unter terrazoo.de. Dort lassen sich auch Möglichkeiten finden, den Zoo mit Spenden oder anderen Zuwendungen zu unterstützen.