Aus der Grenzregion. Das Niederrhein Filmfestival geht in die fünfte Runde. Warum der niederländische Filmmacher Jan van Gorkum den Austausch in Wesel so schätzt.

Das Niederrhein Filmfestival in Wesel geht am kommenden Samstag wieder an den Start. Im ersten Jahr gewann Jan van Gorkum den ersten Preis im Wettbewerb Niederlande. Seitdem ist der Kontakt zum Filmemacher aus Utrecht nicht abgerissen. So hat es im Coronajahr eine Master Class via Internet gegeben: Gesamtschülerinnen und Schüler aus Wesel, die Niederländisch lernen, stellten Fragen und diskutierten mit dem Künstler. Grund genug, den Filmemacher und Autor vorzustellen.

Wann waren Sie das erste Mal auf dem Filmfestival Niederrhein?

Im Jahr 2018, damals wurde mein Kurzfilm Game Night (Spelletjesavond) für den Wettbewerb Niederlande ausgewählt. Spelletjesavond ist eine dunkle Komödie über einen Spieleabend, der für eine junge Frau zum Albtraum wird, als sie die Eltern ihres neuen Freundes trifft.

Wie war Ihre Erfahrung beim ersten Niederrhein Filmfestival?

Ich hatte eine wunderbare Zeit. Es herrschte eine tolle Atmosphäre und es wurden viele interessante Kurzfilme gezeigt. Es hat Spaß gemacht, deutsche und niederländische Filmemacher zu treffen und sich auszutauschen. Das Festivalteam hatte für die Gäste eine private Stadtführung organisiert.

Was ist dann passiert, nachdem Sie gewonnen haben?

Der Gewinn hat für viel positive Resonanz gesorgt. Der Film wurde daraufhin auf anderen Festivals in Deutschland ausgewählt und gewann weitere Preise. Er lief fast zwei Jahre auf etlichen Festivals.

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Sie haben den Kontakt zum Festival in Wesel aber gehalten?

Genau, im Jahr 2019 war ich Jurymitglied für den niederländischen Wettbewerb. Es hat Spaß gemacht, das Festival in jenem Jahr aus einer anderen Perspektive zu erleben. Coronabedingt fand dann die Master Class mit Schülern der Weseler Gesamtschule online statt. Dieser grenzüberschreitende Austausch soll weitergeführt werden.

Welche Art von Filmen sehen Sie gerne beim Niederrhein Filmfestival?

Ich mag skurrile Filme, die verschiedene Genres miteinander verbinden, aber auch Komödien und Genrefilme.

Was regt Sie an, sich einen Film anzuschauen?

Eine frische, originelle Geschichte, gute Schauspieler und ein interessanter Regisseur sind für mich wichtige Faktoren für den Anfang. Aber manchmal sind auch die Genres wichtig. Das ist natürlich immer persönlich, aber ich habe eine Vorliebe für dunkle Komödien, Fantasy, Horror, Spannung und Science-Fiction.

Was ist Ihr Lieblingsort in Wesel und wie haben Sie die Menschen erlebt?

Ich mag das Scala Kulturspielhaus, aber auch den Rest der Innenstadt. Hier gibt es interessante Gebäude mit einer reichen Geschichte. Ich habe in Wesel viele nette und aufgeschlossene Menschen kennengelernt, die viel über die Geschichte der Stadt wissen. Und ich habe viele Leute getroffen, die Filme mögen. Ich habe mich in Wesel sehr wohl gefühlt.

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Verbinden Sie eine besondere Erinnerung an das Niederrhein Filmfestival?

Als mein Kurzfilm ‘Game Night’ den niederländischen Wettbewerb gewann, war einer der Preise ein Fahrrad. Das war eine lustige Anspielung auf den alten Witz, dass Deutsche im Zweiten Weltkrieg den Niederländern die Fahrräder geklaut haben. Das Festival hat ein Fahrrad zurückgegeben, als Gegenleistung sozusagen. Das war ein lustiger Preis. Der Festivalleiter hat einen großartigen Sinn für Humor.

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie Filmemacher wurden?

Schon als Kind liebte ich Filme – von Fantasy über Komödien bis hin zu Horrorfilmen und alles, was dazwischen liegt. In der Schule entdeckte ich ein Buch über das Filmemachen, das hat meine Fantasie angeregt. Seitdem wollte ich unbedingt Filme machen. Zuerst habe ich Kurzgeschichten geschrieben, weil das einfacher war. Aber ich hatte eine Menge Ideen für Filme. Mit etwa zwölf Jahren habe ich angefangen, gemeinsam mit Freunden Kurzfilme zu drehen. Schließlich habe ich meinen Abschluss als Filmemacher in Utrecht gemacht.

Woran arbeiten Sie im Moment?

Ich arbeite gerade an einer Spielfilmversion von Shiny New World. Ein 90-minütiger Film, in dem man erfährt, wie Barry in der Reinigungsfirma landet, die man im Kurzfilm sieht. Wir haben bereits eine Förderung für die kreative Entwicklung des Films vom niederländischen Filmfonds erhalten. Jetzt sind wir damit beschäftigt, Koproduzenten zu finden, und wir hoffen, dass wir die Finanzierung im nächsten Jahr sichern können. Hoffentlich können wir den Film in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 oder 2024 drehen. Es dauert lange, einen Spielfilm zu finanzieren, aber es geht zügig voran. Daumen drücken!