An Rhein und Ruhr. In den Niederlanden ist wegen offiziellem Wassermangel ein Notfallplan in Kraft getreten. Wie sehen Wasserlage und Schutzkonzepte in NRW aus?
Für gewöhnlich müssen sich die Niederlande mit Deichen vor Wassermassen schützen – doch seit Mittwoch herrscht im Nachbarland von Nordrhein-Westfalen wegen anhaltender Trockenheit offiziell Wassermangel. „Die Niederlande sind ein Wasserland, aber auch hier ist unser Wasser kostbar“, so Infrastruktur- und Wasserminister Mark Harbers. Er rief dazu auf, den privaten Verbrauch zu überdenken, und kündigte einen nationalen Notfallplan an.
Die geringen Regenfälle in den vergangenen Wochen, Hitze und ein geringerer Zustrom von Süßwasser über Flüsse aus dem Ausland haben dazu geführt, dass deutlich weniger Wasser im Umlauf ist. Eine Lage, die künftig möglicherweise auf NRW zukommen könnte. Die Wasserversorgung hier sei jedoch nicht akut gefährdet, betont NRW-Umweltminister Oliver Krischer auf Anfrage dieser Redaktion.
Das liege an den hohen Niederschlägen im Winter und den daher gut gefüllten Talsperren. „Dennoch gibt es wie an der Ems an einzelnen Orten bereits Einschränkungen. Aber da keiner weiß, wie lange Hitze und Trockenheit noch andauern, bitten wir die Menschen, mit Wasser genauso sparsam wie mit Energie umzugehen.“
NRW: Gemeinden sind für Notfallpläne zuständig
Und wie sieht es in NRW mit einem Notfallplan aus? Seit 2018 sei im Landeswassergesetz geregelt, dass die Gemeinden Wasserversorgungskonzepte erstellen müssen, so das Umweltministerium. Dazu gehörten Maßnahmen, die besonders Trinkwasser bei hohem Bedarf und die Ausfallsicherheit sichern.
Im Nachbarland sieht sich die Regierung mit dem landesweiten Notfallplan gut gerüstet. Dieser schreibt vor, dass künftig ein zentrales Krisenteam die Wasservorräte des Landes je nach Bedarf auf die Regionen und Branchen verteilt.
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In Abstimmung mit den zuständigen Behörden kann es bei der Wassernutzung also je nach Region bestimmte Einschränkungen in einigen Branchen wie etwa der Schifffahrt zugunsten anderer Bereiche geben. Dafür gibt es eine grobe Priorisierung, die die niederländische Regierung veröffentlich hat: Deiche und Naturschutz haben demnach den höchsten Vorrang. Sie drohen durch Trockenheit instabil zu werden.
Darauf folgt der Erhalt von wichtigen Naturgebieten, danach Trinkwasser- und Energieversorgung. Die Belange von Landbau, Schiffart, Fischerei stehen dahinter. „Aktuell sind die Maßnahmen noch nicht nötig, aber das kann in den kommenden Wochen der Fall sein“, heißt es seitens des zuständigen niederländischen Ministeriums. In mehreren Regionen wurden aber schon erste Maßnahmen für bestimmte Branchen ergriffen, etwa ein Sprühverbote für die Landwirtschaft ausgesprochen.
Wasser-Entnahmeverbot wie in Niederlanden auch in Münster
Ein Notfallplan der Regierung soll in den kommenden Wochen das Wasser priorisieren, sollte der Mangel über den Sommer weiter anhalten. In mehreren niederländischen Regionen wurden bereits erste Maßnahmen für bestimmte Branchen ergriffen, etwa Sprühverbote für Bauern oder das Verbot, Oberflächenwasser etwa aus Flüssen oder Seen in Zeeland, Limburg und im Achterhoek zu entnehmen.
In den ersten NRW-Regionen wurden sogar Maßnahmen wie im Nachbarland ergriffen. Die Bezirksregierung Münster etwa erließ am gestrigen Donnerstag ein Entnahmeverbot für die Ems in den Kreisen Steinfurt und Warendorf. Grund dafür sind wie auch in den Niederlanden die niedrigen Wasserstände der heimischen Flüsse. So stehe der Pegel in Greven bei nur 89 Zentimetern. Das langjährige Mittel liegt bei 157 Zentimetern. Das Verbot gilt bis zum 30. September.
Da die Bezirksregierung Detmold die unkontrollierte Entnahme von Wasser durch Anwohnerinnen und Anwohner aus der Ems ebenfalls untersagt hatte, gilt das Verbot nun für den Flussverlauf in ganz NRW. Die Lebensräume für Fische, Kleinstlebewesen und Pflanzen werden durch das Niedrigwasser immer weiter eingeschränkt, erklärt die Bezirksregierung. „Weitere Wasserentnahmen würden die Stresssituation für das Gewässer weiter verschlimmern und die Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren in der Ems nachhaltig zerstören.“
NRW-Gemeinden müssen eigene Wasserkonzepte erstellen
Im Regierungsbezirk Düsseldorf dagegen wolle man selbst keine Verbote erlassen, wie die Bezirksregierung auf Anfrage mitteilt. Man habe stattdessen in Abstimmung mit den Unteren Behörden – Mönchengladbach, Kreis Viersen, Kreis Kleve und Kreis Wesel – das NRW-Umweltministerium darum gebeten, die Zuständigkeit für den Erlass Entnahmeverboten im jeweiligen Kreisgebiet vollständig auf die Unteren Behörden zu übertragen.
Das treffe im Bereich der Bezirksregierung die Gewässer Niers und Issel. Das Ministerium habe das mit entsprechenden Erlassen geregelt. So müssen die Gemeinden nach dem Landeswassergesetz seit 2018 eigene Wasserkonzepte erstellen. Diese werden 2023 zum zweiten Mal erstellt und 2024 von den 396 Städten und Gemeinden vorgelegt, wie das Ministerium erklärt.