An Rhein und Ruhr. Von Heften bis zum Tornister – der Schulstart ist für viele Eltern von Erstklässlern kostspielig. Doch man muss nicht alles neu anschaffen.
Turnbeutel, Stifte, Taschenrechner, Tornister, Geodreieck und Radiergummi – das sind nur einige der Materialien, die die I-Dötzchen zum Schulanfang in Nordrhein-Westfalen parat haben müssen. Und das bei rund acht Prozent Inflation. Ein wirklich teurer „Spaß“ für die Eltern. Vor allem für die, die wenig Geld zur Verfügung haben, aber alle Ausgaben selbst stemmen müssen. Für viele ist es oft eine extreme Kraftanstrengung, die Schulstarter vernünftig zu versorgen.
Sozialhilfeempfänger bekommen dabei Entlastung. „Über das Bildungs- und Teilhabepaket, genannt BuT, gibt es eine Schulmittelpauschale“, erklärt Gaby Priem von der Stadt Duisburg. Diese wird allen leistungsberechtigten Kindern zum 1. August eines Jahres in Höhe von 104 Euro und zum 1. Februar in Höhe von 52 Euro gezahlt. Also nicht nur bei der ersten Einschulung. Eine „spezielle Erstausstattung für die erstmalige Einschulung“ gibt es über das BuT aber nicht.
Vom Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen heißt es, grundsätzlich gehöre es zu den Aufgaben der Eltern und Erziehungsberechtigten, ihre schulpflichtigen Kinder für den Schulbesuch auszustatten. „Es ist üblicherweise so, dass die Grundschulen den Eltern vor Eintritt in die erste Klasse eine Übersicht zuleiten, aus der die persönliche Grundausstattung hervorgeht.“ Dabei sollte jede Schule darauf bedacht sein, nur die notwendige Ausstattung im Blick zu haben. „Teure Ausstattungsgegenstände sollten nach Möglichkeit nicht vorgegeben werden.“
Günstige Alternativen reichen oft aus
Die neue Landesregierung sei sich sehr bewusst, dass bei der Vermeidung und Bewältigung von Kinder- und Jugendarmut die Beratung vor Ort eine zentrale Rolle spiele. Als Anlaufstellen hierfür könnten in Zukunft die Familiengrundschulzentren einen wichtigen Beitrag leisten, deren Ausbau im Koalitionsvertrag verabredet worden sei.
Die Anforderungen an die Eltern sind hoch. Aber es gebe viele kreative Ideen, den Kleinen einen fröhlichen Schulbeginn zu ermöglichen, ohne dass bei Vater und Mutter Schweißperlen wegen der finanziellen Belastung von der Stirn tropfen, ermuntert die Verbraucherberatung NRW in Düsseldorf.
Nicht nur für Familien, die mit jedem Cent rechnen müssen, sondern auch für Menschen, für die Nachhaltigkeit Überzeugung und Herzenssache ist, hat sie praktische Tipps parat. „Für die I-Dötzchen muss man nicht direkt einen teuren Füller anschaffen. Das ist in der anfänglichen Lernphase überflüssig. Tornister, fluoreszierend und reflektierend und andere Materialien kann man in vielen Fällen sehr gut gebraucht kaufen.“
Und vor allem: Die teuren und nicht umweltfreundlichen Umschläge für Bücher und Hefte, die ständig wieder einreißen und weggeschmissen werden, könne man ganz einfach und preiswert durch andere Materialien ersetzen. Im Internet gibt es Anleitungen, wie man nachhaltige Umschläge selbst nähen kann. „Die kann man waschen und oft wiederverwenden. Und sie sind auch noch individuell“, erklärt die Verbraucherberatung.
Vieles ist auch aus zweiter Hand gut zu gebrauchen
Ansonsten soll man alle Möglichkeiten ausschöpfen, bei Bekannten und Verwandten nachfragen, ob sie für Schulanfänger noch Ausstattung haben, die sie nicht mehr brauchen. Auf Flohmärkten werden viele begehrte Sachen angeboten, auch in Second-Hand-Läden wird man oft fündig. „Da bekommt man auch Raketen- oder Pferdchenmotive, je nach Wunsch der Kinder. Von der Öko-Bilanz her ist ohnehin ein so nachhaltiges Kaufen unschlagbar.“
In vielen Städten bieten auch unterschiedliche Organisationen Hilfe an. Zum Beispiel bietet die Caritas in Duisburg in verschiedenen Stadtbezirken Schulmaterialausgaben an und unterstützt Kinder aus Familien mit geringem Einkommen. Das Angebot gilt für Menschen, die Arbeitslosengeld II oder Wohngeld beziehen oder einen Kindergeldzuschlag bekommen. Aber auch Geflüchteten und Asylbewerbern steht die Hilfe zur Verfügung. Eine Komplett-Ausstattung könne nicht angeboten werden, aber Hilfe zur Selbsthilfe durch Ehrenamtler.
Der Sozialverband Nordrhein-Westfalen hat zurzeit zum Thema Schulstart der I-Dötzchen keine Aktionen geplant und auch keine konkreten Forderungen, wie Julia Kuhn, Referentin für Frauen und Jugend, mitteilt. „Aber es geht schon lange darum, Familien zu entlasten. Uns ist auch Inklusion wichtig und Lernmittelfreiheit.“
Das Thema „Kosten beim Schulstart“ haben Politik, Kommunen und viele Organisationen im Blick. Hilfreich sind die Tipps, wie man die Ausgaben in Grenzen halten kann. Da ist man vor allem bei Verbraucherberatungen gut aufgehoben.