Emmerich-Elten. Die Benutzung des Kneipp-Erlebnis-Parks in Emmerich an der niederländischen Grenze stärkt Sinne und Immunsystem. Entspannung auf Baumelbänken

Kneipp-Kuren sind nichts für Warmduscher. Eher stellt man sich Männer und Frauen im fortgeschrittenen Alter vor, die tapfer mit nackten Beinen durch ein eiskaltes Wassertretbecken stapfen. Mit diesen Klischees räumt der Eltener Kneipp-Verein auf. Denn wie deren erste Vorsitzende Manon Loock-Braun mit Blick auf das Jahresprogramm 2022 belegt, kann gesundes Leben nach Kneipp bereits im Babyalter beginnen.

Pfarrer Sebastian Kneipp entwickelte einst eine Therapie, die auf fünf Grundprinzipien basiert: Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und Lebensordnung/innere Balance. Diese Erkenntnisse, die Kneipp Mitte des 19. Jahrhunderts zusammentrug, haben als Heilverfahren bis heute nicht an Aussagekraft verloren und erweisen sich in Zeiten von Corona von unschätzbarem Wert. Wer also in die Kneippsche Welt eintauchen möchte, sollte den Eltener Berg erklimmen.

Wenn Manon Loock-Braun nach der Arbeit acht Kilometer nach Hause radelt, macht die Chefin der Emmericher Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketing-Gesellschaft gerne einen Umweg zum Sebastian-Kneipp-Platz in Hochelten.

Auf die Wanderung folgt der Storchengang durchs Wasser

Hier wurde inmitten der Natur aus einem ehemaligen Trimm-Pfad ein idyllischer Kneipp-Erlebnis-Park mit Barfußpfad, der im Jahr bis zu 5000 Besucher anzieht. Die Wirtschaftsförderin selbst hatte die Idee, hier einen Barfußpfad anzulegen, der 2007 eröffnet wurde. Wusste Pfarrer Kneipp: „Das natürlichste und einfachste Abhärtungsmittel bleibt das Barfußgehen.“

Am Sebastian-Kneipp-Platz in Hochelten beginnt der 1,8 Kilometer lange Barfußpfad durch den Wald. Die Schuhe können in Schließfächern eingeschlossen werden, dann geht es mit nackten Füßen über Waschbetonplatten, Rindenmulch, Kies, Sand, Hölzer, Splitt und Steine. Man balanciert auf Stämmen oder genießt eine Pause an der Streuobstwiese, wo demnächst Holzliegen installiert werden. Zum In-den-Himmel-Gucken!

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Je zarter die Füße, umso mehr Zeit benötigen die Fußgänger. Dass sich etwas im Körper geregt hat, bestätigen viele Barfußwanderer, nicht umsonst sind auf einer Tafel im Wald die Fußreflexzonen dargestellt, die beim Laufen stimuliert werden. Übrigens kann jeder für sich alleine den Barfußpfad begehen, kostenlos, täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Er ist noch nicht komplett hergerichtet, Material muss neu aufgefüllt, die Wege gesäubert werden. Aber in der Karwoche kann es dann losgehen.

Abkühlung in der Armbadewanne

Nach der Barfußwanderung empfiehlt sich die Nutzung der Fußwaschanlage und dann der Storchengang durch das Tretbecken oder eine Abkühlung in der erfrischenden Armbadewanne. Outdoorsportgeräte stehen bereit, ein Sandkasten für Kinder. „Die Favoriten auf dem Sebastian-Kneipp-Platz sind die Baumelbänke“, weiß Manon Loock-Braun. Hier lässt sie nach einem anstrengenden Arbeitstag gerne Beine und Seele baumeln. „Einfach mal runterkommen, in den Himmel schauen und die Natur genießen.“

Kneippen ist ein niederschwelliges Angebot an körperlicher Aktivität, was es leichter macht, den inneren Schweinehund zu überwinden. Die Vorsitzende des Kneipp-Vereins formuliert es so: „Unser Ziel ist die Förderung der öffentlichen Gesundheitsvorsorge. Für jeden ist etwas dabei, kostenlos oder kostengünstig, auch für Nichtmitglieder.“ Immerhin hat der Verein in dem kleinen Erholungsort Elten 750 Mitglieder.

Anwendungen sind simpel, kostengünstig und bodenständig

Warum das Kneippen einen Boom erlebt? „Die Menschen besinnen sich mehr auf sich selbst, gehen wieder vermehrt in die Natur und erleben, dass es ihnen guttut. Aber sie suchen auch die Begegnung mit anderen“, weiß Loock-Braun. Kneipp überlebt die Trends, nicht nur weil die Anwendungen so simpel und bodenständig sind und kaum Kosten anfallen. Vielmehr bestätigt das eigene Erleben, wie das Immunsystem gestärkt wird, körperliche Betätigung gute Stimmung erzeugt und der Einklang von Körper, Geist und Seele den Gesundungsprozess beschleunigt.

Die Fachfrau empfiehlt Einsteigern: „Sich Zeit nehmen, nicht gleich übertreiben und zu hohe Ziele setzen, sondern beginnen, sich zu bewegen und das für sich herauszusuchen, was Spaß macht.“ Um mit Kneipp zu schließen: „Wer keine Zeit für seine Gesundheit hat, wird später viel Zeit für seine Krankheiten brauchen.“

Info:

Infos über den Kneipp-Verein Elten gibt es unterkneippverein-elten.de oder 02822-931030. Den Barfußpfad finden Besucher in Emmerich an der Luitgardisstraße/Sebastian-Kneipp-Platz.