An Rhein und Ruhr. Geschulte Apothekerinnen und Apotheker dürfen seit Dienstag gegen das Coronavirus impfen. Doch nicht alle Apotheken in NRW wollen das sofort tun.

Sie sollen die Impfzentren und hausärztlichen Praxen entlasten und neuen Schwung in die Impfkampagne bringen: die öffentlichen Apotheken. Nach mehrwöchiger Diskussion zählen sie mit der geänderten Impfverordnung seit Dienstag auch offiziell zu den Einrichtungen, die gegen das Coronavirus impfen dürfen.

Bis zu 4000 Apothekerinnen und Apotheker stehen in Nordrhein-Westfalen für eine Impfung bereit, wie die Apothekerkammer mitteilt. „Wir begrüßen die Entscheidung, dass das dezentrale Impfen in der Apotheke vor Ort jetzt möglich ist“, erklärt Jens Krömer, Sprecher der Kammer.

Corona-Impfung in der Apotheke: Pharmazeuten bekommen erst eine Schulung

Doch bevor sich Bürgerinnen und Bürger ihren ersten, zweiten oder dritten Piks beim Pharmazeuten ihres Vertrauens abholen können, sei noch viel zu tun. Zunächst müssen die anerkannten Apotheker geschult werden. Denn die allermeisten Mitglieder dieser Berufsgruppe haben bislang noch keine Erfahrung im Impfen. Nach der Schulung erhalten sie eine Bescheinigung, mit der sie dann erst Corona-Impfstoff ordern können.

Doch gibt es überhaupt den Bedarf nach weiteren Impfmöglichkeiten? Bei einem Blick auf die vielen ungenutzten Termine in kommunalen Impfstellen drängt sich diese Frage fast zwangsläufig auf. Ja, meint Krömer, aber nicht überall. „Es gibt sicher Bereiche, in denen es dringend nötig ist, dass auch in der Apotheke geimpft wird.“

Corona-Impfung in Apotheken: Ärzte auf dem Land brauchen Unterstützung

Etwa in ländlichen Gebieten wie dem 3000 Einwohner-Ort Rees-Millingen. Immer wieder wird Uta Schürholz von Kundinnen und Kunden angesprochen, die sich gern in ihrer Linda-Apotheke impfen lassen würden. Daher freut sich die Inhaberin über den Beschluss: „Es ist wichtig, dass wir das Angebot erweitern dürfen. Gerade auf dem Land hatten wir bislang gar nicht die Kapazitäten.“

Grund dafür sei der Mangel an medizinischem Fachpersonal abseits der Städte, mit dem Schürholz selbst zu kämpfen hat: „Bei uns bin ich die einzige approbierte Mitarbeiterin, wie soll ich das alles leisten? Ich bin doch eh schon sechs Tage die Woche voll im Einsatz.“

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Dennoch steht für die Apothekerin fest, dass sie ihren Beitrag für die Impfkampagne in Rees leisten möchte. Sie denkt dabei an einen möglichen vierten Booster. Bei der Grippeschutzimpfung möchte sie ebenfalls helfen. „Doch das geht nicht von heute auf morgen.“

Corona-Impfung: Apotheker aus Moers verzichtet vorerst auf neue Möglichkeit

Auch Dr. Simon Krivec befürwortet die neue Möglichkeit für seine Berufsgruppe: „Ich bin ein Freund von niedrigschwelligen Impfangeboten.“ Für seine Adler Apotheke in der Moerser Innenstadt sieht er aber noch keinen Bedarf, zeitnah mit dem Impfen zu starten.

„In Moers haben wir viele Hausärzte, ein Impfzentrum und mobile Angebote.“ Von diesen Stellen habe er die Rückmeldung bekommen, dass es aktuell an der Impfstoffmenge hapert. „Da würde es keinen Sinn machen, noch etwas von ihrer Quote wegzunehmen.“ Bei den Impfschulungen sind Krivecs Mitarbeiter trotzdem dabei. „Wir wollen vorbereitet sein, wenn die Ärzte unsere Unterstützung brauchen sollten.“