Garzweiler. Hunderte Menschen haben sich an einem Aktionstag für den Erhalt des Tagebaudorfes Lützerath eingesetzt. Aktivisten stellten gelbe Kreuze auf.

Am Ende dieses kalten und regnerischen Tages stehen direkt an der Abbruchkante am Tagebau Garzweiler Dutzende der gelben Symbole des Widerstands gegen den Abbau der Kohle. Kurz zuvor haben die Aktivisten vor dem denkmalgeschützten Hof des Landwirts Heukamp in Lützerath ein sieben Meter hohes X errichtet. Er ist als einziger Bewohner in dem kleinen Dorf bei Erkelenz geblieben. Lützerath ist das letzte Dorf, das im Rheinischen Revier der Braunkohle weichen soll.

Menschen wie Lakshmi Thevasagayam und Dina Hamid wollen das verhindern. Die jungen Frauen sind Sprecherinnen der Initiativen „Lützi lebt“ und „Ende Gelände“, die an diesem Samstag mit anderen Organisationen zu einem Aktionstag aufgerufen haben.

Lützerath: Umweltaktivisten fordern Wandel der Gesellschaft

„Jede Sekunde, die dieser Bagger weiter baggert, ist eine Beleidigung für die Menschen im globalen Süden und für die Betroffenen der Flutkatastrophe in Deutschland“, sagt Thevasagayam. Hamid fordert einen „Wandel in der Gesellschaft, der so radikal ist, wie diese Abbruchkante“. Denjenigen, die an diesem Tag in Lützerath sind, geht es nicht mehr nur um ein Ende der Kohle.

Sie wollen den Kapitalismus abschaffen und das Patriarchat, sie prangern Rassismus auch in den Reihen der Klimabewegung an und fordern offene Grenzen für Geflüchtete. Hinter dem Hof des Landwirts Heukamp stehen Dutzende Zelte, in die Bäume haben sie Häuser gebaut. Eigentlich war eine Großdemo in Lützerath geplant. Wegen steigender Corona-Zahlen wurde ein dezentraler Aktionstag daraus. Bundesweit stellen Aktivisten in 40 Städten gelbe Kreuze auf.

OVG hat Stopp der Rodungsmaßnahmen verfügt

Ob und wann die verbliebenen Häuser in Lützerath abgerissen werden, ist offen. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte einen Stopp der Rodungsmaßnahmen durch den Energie-Konzern RWE verfügt, eine Entscheidung über die Klage des Landwirts Heukamp gegen seine Enteignung steht aus. „Wir werden Lützerath mit unseren Körpern verteidigen“, sagt Hamid. An diesem Samstag bleibt der Widerstand friedlich.