An Rhein und Ruhr. Banken halten immer weniger Geldautomaten bereit. Einige Supermärkte und Drogerien bieten eine Alternative. Allerdings mit Einschränkungen.

Erst zur Bank, dann in den Supermarkt: Das war einmal die Regel. Längst heißt es vielerorts: Erst einkaufen, dann bezahlen und gleichzeitig Geld abheben. Mit der Ausdünnung des Filialnetzes vieler Sparkassen und Banken auch in der Region müssen sich viele Kunden beim Bezahlen und Geldabheben umorientieren, wenn sie weite Wege zum nächsten Bankautomaten vermeiden wollen.

Drei von vier Menschen in Deutschland bezahlen weiterhin gern mit Bargeld – doch fast jeder Dritte hat Probleme, an Bargeld zu kommen. Das ergab eine Umfrage der Verbraucherzentrale. Ein wichtiger Grund könnte die sinkende Zahl an bereitstehenden Geldautomaten sein – von 58.909 im Jahr 2016 auf 56.868 im Jahr 2020 gesunken. Dies geht aus Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Banken hervor. Konkrete Zahlen für NRW gibt es nicht, aber auch hier sind die Zahlen nach Schätzungen rückläufig. Der Bundesverband Deutscher Banken spricht von einem moderaten Rückgang von Geldautomaten, der sich auch in 2022 fortsetzen werde. „Ein Grund sind in der Tat Filialschließungen von Banken und Sparkassen. Allerdings bleibt oft, soweit möglich, ein SB-Bereich erhalten“, sagt Juliane Weiß, Pressesprecherin des Banken-Bundesverbandes.

Gerade auch im ländlichen Raum würden durch eine gemeinsame Nutzung von Automatenstandorten, beispielsweise der Sparkasse mit Genossenschaftsbank, die Doppelnutzung entfallen. Grundsätzlich sei aber auch zu beobachten, dass immer mehr Verbraucher bargeldlos bezahlen. Juliane Weiß verweist auf die Möglichkeit, sich im Handel über das „Cashback-Verfahren“ bei einer Kartenzahlung zusätzlich Geld auszahlen zu lassen. Die Zahl der genutzten Girokarten ist in den vergangenen fünf Jahren bundesweit von 150 Millionen auf 162 Millionen gestiegen.

VdK: Ausgrenzung älterer Menschen

Die Verbraucherzentrale sieht diese Entwicklung mit Sorge, ebenso wie der Sozialverband VdK. „Kreditkartenanbieter, Digitalkonzerne, Banken und Teile des Handels treiben bargeldloses Zahlen voran – zulasten des Bargelds“, sagt die Leiterin des Teams Finanzmarkt bei der Verbraucherzentrale, Dorothea Mohn.

Seit Jahren schließen Sparkassen und Banken Standorte mit dem Verweis auf die Verlagerung vieler Bankgeschäfte ins Digitale. Die Sparkasse am Niederrhein hat in den vergangenen Jahren fünf von 28 Geschäftsstellen geschlossen. Dafür wollte sie die Erreichbarkeit im Service-Center ausbauen. Doch zwei Selbstbedienungsstandorte in Rheinberg, einer in Alpen und einer in Xanten wurden mit geschlossen.

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Die Deutsche Bank hat im vergangenen Jahr angekündigt, 97 ihrer bis dato noch 497 Bankfilialen zu schließen, 37 alleine in NRW. Betroffen waren auch vier Niederlassungen in Düsseldorf, die in Emmerich und zwei Standorte in Duisburg. Hier traf der Rückzug der Banken vor allem den Westen. In Rheinhausen und Homberg bröckelt seit Jahren die Bankenpräsenz. Zuletzt kündigte die Commerzbank die Schließung ihrer Filiale in Hochemmerich an, die Sparkasse ist mit nur noch einer Filiale in Rheinhausen vertreten, auch die Deutsche Bank zieht sich zurück.

Maximaler Betrag: 200 Euro

„Hier werden Menschen ausgegrenzt“, sagt Horst Vöge, der Vorsitzende des Sozialverbands VdK NRW. Er sieht alte, kranke und körperlich oder geistig beeinträchtigte Menschen benachteiligt. Und dass das nicht wenige sind, rechnet er am Beispiel von Duisburg vor: „Wir haben in Duisburg etwa 100.000 Menschen, die älter als 60 Jahre sind. 34.000 sind sogar über 80.“ Ein Großteil von ihnen habe Probleme damit, die Bankgeschäfte auf das Internet oder die Selbstbedienung umzustellen. Ein „Unding“ nennt Vöge das, „was die Banken mit ihren Filialschließungen veranstalten.“

Die Commerzbank verweist die Kunden auf die Möglichkeit, bei der Postbank kostenlos Geld abheben zu können – oder eben auch an den Supermarktkassen. Allerdings liegt hier die Höchstgrenze der Summe, die sich Kunden auszahlen lassen können, bei 200 Euro. Und: Noch bieten diesen Service längst nicht alle Discounter und Einzelhändler an. Rewe gehört zu den Anbietern. Und auch im Drogeriemarkt DM können Kunden bei einem Einkauf Geld von ihren Konto abheben.

Der Service werde gut angenommen. „Für unsere Kundinnen und Kunden ist es vielerorts eine Erleichterung, Bargeld an unseren Kassen abheben zu können“, sagt DM-Geschäftsführer Martin Dallmeier. Bei DM ist dieser Service bereits ab dem ersten Produkteinkauf unabhängig vom Einkaufswert möglich. Bei Rewe, nahkauf, Penny oder im toom-Baumarkt können Kunden erst ab einem Einkaufswert von 10 Euro auch Geld mitnehmen.

Hier ist die Bargeldzahlung nicht mehr de favorisierte Zahlart. „Mittlerweile zahlt jeder zweite Kunde mit Karte“, sagt Thomas Bonrath, Rewe-Pressesprecher. Seit Frühjahr 2020, also dem Beginn der Corona-Pandemie, habe die Nutzung der Girocard oder Kreditkarte an der Supermarktkasse noch einmal zugenommen – etwa um zehn Prozent.