An Rhein und Ruhr. Die Geflügelpest scheint den Niederrhein erreicht zu haben. Es gibt einen ernsten Verdachtsfall im Kreis Wesel. Was Verbraucher wissen müssen.
Die ersten Fälle in diesem Jahr sind in den Niederlanden und Belgien aufgetreten, mit dem Kreis Soest und Paderborn meldeten dann im November auch NRW-Städte mehrere Ausbrüche, nun scheint sie auch im Kreis Wesel angekommen zu sein: Die Geflügelpest. Noch existiert im Kreis zwar nur ein Verdachtsfall, dennoch wurden zur Sicherheit in einem Geflügelbetrieb in Hamminkeln-Dingden alle rund 3.200 Tiere vorsorglich getötet. Zurzeit dürfen bis in den Kreis Kleve hinein Hühner, Enten und Gänse nicht mehr ins Freie gelassen werden, die Gefahr einer Ansteckung sei zu groß, schreiben die Kreise. Als Maßnahme der Tierseuchenbekämpfung werden in den betroffenen Betrieben alle Tiere gekeult, also getötet. „Eine Katastrophe die Betriebe und vor allem für die Tiere“, sagt Christiane Kunzel von der Verbraucherzentrale NRW. Doch was bedeutet die Ausbreitung der Vogelgrippe für den Verbraucher? Und welche Regeln gelten für Hobbyzüchter?
Muss ich mir als Verbraucher nun Sorgen machen, mich anzustecken?
„Ganz klar nein“, ist sich Kunzel sicher. Die Geflügelpest sei durch die Lebensmittel nicht auf den Menschen übertragbar. Bei der Tötung der betroffenen Bestände ginge es lediglich um die Vermeidung einer weiteren Ausbreitung der Seuche und um den Schutz anderer Betriebe in der unmittelbaren Umgebung.
Werden Geflügelprodukte derzeit bereits zurückgerufen?
„Im Handel passiert erstmal nichts“, so Kunzel. Man könne jegliche Geflügelprodukte, wie die Weihnachtsgans oder die sonntäglichen Frühstückseier essen, ohne Angst vor einer Ansteckung haben zu müssen. „Über unser Geflügelfleisch müssen wir uns keine Sorgen machen. Dass die Tiere getötet werden, ist wirklich eine reine Vorsichtsmaßnahme“, betont Kunzel noch einmal.
Wirkt sich die Geflügelpest auf die Preise für die Weihnachtsgans aus?
Dass die Verbraucher nun mit gestiegenen Preisen für die Weihnachtsgans oder Festtagsente rechnen müssen, „kann ich mir nicht vorstellen“, schätzt die Expertin der Verbraucherzentrale. Worauf beim Kauf nur geachtet werden sollte: „Wir raten, nur Gänse aus Deutschland zu kaufen.“ Hier sei die Haltungsform deutlich besser als in den meisten ausländischen Belieferungsländern. „Außerdem sollte es, gerade am Niederrhein, kein Problem sein eine Weihnachtsgans zu bekommen.“ Dem Weihnachtsessen stehe „nichts im Wege“.
Wieso breitet sich die Geflügelpest in NRW gerade jetzt aus?
„Im nassen und kalten Winterhalbjahr erleben wir, besonders in den letzten Jahren, einen ständig steigenden Infektionsdruck“, kennt Heinrich Bußmann, Geschäftsführer des Geflügelverbands in NRW, den Grund für den erneuten Ausbruch der Vogelgrippe um die Weihnachtszeit.
Was geschieht im Seuchenfall?
Tritt ein Fall in einem Betrieb auf, werde vorsorglich der gesamte Bestand tierschutzgerecht und von spezialisierten Experten gekeult und in einer Tierkörperbeseitigungsanlage vernichtet, so Bußmann. „Das wichtigste ist, dem Virus den Wirt zu nehmen.“ Auch bei Nachbarhöfen darf zudem „nichts rein und nichts raus, auch keine Gülle. Darin kann sich das Virus auch verbergen.“ In der Zeit danach würde ganz genau die Sterberate der Geflügelbestände in der näheren Umgebung beobachtet.
Wie kann die Ausbreitung der Geflügelpest verhindert werden?
Der zentrale Punkt sei jetzt die Hygiene. Vor jedem Tierkontakt sei es zum Beispiel wichtig, die Hände zu waschen und zu desinfizieren, rät das Landesamt für Natur- und Verbraucherschutz NRW (Lanuv). Vor allem solle jeder direkte oder indirekte Kontakt zu Wildvögeln und deren Ausscheidungen so weit wie möglich vermieden werden. „Die Geflügelhalter in Nordrhein-Westfalen müssen jetzt noch wachsamer sein“, warnt Staatssekretär Heinrich Bottermann in einer Pressemitteilung des Umweltministeriums. Nur die genannten Sicherheitsmaßnahmen könnten Geflügelbestände effektiv vor dem Erreger schützen. „Die Ausbrüche der Geflügelpest treffen die hiesige Geflügelwirtschaft schwer. Das nachgewiesene Virus ist sehr aggressiv und lässt die Tiere mit schweren Symptomen zahlreich verenden“, so Bottermann.
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Langfristig hoffen die Geflügelhalter ihre Tiere durch eine Impfung schützen zu können. Ab wann Marker-Impfstoffe zur Verfügung stehen sei zurzeit noch nicht absehbar, sagt Bußmann.
Welche Regeln gelten für jemanden, der Hühner im Garten hat?
Im Seuchenfall existieren für Hobbyhalter im Umkreis von drei Kilometern die gleichen Restriktionen wie für gewerbliche Betriebe auch. Diese seien nämlich unabhängig von der Betriebsgröße. Bußmann hoffe, dass auch die zahlreichen Hobbyhalter „hier mitziehen“.