Schermbeck. Alte Zaunpfähle werden zu neuen Gewürzmühlen: Christian Mückley aus Schermbeck stellt aus Holz außergewöhnliche Alltagsgegenstände her.

Späne fliegen durch die Luft, bedecken innerhalb kürzester Zeit den gesamten Garagenboden. Christian Mückley dreht das Holz unbeirrt weiter. „Nee, nicht drehen“, wirft er ein. „Metall wird gedreht, Holz wird gedrechselt.“ Er muss es wissen, denn als gelernter Zerspanungsmechaniker kennt er natürlich den Unterschied. Doch weil er in seinem Beruf nie richtig gearbeitet hat, kam vor einigen Jahren in ihm der Wunsch auf, es noch einmal zu versuchen. Dann aber eben nicht mit Metall, sondern mit Holz. Und das hat oft eine ungewöhnliche Vergangenheit hinter sich.

Mückley hat dazu schon mal was vorbereitet. Draußen, vor der Garage, stehen ein paar alte Zaunpfähle. „Die habe ich von einem Landwirt aus der Nachbarschaft“, erklärt er. Jahrzehntelang standen die Pfähle bei Wind und Wetter auf dem Feld, bis sie irgendwann morsch waren und ersetzt werden mussten. Doch was von außen nicht einsehbar ist: „Im Kern ist noch richtig schönes Holz.“ Und das legt der 46-Jährige drinnen, an der Drechselbank, frei. Einmal eingespannt, geht’s auch schon los. Mit einem Drechselmesser bearbeitet er das sich in Blitzgeschwindigkeit drehende Holz, formt so einen ersten Rohling.

Verzierung aus Buntstiften

„Das Messer muss richtig scharf sein“, sagt Mückley. Sonst fliegen die Späne nicht so. „Und es macht keinen Spaß.“ Anschließend heißt es erst einmal abwarten. „Die Faustregel ist: Ein Zentimeter braucht ein Jahr, damit es durchgetrocknet ist und später nicht reißt.“ Das erklärt auch, weshalb in der Garage überall noch nicht ganz fertige Objekte herumstehen. Ist der Rohling ausreichend getrocknet, kommt schließlich der Feinschliff. Und dabei sind der Kreativität wirklich keine Grenzen gesetzt. „Ich probiere einfach viel aus, mache alles frei Schnauze.“

Bei Christian Mückley in Schermbeck fliegen nur so die Späne.
Bei Christian Mückley in Schermbeck fliegen nur so die Späne. © Andreas Buck / FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Angefangen hat Mückley mit einfachen Formen, seinen allerersten Teller will er aber lieber nicht zeigen. „Der ist nicht so toll geworden“, sagt er und lacht. Später sind Pilze dazu gekommen, „was man halt so macht“, dann die ersten Schalen. Mittlerweile schafft er schon richtige Kunstwerke. Da ist zum Beispiel die Schale mit Verzierung aus Buntstiften. Wie geht denn das? „Ich habe die alten Buntstifte von meinen Kindern genommen, mit Epoxidharz aufgegossen und zwischen zwei Holzscheiben gelegt“, antwortet er. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.

Anfragen aus Amerika

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass Mückley regelmäßig in seiner Garage anzutreffen ist. Eine Nachbarin kam mal vorbei und fragte ihn, ob er nicht Strickschalen herstellen könnte. „Die sind jetzt der Dauerbrenner.“ Eine andere Nachbarin zeigte ihm den abgebrochenen Griff eines Kartoffelstampfers, der auch nach 40 Jahren einfach zu schade zum Wegwerfen war. „Klar habe ich ihr dann einen neuen Griff gemacht.“ Doch der Schermbecker erregt auch außerhalb seines Dorfes Aufsehen. Seit er seine Arbeiten auf Instagram präsentiert, hat er schon so einige Anfragen erhalten.

Christian Mückley aus Schermbeck hat die alten Buntstifte seiner Kinder verwendet, um daraus eine ungewöhnliche Verzierung für seine Holzschale zu basteln.
Christian Mückley aus Schermbeck hat die alten Buntstifte seiner Kinder verwendet, um daraus eine ungewöhnliche Verzierung für seine Holzschale zu basteln. © Andreas Buck / FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Eine Schale verschickte er sogar nach Italien. „Amerika war mir dann aber zu weit weg“, gibt Mückley zu. Denn obwohl er seit einigen Monaten ein Gewerbe angemeldet hat, bleibt es für ihn ein Hobby. Dafür nutzt er natürlich längst nicht mehr nur alte Zaunpfähle, sondern kauft auch anderes Holz an. Am liebsten aus der Nachbarschaft. „Das ist Holz von einem Kastanienbaum, der im Dämmerwald stand“, sagt er und zeigt auf eine Vase. Die Maserung erinnert ja fast an eine Weltkarte? „Das Holz war zu lange feucht und hat dann gestockt“, lautet die Erklärung. Oder weniger charmant: „Das Holz ist vergammelt.“

Schale für Obst

Einmal getrocknet macht jedoch auch so ein „vergammeltes Holz“ ganz schön was her. Damit wirklich nichts passieren kann, bekommen die Stücke zum Schluss noch ein „Food Safe Finish“. In jede Schale darf also auch Obst, in jede Gewürzmühle Salz oder Pfeffer. Wie lange er für eine Arbeit so braucht, kann Mückley übrigens nicht sagen. Das kommt ganz darauf an, wie viel Ruhe er für seine Arbeit in der Garage hat. Aber das ist eigentlich auch egal. Für ihn zählt nur, dass endlich wieder die Späne fliegen.

>>> Individuelle Arbeiten aus Holz

Christian Mückley arbeitet vor allem auf Anfrage und kann so auf individuelle Wünsche eingehen. Kontakt: 0172/1804500 oder muecke-wood-design@web.de

Auf Instagram ist der Schermbecker zu finden unter dem Namen muecke_wood_design