Aus den Niederlanden. Die Zahl der Neuinfektionen in den Niederlanden sind letzte Woche auffallend gestiegen. Es werden wieder mehr Infizierte in Kliniken behandelt.

Die Coronalage im Nachbarland hat sich innerhalb der vergangenen Woche auffallend verschärft. Die Sieben-Tage-Inzidenz für Neuinfektionen ist von rund 72 auf 105 gestiegen. Zudem kommen wieder mehr Infizierte in die Krankenhäuser: Laut dem landesweiten Zentrum für Patientenverteilung LCPS ist die Zahl der Klinikaufnahmen wegen Coronainfektionen in der vergangenen Woche um 16 Prozent angestiegen.

Jüngsten Zahlen des niederländischen Gesundheitsinstitutes RIVM zufolge haben sich in den vergangenen sieben Tagen 17.832 Menschen mit Covid-19 infiziert. Es handle sich um einen Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, wie das RIVM am Dienstag mitteilte. Die Reproduktionszahl R ist wieder über den kritischen Wert von 1 gestiegen und liegt nun bei 1,12. Das bedeutet 100 Infizierte stecken insgesamt 112 weitere Menschen an.

Wie entwickelt sich die Coronalage in den Niederlanden weiter?

Ob die gestiegenen Neuinfektionen auf die jüngsten Lockerungen vor gut zwei Wochen zurückzuführen sind, ist bislang noch unklar. Am 25. September wurde unter anderem die Abstandspflicht im öffentlichen Leben abgeschafft. In Deutschland steigen derzeit die Infektionen unter Geimpften. Laut Robert-Koch-Institut kommen hierzulande zunehmend geimpfte Corona-Infizierte mit schwerem Verlauf auf die Intensivstationen.

Die aktuelle Entwicklung des Infektionsgeschehens in den Niederlanden deutete sich bereits vergangene Woche an. Wie unsere Redaktion berichtete, war die Anzahl der positiven Testergebnisse niederländischen Medien zufolge bereits gut eine Woche nach den Lockerungen am 25. September wieder leicht gestiegen. Dieser Trend scheint sich vorerst fortzusetzen.

Niederlande: Coronamaßnahmen wieder regional verschärfen?

Medienberichten zufolge ist vor allem im Süden und Osten des Landes, darunter auch in der Grenzprovinz Gelderland, die Zahl der positiven Coronatests weiter merklich angestiegen. Vor allem in Regionen mit einer niedrigen Impfquote seien betroffen, so der öffentlich-rechtliche Sender NOS. So forderte der Epidemiologe Arnold Bosman im Radio, dass regional strengere Corona-Maßnahmen wieder eingeführt werden sollten - etwa die Abstandspflicht im öffentlichen Leben.

„Diese Maßnahmen haben sich in den vergangenen zwei Jahren als effektiv erwiesen“, so Bosman. Der Epidemiologe zielt vor allem auf den sogenannten „Bijbelgordel“, den Bibelgürtel. Er bezeichnet Gemeinden, die von der südwestlichen Provinz Zeeland, über die Landesmitte in den Norden nach Overijssel verlaufen. Hier leben viele strenggläubige, reformierte Christinnen und Christen, denen eine höhere Impfskepsis als anderen Teilen der Bevölkerung nachgesagt wird.

Der niederländische Justizminister Ferd Grapperhuis sprach sich laut niederländischer Nachrichtenagentur ANP allerdings dagegen aus, die Corona-Maßnahmen regional zu verschärfen. Dennoch müsse darauf geachtet werden, dass die 3G-Nachweispflicht für Gastronomie und Freizeiteinrichtungen durchgesetzt wird. Am Wochenende erst hatte der Bürgermeister von Urk - einer der bekanntesten Gemeinden im Bibelgürtel - gesagt, dass die Stadt die Durchsetzung der 3G-Regel nicht aktiv kontrolliere.

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In den Niederlanden sind laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) 63,6 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft, unter den Erwachsenen sind es 78,4 Prozent. Die Sieben-Tage-Inzidenz in den Niederlanden liegt den Angaben zufolge bei 105 (Stand 12. Oktober). In Deutschland liegt die Inzidenz laut Robert-Koch-Institut bei 66, in NRW bei 52 (Stand 12. Oktober).

Aktuell gibt es kaum mehr Corona-Maßnahmen im Nachbarland. Erst Ende September war gelockert worden: So gilt in der Öffentlichkeit keine Abstandspflicht mehr, nur an bestimmten Orten wie im öffentlichen Nahverkehr muss noch Maske getragen werden. Freizeit-, Kultur-, und Gastroeinrichtungen können mit 3G-Nachweis besucht werden.