An Rhein und Ruhr. Starkregen und Feuchtigkeit haben die Ernte von Erdbeeren und Spargel in diesem Jahr stark beeinträchtigt. Einige Bauern profitieren jedoch auch.

Letztes Jahr zu viel Trockenheit, dieses Jahr zu viel Nässe: Die Getreide-, Obst und Gemüseernten unterscheiden sich stark von denen im Coronajahr 2020. Landwirte profitieren mit Kartoffeln, Rüben und Futtergras - während Erdbeeren, Spargel und Getreide dieses Jahr schwerer zu ernten waren. Die Zuckerrüben- und Maisernten laufen laut Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer, gerade auf vollen Touren: „Der Mais hatte genug Wasser und in letzter Zeit auch viele sonnige Tage, um Stärke zu bilden.“ Dabei sah es in den letzten Jahren noch ganz anders aus: Rüb erinnert sich an massive Trockendürren, die den Mais verdorben und vor allem das Grünland am Wachsen gehindert hatten.

„Damals mussten Kühe früher zum Schlachthof, weil es kein Gras mehr für sie gab, teilweise europaweit“, so der Sprecher. Umso ertragreicher sei das Gras aber in diesem Jahr: Viel Regen und wenige heiße Sommertage führten zu einer Grünland-Ernte, die auch noch für zukünftige Dürrejahre gesammelt werden kann. Das freut auch Bauer Peter Franken aus Duisburg, der im letzten Jahr das Heu für seinen Pferdehof aus Magdeburg einkaufen musste. Von der gesamten Nutzfläche in NRW macht Dauer-Grünland, zum Beispiel in Form von Weiden, ein Drittel aus.

Getreide leidet unter starkem Regen

Doch das nasse Wetter hat für andere Anbausorten seine Tücken: Die Getreideernte dauerte durch die Regentage länger und war mühsamer für die Landwirte. „Eigentlich ist die Ernte die schönste Zeit im Jahr für mich. Beim Getreide mussten wir aber zum Teil bis spät in die Nacht ernten“, erinnert sich der Bauer. Denn Getreidefelder dürfen nur im trockenen Zustand geerntet werden, sonst zahlen die Landwirte Abzüge oder Trockenkosten. Auch habe laut Rüb von der Landwirtschaftskammer die Ernte für zum Beispiel Weizen wetterbedingt später begonnen, weil das Getreide durch die langen Regenperioden später gereift ist.

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Das erlebte auch Bäuerin Birgit Naß. Normalerweise liegt bei ihr der Ertrag an Weizen zu dieser Zeit bei 90 bis 100 Doppelzentner pro Hektar. In diesem Jahr sind es 80. Und die Landwirte selbst, können nichts dagegen tun. „Man könnte sich bei der Sortenwahl des Getreides orientieren. Das Problem ist aber, dass man nie weiß, wie das Wetter im nächsten Jahr sein wird“, so Naß. Der Getreideanbau ist mit 53,7 Prozent der größte Anteil am gesamten Ackerland in NRW. Dieses Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen 3,67 Millionen Tonnen Getreide (ohne Körnermais) und damit 0,9 Prozent weniger als im letzten Jahr, geerntet. An den Preisen für die Käuferinnen und Käufer würde sich laut Rüb aber nichts ändern.

Starker Ernteausfall bei Erdbeeren und Spargel

Viel größer als beim Getreide war der Ernteausfall bei den Erdbeeren und dem Spargel im Frühjahr. „Erdbeeren mögen keinen Regen. So können sich Pilzkrankheiten bilden und sie werden matschig“, so Rüb. Auch Spargel ernteten die Landwirte nur in Maßen. Das habe sich aber durch die mangelnde Nachfrage von Gastronomiebetrieben, die zu dem Zeitpunkt noch geschlossen hatten, ausgeglichen. Außerdem seien coronabedingt noch Reste der „Pommes-Krise“ im Frühjahr spürbar gewesen: Zahlreiche Kartoffeln landeten im Bio-Abfall, weil die Kantinen und Pommesstationen im öffentlichen Bereich geschlossen hatten. Denn die meisten Kartoffeln würden für Pommes verwendet werden. Zurzeit fällt die Kartoffelernte, die zum Teil noch läuft, gut aus - und auch die Nachfrage ist wieder gesichert. Auch die Apfelernte ist laut Rüb ein Erfolg: „Es gab kühle Nächte und das macht die Äpfel schön rot. Das mögen die Verbraucher am liebsten.“

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Bei Bauer Peter Franken, der unter anderem auch Zuckerrüben und Ölfrüchte anbaut, war die Ernte ein voller Erfolg. Schade findet er nur, dass diese Arbeit der Landwirte in der Gesellschaft nicht genug geschätzt werde. „Wenn ich an die Zukunft denke, bereitet mir das Bauchschmerzen. Wir erfüllen die Umweltstandards, düngen die Grünflächen weniger. Aber die Umsetzung kostet viel Geld und unsere Produkte verkaufen wir immer noch zum Weltmarktpreis“, so Franken. Der 38-jährigen Bauer betont, dass ihm Klimaschutz sehr wichtig ist - und das sei er auch für jüngere Generationen, die in die Landwirtschaft gehen. „Aber er muss eben honoriert werden“, sagt Franken.