Moers. Ein Jahr nach dem Ende des Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet gibt es ein Konzert auf Schacht IV in Moers. Eine Besucherin ist zu Tränen gerührt.
Die Bergmänner erleuchten die Fördermaschinenhalle mit Kerzen. Freundlich begrüßen sie die Gäste mit einem „Glück auf!“ – dem typischen Bergmannsgruß. Die Kumpels haben sich fein gemacht, tragen ihren kohlschwarzen Bergmannskittel und auf dem Kopf die Schachthüte mit weißem Federpuschel.
Alle haben sie sich am Samstagabend im Schacht IV der ehemaligen Zeche Rheinreußen an der Zechenstraße eingefunden. Der liebevolle Kosename der Zeche als „Goldschätzchen von Moers-Hochstraß“ kommt nicht von ungefähr: Mit ihrer Eröffnung im Jahre 1900 begann der Bergbau in Moers. Fast 50 Millionen Tonnen förderte die Zeche Rheinreußen zwischen 1904 und 1962 zu Tage. Bis zu 3000 Bergleute fuhren täglich ein. Heute ist das 48 Meter hohe Doppelstrebengerüst eine stählerne Erinnerung an die Welt unter Tage. Es ist das älteste noch erhaltene Gerüst dieser Bauart im Ruhrgebiet. In Deutschland endete die Ära des Steinkohlebergbaus am 21. Dezember 2018 mit der Schließung der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop.
„Wir möchten die Erinnerung an den Bergbau aufrechterhalten“, erklärte Frank Liebert, Vorstandsmitglied des Vereins „100 Jahre Kolonie Meerbeck“. Gemeinsam mit dem Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) plante man im letzten Jahr erstmalig ein Konzert unter dem Titel „Licht bei der Nacht“. Der GMGV ist der Zeche Rheinpreußen eng verbunden: 1998 beteiligte sich der Verein als Bauherr der Zechinstandsetzung.
Der 2013 gegründete GMGV-Arbeitskreis „Rheinpreussen Schacht IV“ kümmert sich um die zecheneigene bergbauliche Sammlung und den Demonstrationsstollen. Das Premierenkonzert vor einem Jahr kam hervorragend an. So war es auch diesmal. Finanziell durch den Stadtteilbeirat Meerbeck/Hochstraß im Landesprogramm „Soziale Stadt“ unterstützt, stellten die Organisatoren einen eintrittsfreien, atmosphärischen Abend auf die Beine.
Am Eingang gab es stilecht eine Stulle mit Schmalz. Danach schritten die Besucherinnen und Besucher in die hohe Fördermaschinenhalle und lauschten. Die Bergleute des Knappenchores Rheinland sangen bei Kerzenschein. Es erklang das Lied „Sei uns gegrüßt, Sankt Barbara“. In der nicht beheizten Halle wurde es den Besuchern warm ums Herz: Als die Sänger das Steigerlied anstimmten, sangen alle mit.
Auch interessant
„Genau das ist der Zusammenhalt im Ruhrpott, der mich zu Tränen rührt“, sagte Besucherin Hanne, deren Vater in der Dortmunder Zeche Zollern arbeitete. Nach dem Gesang folgte eine Vorführung des Films „Was wird bleiben?“ von Frederik Göke. Bergleute erzählten, wie unter Tage Menschen aller Nationen zusammenhielten, wie die Lohnauszahlung funktionierte und dass man getrost „Futtsack“ sagen darf, wenn etwas schief läuft. Es ist die Liebe zum Pott und zum Pütt, die bleibt.