Essen. Die Inflationsrate liegt bei 3,8 Prozent. Ein Test unserer Redaktion zeigt für den täglichen Einkauf Steigerungen von rund sechs Prozent.

„Klar, wird doch alles immer teurer“, Ramona Kaminski räumt ihre Einkäufe aus dem Einkaufwagen in zwei Tragetaschen auf dem Kaufland-Parkplatz im Essener Nordviertel. Ihr Sohn sitzt im Wagen und pustet einen gerade ergatterten Luftballon auf. „Was früher mal 0,79 Cent gekostet hat, kostet jetzt 0,99 Cent oder sogar 1,09 Euro“, erklärt die Essenerin. Sie spüre gerade in den letzten Monaten einen Preisanstieg.

Und dieser Preisanstieg ist nicht nur ein Gefühl, sondern mit der Inflationsrate vom Statistischen Bundesamt belegt. 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug die Inflation im Juli, eine enorme Steigerung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021. Besonders die Preise für Energie sind dabei angestiegen, aber auch Güter des täglichen Bedarfs wurden teurer.

Auch interessant

Das liegt laut Statistischem Bundesamt unter anderem daran, dass die Mehrwertsteuersätze, die von Juli bis Dezember 2020 coronabedingt gesenkt wurden, wieder auf dem vorherigen Niveau angekommen sind. Hinzu kommen gleichzeitig weitere Preiseffekte, wie beispielsweise die CO2-Bepreisung.

Einkaufstest bestätigt Preisanstieg

Und auch ein Test zeigt: Der Trend lässt sich vom Kassenzettel ablesen. Wir haben noch einmal eingekauft, was wir bereits im vergangenen Juli gekauft haben, als es um die Frage ging, ob die Geschäfte die Mehrwertsteuersenkung weitergeben. Zehn Produkte (Mineralwasser, Milch, Mehl, Pudding, Margarine, Toilettenpapier, Nudeln, ein Apfel, Toast und Tomatenmark) haben wir seinerzeit bei Edeka, Kaufland und Aldi eingekauft und dann im Preis verglichen. Nicht mitgerechnet wurde am Ende der Apfel, da dieser durch das Gewicht im Preis variiert.

Zehn Produkte, eingekauft bei Edeka. Preis: 7,99 Euro, ohne den Apfel.
Zehn Produkte, eingekauft bei Edeka. Preis: 7,99 Euro, ohne den Apfel. © Tobias Harmeling | Tobias Harmeling

Das Ergebnis: Statt 6,86 Euro kostete der Einkauf im Aldi nun 7,29 Euro. Das ergibt eine Teuerungsrate von 6,4 Prozent. Bei Kaufland ist der Einkauf 0,42 Cents teurer geworden, von 7,83 auf 8,25 Euro – also 5,3 Prozent. Mit 7,50 zu 7,99 Euro schlug die Preissteigerung bei Edeka am deutlichsten durch, 6,5 Prozent. Im Durchschnitt kosteten die Produkte in allen drei Läden also etwa 0,45 Cent mehr, knapp der Wert einer 500-Gramm-Packung Nudeln. Bei einem Großeinkauf und auf lange Sicht wird dies deutlich spürbar.

„Ich kauf auch eigentlich nur noch im Angebot ein“, erklärt Denise Bartilla, die mit ihrem Einkaufswagen gerade aus dem Kaufland kommt. Sie merke die höheren Preise deutlich: „Vor allem bei Fleisch, Obst und Gemüse.“ Ihre Ausgaben hat Denise Bartilla nämlich genau im Blick, sie bewahre Kassenzettel auf und vergleiche die Einkaufspreise regelmäßig.

So sind die Aussichten

Doch wie entwickelt sich die Preise in Zukunft? Konjunktur-Experte Prof. Dr. Torsten Schmidt vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) schätzt, dass uns die hohe Inflation bestimmt noch bis zum Jahresende begleiten werde.

Auch interessant

Eine Gefahr, dass ein Spiraleffekt einsetze, sehe er aber noch nicht. Dies wäre der Fall, wenn auch die Tariflöhne auf die erhöhte Inflation reagieren, um die Kaufkraft wieder zu steigern und im Anschluss die Preise wieder steigen und das wieder von vorn. „Dann würde es irgendwann problematisch werden“, erklärt Schmidt.

Der Experte schätzt die Kaufkraft trotz der Inflation aber stark ein: „Während der Coronapandemie wurde in ganz Deutschland enorm viel gespart.“ Auch wenn die Kaufkraft leide, da die Preise stärker steigen als die Löhne, werden die Leute ihren Konsum nicht einschränken und dann eher auf ihr Erspartes zurückgreifen.

Davon abgesehen seien aber vor allem Menschen mit weniger Geld von der Preissteigerung betroffen. Zwar wirke sich die Inflation natürlich auf alle gleichermaßen aus. „Doch wenn vor allem die Grundgüter, so wie Nahrungsmittel und Energie im Preis steigen, spüren es Menschen mit geringerem Einkommen besonders deutlich“, so Schmidt.