An Rhein und Ruhr. Seit dem 1.Juli gelten neue Mehrwertsteuersätze. Aber profitiert der Kunde auch davon? Und wie groß ist die Ersparnis? Drei Fililalen im Test.

Lidl war überraschend vorgeprescht, alle anderen Supermarktketten zogen wenig später nach: Die temporäre Mehrwertsteuersenkung vom 1. Juli bis Ende des Jahres hat unter den Lebensmittel-Discountern einen Preiskampf ausgelöst. Während Lidl die reduzierten Mehrwertsteuersätze bereits seit dem 22. Juni an seine Kunden weitergibt, hatte Aldi angekündigt, ab dem 27. Juni drei Prozent vom gesamten Einkauf abzuziehen. Auch Rewe, Kaufland und Edeka versprachen reduzierte Preise. Aber haben sich die Discounter an ihr Versprechen gehalten?

Um zu überprüfen, ob bei allen Produkten die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent bzw. von sieben auf fünf Prozent gesenkt wurde, haben wir am 24. Juni in drei Duisburger Filialen exakt zehn Lebensmittel gekauft: Mineralwasser, Milch, Mehl, Pudding, Margarine, Toilettenpapier, Nudeln, einen Apfel, Toast und Tomatenmark. Getestet wurden Edeka, Aldi Süd sowie Kaufland. Den gleichen Einkauf haben wir am 1. Juli wiederholt und die Preise der einzelnen Produkte miteinander verglichen.

Bei Aldi wird der Rabatt erst an der Kasse verrechnet

Am einfachsten gestaltet sich der Vorher-Nachher-Vergleich bei Aldi Süd. „Bei uns muss niemand nachrechnen, ob und welche Preissenkungen wofür gelten: Bei Aldi werden einfach drei Prozent vom gesamten Einkauf abgezogen“, kündigte das Unternehmen in einer Pressemitteilung an. Da für die meisten Lebensmittel der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gilt, spare der Kunde bei seinem Einkauf bis zu einem Prozent extra.

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Und tatsächlich: Anstatt die Etikette aller Lebensmittel auszutauschen, wird der Preisnachlass erst an der Kasse verrechnet. Kostete der Einkauf vor einer Woche noch 7,07 Euro, zahlen wir nun 6,86 Euro – eine Ersparnis von 21 Cents. Die Äpfel haben wir bei allen drei Filialen nicht mit eingerechnet, da der Preis je nach Gewicht variiert. Vom Rabatt ausgenommen sind bei Aldi Nord und Aldi Süd unter anderem Tabakwaren und Zeitschriften.

Kaufland gibt sowohl den alten als auch neuen Preis an

Am transparentesten kann der Kunde die veränderten Preise bei Kaufland vergleichen. Bereits Ende Juni hatte das Unternehmen angekündigt, jedes einzelne Preisschild im Regal anzupassen und neben dem neuen auch den alten Preis anzugeben. „Die elektronischen Preisetiketten in der Obst- und Gemüse-Abteilung werden zentral aktualisiert, alle anderen Preisetiketten werden vor Ort von Hand ausgetauscht“, so Pressesprecherin Anna Münzing.

Pünktlich zum 1. Juli wollte Kaufland in all seinen über 100 Filialen in NRW die Mehrwertsteuersenkung an die Kunden weitergeben. Der Preisvergleich zeigt: Auch bei Kaufland wurden die Preise aller zehn getesteten Produkte entsprechend angepasst. Statt 8,02 Euro zahlen wir nun 7,83 Euro – eine Ersparnis von 19 Cents. Während bei Aldi Süd drei Prozent vom Einkauf abgezogen werden, sparen wir bei Kaufland 2,37 Prozent.

Mehrwertsteuersenkung lohnt erst bei Großeinkäufen

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Auch Edeka Rhein-Ruhr hatte im Vorfeld für seine rund 700 Lebensmittelmärkte unter den Marken Edeka und Marktkauf Preissenkungen versprochen. „Wir werden die steuerlichen Vorteile ab dem 1. Juli 2020 in vollem Umfang an die Kunden weitergeben“, sagte Pressesprecherin Kerstin Holla. Im Rahmen unseres Tests konnten wir keinerlei Auffälligkeiten feststellen. Alle Produkte wurden der Mehrwertsteuersenkung entsprechend reduziert. Statt 7,70 Euro kostet der Einkauf nun 7,50 Euro – eine Ersparnis von 20 Cents und 2,6 Prozentpunkten.

Das Ergebnis: Alle drei Lebensmittel-Discounter haben ihr Versprechen offenbar eingehalten. Von den insgesamt 30 getesteten Produkten wurde bei keinem der alte Preis beibehalten oder gar erhöht. Bei kleineren Einkäufen hält sich die Ersparnis jedoch in Grenzen. Zusammengerechnet haben wir am 24. Juni 22,79 Euro bezahlt. Dank Mehrwertsteuersenkung sank der Preis am 1. Juli auf 22,19 Euro. Macht einen Rabatt von 60 Cents. Immerhin: Die Bürger scheinen sich darauf verlassen zu können, dass die Lebensmittel-Discounter die Ersparnis an ihre Kunden weitergeben.