Am Niederrhein. Die Chancen steigen, nachdem die Niederländer begonnen haben, Fische auszusetzen. Am Niederrhein gibt es geeignete Laichgebiete.
Seit 1998 läuft das Wanderfisch-Programm in Nordrhein-Westfalen, Vorläuferstudien gab es bereits in den 80-er Jahren. Lachs, Maifisch, Nordsee-Schnäpel, Aal: Sie alle sind mit menschlicher Hilfe in den Rhein und seine Nebenflüsse zurückgekehrt. Einer fehlt noch: der Stör - der „König der Fische“, sagt Biologe Daniel Fey vom Landesumweltamt (LANUV) im Gespräch mit der Redaktion (6. Juli 2021).
Das große Problem: Jungstöre, die ausgesetzt werden können, sind rar. Vom Europäischen Stör, der bis in die 1940/50er Jahre im Rhein heimisch war, gibt es laut Fey nur eine Elternfischhaltung, in Frankreich. Eine weitere befindet sich in Berlin im Aufbau. Im NRW-Wanderfischprogramm ist der Stör deshalb als eigene Art nicht vorgesehen. „Das Programm ist auch so sehr ambitioniert“, sagte Fey.
Lippe wäre auch ein geeigneter Fluss für den Stör
Trotzdem steigen die Chancen, dass der Stör über kurz oder lang auch in nordrhein-westfälische Gewässer zurückkehrt. Denn in den Niederlanden ist damit begonnen worden, Störe im Rheingebiet auszusetzen - zunächst in geringem Umfang. Einige Tiere waren schon bis zu 80 Zentimeter lang und mit Sendern ausgestattet, um ihren Wanderweg in die Nordsee und zurückzuverfolgen.
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Nicht ausgeschlossen ist, dass die Tiere auf dem Weg zurück den Rhein bis zur deutschen Seite durchschwimmen. NRW könnte dann profitieren. „Studien zeigen, dass es gerade am Niederrhein geeignete Laichgebiete für den Stör gibt“, erklärte Lanuv-Fachbereichsleiter Fey. Auch die Lippe sei potenziell ein Fluss für den Stör.
Erfolgreiche Wiederansiedlung des Nordsee-Schnäpels
Störe, die zu den Knochenfischen zählen, können ziemliche Kawenzmänner werden. Erwachsene Tiere können durchaus auf drei Meter Körperlänge kommen. Eine Rückkehr der vom Aussterben bedrohten Störe wäre ein besonderer Erfolg - benötigt aber einen langen Atem, wie die Erfahrungen mit den Arten des Wanderfischprogrammes zeigen. „Es ist ein Generationenprojekt“, wie Fey sagte.
Als Erfolgsgeschichte gilt der Nordsee-Schnäpel, ein Lachsverwandter. Von ihnen musste schon seit 2007 kein Nachwuchs mehr ausgesetzt werden. „Probefänge sowohl bei uns wie auch in den Niederlanden zeigen, dass sich die Art von alleine reproduziert“, berichtete der Lanuv-Experte.
Wanderfische haben unter den beiden Dürrejahren gelitten
Bei Maifisch, Lachs und Aal ist weiter menschliche Hilfe nötig: sprich Nachbesatz mit Jungfischen, um die Bestände zu stützen. Vom Aal beispielsweise habe man im vergangenen Jahr dank der Lanuv-eigenen Zucht im sauerländischen Albaum knapp 1,5 Millionen Jungfische aussetzen können.
Ähnlich viele waren es beim Lachs in diesem Jahr. Bei den Lachsen hat sich mittlerweile auch eine kleine Population in der Sieg entwickelt, die sich laut Fey selbst vermehrt. Allerdings haben die zurückliegenden Trocken-Jahre gerade den Lachsen schwer zu schaffen gemacht. Die Wasserstände waren vielfach so niedrig, dass die Fische nicht in ihre Laichgewässer zurückkamen.
Über 10.000 Maßnahmen bis zum Jahr 2027 vorgesehen
Nachbesatz mit Jungfischen ist eine Säule des Wanderfisch-Programms, bei dem das nordrhein-westfälische Umweltministerium mit dem NRW-Fischereiverband und seinen Angelvereinen kooperiert. Eine andere Säule ist es, Gewässer passierbar zu machen und die Qualität zu heben. Die kürzliche begonnene neue Programmphase sieht dazu bis zum Jahr 2027 über 10.000 Maßnahmen vor, wie etwa die Ertüchtigung von Klärwerken, die Wiederherstellung von Auen, der Bau von Fischtreppen oder der Rückbau von nicht mehr benötigten Stauungen.