An Rhein und Ruhr. Rheinkirmes Düsseldorf, Crange & Co.: „Kirmes-Absagen tun weh“, sagt Schaustellerpräsident Ritter. Staatliche Hilfen laufen bald aus.
Die Rheinkirmes in Düsseldorf - abgesagt, Crange - abgesagt, Sterkrade - abgesagt, Libori in Paderborn - vermutlich als Lightversion, aber immerhin. Und ab diesem Donnerstag hätte die Himmelfahrtskirmes in Kevelaer starten sollen und eine Woche später der Pfingstrummel in Geldern, eigentlich. „Jede Absage tut uns sehr weh“, sagte Schausteller-Präsident Albert Ritter im Gespräch mit der Redaktion (12. Mai 2021).
Auch interessant
Ritter, der den Deutschen Schaustellerbund (DSB) führt, drängte angesichts sinkender Corona-Zahlen auf eine Perspektive für sein Gewerbe und die 800 Berufskollegen in Nordrhein-Westfalen sowie etwa 5000 bundesweit. „Wir haben zuletzt bei den Weihnachtsmärkten 2019 Geld verdient“, erinnerte der Essener.
Gemeinsam im Flieger ja, aber Autoscooter nein
Es sei nicht nachzuvollziehen, dass Menschen jetzt nebeneinander im Flieger nach Mallorca sitzen können - „aber an der frischen Luft im Autoscooter sitzen, geht offenbar nicht“, wundert sich Ritter. Die Schausteller verfügten über von Experten entwickelte Hygienekonzepte für Veranstaltungen.
Besonders schmerzlich sei es, wenn schon jetzt Volksfeste im Herbst gestrichen würden - obwohl die Infektionszahlen derzeit sinken. „Unsere Bitte an Kommunen und andere Veranstalter ist: Plant erstmal weiter“, sagte der Schaustellerpräsident. Selbst Verträge sollten aus seiner Sicht schon gemacht werden - „mit Ausstiegsklauseln“.
Gibt es an Rhein und Ruhr wieder Freizeitparks auf Zeit?
Bei einem Gespräch im NRW-Wirtschaftsministerium wollen die Schausteller ausloten, ob und ab wann zumindest wieder sogenannte temporäre Freizeitparks möglich sind - so wie im vergangenen Jahr. Interesse gebe es zum Beispiel in Dortmund, Düsseldorf, Düren oder im Aachener Raum. Örtlich liefen zum Teil auch schon erste Vorgespräche.
Solche zeitlich befristeten Parks können aber immer nur Arrangements mit der aktuellen Lage sein. „Grundsätzlich muss es schon darum gehen, wann und wie wieder Volksfeste für die ganze Familie möglich sind“, meinte Ritter. Er betonte: NRW sei „Volksfestland Nr. 1“; 15 bis 20 Prozent der in normalen Zeiten bundesweit 9700 Veranstaltungen finden zwischen Rhein und Weser statt.
Überbrückungshilfen laufen im Juni aus
„Die Schausteller sind im Standby-Modus“, versicherte der DSB-Präsident. In Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden sei man in der Lage, schnell wieder Volksfeste zu realisieren, sobald dies erlaubt sei. Personell werde man sich untereinander helfen. „Außerdem sind Schaustellerbetriebe Familienbetriebe - da packen Onkel, Mutter und Neffe mit an“, erklärte Ritter.
Aktuell hielten viele Schausteller sich und ihre Familien zum Beispiel mit Kraftfahrerjobs über Wasser, oder sie verleihen ihren Kranwagen oder verkaufen Bratwurst oder Zuckergebäck aus einzelnen Buden etwa vor Supermärkten. Die Zeit aber dränge. „Im Juni laufen die Überbrückungshilfen aus“, mahnte Albert Ritter. Spätestens ab Juli müsse man dann wieder mit „eigener Hände Arbeit Geld verdienen“ können - oder die Hilfen müssten verlängert werden.