Wesel/Olfen. 137 Kilometer schlängelt sich der Wanderweg am Nordrand des Ruhrgebietes entlang. Nun wurde der Hohe Mark Steig endlich offiziell eröffnet.
Wälder und Wiesen, Herrensitze, Seen, Flüsschen und Schleusen: „Dass ein Wanderweg von so einem Kaliber eröffnet wird, ist etwas Besonders“, schwärmt Christian Schmidt, Geschäftsführer des Sauerländischen Gebirgsverein (SGV, 32.000 Mitglieder). Nur „alle drei bis fünf Jahre“ komme ein neuer Qualitätsweg von solcher Länge dazu – nun ist es wieder so weit.
Gute 137 Kilometer schlängelt sich der Hohe Mark Steig vom Auesee in Wesel am Niederrhein immer am Nordrand des Ruhrgebietes bis ins münsterländische Olfen. Karola Geiß-Netthöfel, die Direktorin des Regionalverbandes (RVR), und Münsters Regierungspräsidentin Dorothee Feller werden an diesem Freitag 16. April 2021) von Dorsten aus einige Kilometer des neuen Fernwanderweges „anwandern“ – coronabedingt im kleinen Kreis, mit gebührendem Abstand.
Wandern als „willkommene Auszeit vom Alltag“
Dass Corona einen Strich durch die eigentlich geplante Eröffnungsfeier macht – nicht schön. Gut möglich aber, dass der nah am Ballungsraum Ruhrgebiet gelegene und durch Bahnhöfe gut erreichbare Fernwanderweg im zweiten Pandemiejahr das richtige Angebot zur noch unklaren Urlaubszeit ist. „Das Wandern erlebt einen kräftigen Boom: In Corona-Zeiten ist der Freizeitsport für viele Menschen eine willkommene Auszeit vom Alltag“, so RVR-Direktorin Geiß-Netthöfel gegenüber der Redaktion.
Rund 1,6 Millionen Euro hat es gekostet, den Wanderweg durch elf Städte und Gemeinden zu realisieren. Der Steig ist ein Gemeinschaftsprojekt von RVR, Naturpark und SGV und noch eine Idee der Regionale 2016 im Westmünsterland. Mit Ergänzung „Wasserroute“ (18,5 Kilometer an den Seen zwischen Haltern und Olfen) kommt der Weg sogar auf über 150 Kilometer Länge. Eine Eröffnung war schon fest für Juni 2020 geplant gewesen, wurde aber damals wegen Corona verschoben.
Neuer Steig führt durch viele Waldgebiete
Der Steig führt durch Waldgebiete wie Haard, Hohe Mark, Dämmerwald und Üfter Mark, vorbei an Gewässern wie Lippe, Issel und Schwarzes Wasser, an den Schlössern Diersfordt und Lembeck, durch Kulturlandschaften wie die Westruper Heide. „Der besondere Reiz liegt in den ganz unterschiedlichen Landschaften“, erklärt Wanderprofi Schmidt vom SGV und vergisst nicht, die Ausblicke auf die Landschaft zu rühmen. 850 Höhenmeter verteilen sich über die vielen Kilometer.
Hohe Mark Steig - durch Heide und Wälder, entlang an Flüssen
Für den Naturpark soll der Hohe Mark Steig das neue Leitprojekt werden, er ist Teil des „Wanderrevier Ruhr“. Eine Zertifizierung als Qualitätswanderweg durch den Deutschen Wanderverein ist in Arbeit. SGV-ler haben bereits zwei Bestandsaufnahmen gemacht. Geschäftsführer Schmidt zeigte sich gegenüber der Redaktion sehr zuversichtlich. Er glaubt, dass einer Zertifizierung „nichts im Wege steht“. Der Hohe Mark Steig würde dann in einer Liga spielen mit Wegen wie dem Rothaarsteig, dem Sauerland Höhenflug oder dem Neanderlandsteig.
Hoffnung auf einen touristischen Schub für die Region
Touristisch dürfte das der Region einen Schub geben – dann, wenn darniederliegende Gastronomie und die Hotels nach der Corona-Zwangspause wieder eröffnen dürfen. So eine Zertifizierung will jedoch nicht nur errungen, sondern auch verteidigt sein. Beschilderung, Infrastruktur – noch okay? „Alle drei Jahre muss nachzertifiziert werden“, erklärt Schmidt.
Sechs Etappen plus Wasserroute
Die Macher des Hohe Mark Steiges haben den Weg in sechs Etappen plus Wasserroute unterteilt. Die Etappen sind zwischen 18,8 und 26,8 Kilometer lang. Es sind Gehzeiten jeweils zwischen knapp 5 und sieben Stunden angegeben. „Die ÖPNV-Anbindung war für uns wichtiger Punkt“, sagt Holger Böse vom RVR-Eigenbetrieb Ruhr Grün. (dum)
Der RVR hat die Pflege übernommen. Unter „service-waldband@rvr.ruhr“ wurde ein Mailpostfach für Lob, Kritik und Hinweise von Wanderern eingerichtet. Schon in den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass es örtlich Probleme mit Vandalismus gibt. Der Regionalverband setzt deshalb auch auf ehrenamtliche Wegepaten, die den Weg betreuen. „27 Interessenten haben sich bereits gemeldet“, berichtet Holger Böse vom RVR-Eigenbetrieb Ruhr Grün.
Kürzere „Landstreifer“ ergänzen die Hauptroute
SGV-Geschäftsführer Schmidt lobt, dass der Weg mit Ruhe und Bedacht und nachhaltig entwickelt worden sei: „Ich habe andere Qualitätswanderwege erlebt, die wurden in bedeutend kürzerer Zeit aus dem Boden gestampft.“ Da seien dann aber auch größere Nachbesserungen erforderlich gewesen. Schmidt glaubt, dass das beim Hohe Mark Steig nicht der Fall sein wird.
Gearbeitet wird an den Projekt dennoch auch weiterhin. So sollen kurze Rundwanderwege – „Landstreifer“ genannt – den Hohe Mark Steig nach und nach ergänzen. Ein erster solcher „Landstreifer“ steht schon bereit. Er heißt „Haard an der Grenze“ und durchquert auf 11,3 Kilometern den südlichen Teil des weitläufigen Waldgebietes.
Mehr Informationen zum Hohe Mark Steig gibt es hier.