Frauen, die Kinder haben und in Vollzeit berufstätig sind? Das ist immer noch keine Selbstverständlichkeit, findet Redakteurin Friederike Bach.

Ich wusste schon immer, dass ich Kinder bekommen möchte. Ich könnte gar nicht erklären, warum. Mir war einfach seit ich denken kann klar: Ohne Kinder wäre mein Leben nicht vollständig. Mir würde das Wichtigste zu meinem Glück fehlen.

Genauso klar war für mich aber auch, dass mir ohne meinen Beruf etwas fehlen würde. Und dank meiner Familiengeschichte hatte ich nie das Gefühl, mich zwischen Kindern und Beruf entscheiden zu müssen. Ich hatte als Kind nicht nur eine in Vollzeit berufstätige Mutter, sondern auch zwei berufstätige Großmütter. Ich bin Ende der 1980er Jahre geboren. Erst in den letzten Jahren ist mir bewusst geworden, wie ungewöhnlich diese Konstellation für die damalige Zeit war.

Familie und Vollzeitjob - bei Frauen nicht selbstverständlich

Seit ich selbst Mutter bin, merke ich aber leider, dass in Vollzeit arbeitende Mütter auch heute noch nicht überall als selbstverständlich wahrgenommen werden. Es sind oft die kleinen Dinge, an denen ich merke, dass die Selbstverständlichkeit, mit der ich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wahrnehme, für viele noch immer keine ist.

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Einige Beispiele: Infoveranstaltungen für Eltern finden nach meinen Erfahrungen meist am frühen Nachmittag statt. Es sei denn, es werden explizit die Väter verlangt. Dann bemüht man sich um Termine am Wochenende. Klar, denn: „Die arbeiten ja schließlich.“ Mein Mann ist auch noch nie gefragt worden: „Ach, du arbeitest in Vollzeit? Und wie machst du das mit deinem Sohn?“ Mir wird die Frage immer wieder gestellt. Übrigens vor allem von anderen Müttern.

Ich habe mir mein Leben lang gewünscht, Mutter zu werden und mein Sohn ist mein größtes Glück! Mit meiner Entscheidung ein Kind zu bekommen, habe ich mich aber nicht automatisch auch bereit erklärt, mich in (meiner Meinung nach) überholte patriarchalische Gesellschaftsstrukturen und Denkmuster einzufügen. Es gibt leider immer wieder Situationen, in denen ich das klarstellen muss.

Es gibt viele Wege zu einem glücklichen Leben!

Besonders frustrierend: Ich habe oft das Gefühl, als Frau kann man es nur verkehrt machen. Bekommt man keine Kinder, erntet man hochgezogene Augenbrauen. Bekommt man Kinder und arbeitet, heißt es: „Warum hat sie denn überhaupt ein Kind bekommen, wo sie doch kaum Zeit hat?“ Und Frauen, die ausschließlich im eigenen Haushalt arbeiten, müssen sie sich oft den Vorwurf gefallen lassen: „Was macht sie denn den ganzen Tag?“ (Die Antwort darauf ist übrigens: alles!)

Ich finde, dieses Bewerten muss aufhören! Jeder und jede sollte für sich selbst bestimmen können, wie er oder sie leben möchte. Es gibt viele Wege zu einem erfüllten und glücklichen Leben. Alle sollten gesellschaftlich akzeptiert, wertgeschätzt und unterstützt werden.

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