Kreis Minden-Lübbecke. Dritter Ausbruch bei einem Nutzgeflügel: “Wir tun unser Möglichstes, das Seuchengeschehen einzudämmen“, so das NRW-Umweltministerium.

Binnen weniger Tage gibt es offenbar den dritten Vogelgrippe-Fall in einem Nutzgeflügel-Bestand in Nordrhein-Westfalen. Rund 7000 Puten in einem Betrieb im Kreis Minden-Lübbecke werden aus Vorsorgegründen getötet, berichteten die Behörden am Abend (4. März 2021). Das Untersuchungsamt in Detmold habe das Influenza-Virus bestätigt.

Nach einem Ausbruch in einem Betrieb in Versmold (Kreis Gütersloh) waren bereits mehr als 20.000 Enten gekeult, also getötet worden. Und ebenfalls wegen Vogelgrippe waren 50 Vögel aus einer Hobbyhaltung in Lichtenau (Kreis Paderborn) getötet worden. Wegen dieser Fälle hatte das NRW-Umweltministerium bereits eine Stallpflicht für Hausgeflügel im kompletten Regierungsbezirk Detmold angeordnet.

Mehrere Puten waren schon verendet

Bei den Puten aus dem Betrieb im Altkreis Lübbecke wird offiziell noch von einem "Verdachtsfall" gesprochen. Das Friedrich-Löffler-Institut als Bundesforschungsanstalt für Tiergesundheit untersucht derzeit Proben. Erst wenn von dort der Nachweis erfolgt ist, gilt die Vogelgrippe formal als bestätigt. Für die Fälle in Versmold und Lichtenau ist das geschehen.

Die Forscher entdeckten in beiden Fällen das hochaggressive Influenza-A-Virus vom Subtyp H5N8, das auch in anderen Bundesländern schon Geflügelbestände befallen und in Norddeutschland schon tausende Wildvögel dahingerafft hat. Bei den Puten bei Lübbecke (alles Elterntiere) gilt die Diagnose freilich als ziemlich sicher: Auf dem Betrieb waren schon mehrere Tiere verendet.

Sperr- und Beobachtungszonen eingerichtet

"Die Ausbrüche der Geflügelpest treffen die hiesige Geflügelwirtschaft schwer", erklärte Staatssekretär Heinrich Bottermann aus dem NRW-Umweltministerium, wo ein Koordinierungsstab eingerichtet wurde. "Wir tun unser Möglichstes, das Seuchengeschehen einzudämmen", so Bottermann weiter. Rund um die betroffenen Höfe haben örtliche Behörden Sperr- und Beobachtungszonen eingerichtet.

Im Kreis Gütersloh z. B. werden im Sperrgebiet die Tiere von 60 gewerblichen Geflügelhaltern klinisch untersucht. Halter sind aufgerufen, den Behörden zu melden, wenn ihre Vögel auffällig wenige Eier legen oder binnen 24 Stunden mehr als 2% der Tiere versterben. Die Beobachtungszonen reichen weit - bis ins Münsterland, ins Hochsauerland und nach Niedersachsen hinein.

Region ist ein Schwerpunkt für Geflügelhaltung

Die Geflügelwirtschaft ist in NRW zwar nicht so stark, wie etwa im benachbarten Niedersachsen. "Aber Ostwestfalen/Lippe ist traditionell ein Schwerpunkt", so Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer. Für Halter von gekeulten Vögeln ist die Lage nicht nur emotional schwierig: Die Tierseuchenkasse erstattet nur den Gegenwert der getöteten Tiere, nicht den Produktionsausfall. Bis Ställe desinfiziert sind und mit schlachtreifen Tieren wieder Geld verdient werden kann, wird einige Zeit ins Land ziehen.

Die weitere Entwicklung in NRW gilt als schwer abschätzbar. Die Vogelgrippe wird über Zugvögel verbreitet. Aktuell wurde das Virus bei einer in Münster verendeten Graugans nachgewiesen. Zuvor hatte es auch schon einzelne Fälle bei Wildvögeln am Niederrhein gegeben - allerdings fernab vom nächsten Hausgeflügel-Bestand. Die Behörden hatten dort auf eine Stallpflicht verzichtet.

Weitere Ausbreitung nicht ausgeschlossen

"Eine weitere Ausbreitung des Seuchengeschehens kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher ausgeschlossen werden", heißt es im Ministerium. In Deutschland ist es jedoch nicht zur Übertragung des aktuellen Geflügelpest-Virus vom Subtyp H5N8 auf den Menschen gekommen. Ohne intensiven Kontakt zu infizierten Tieren bestehe keine Gefahr, hieß es.