An Rhein und Ruhr. Klare Ansage von Ministerin Heinen-Esser: “Ich will Tierschutz in Schweineställen auch durch verschärfte Kontrollen sicherstellen.“

Das nordrhein-westfälische Umweltministerium hat örtliche Veterinärbehörden eindringlich an das "Erfordernis unangemeldeter Kontrollen in landwirtschaftlichen Nutztierhaltungen" erinnert. Bei einer Schwerpunktüberprüfung in 379 Schweinehaltungen war in 59% der Betriebe mindestens ein Tierschutzmangel entdeckt worden, in 90 Betrieben jeweils mehrere Mängel.

Das geht aus einem Bericht hervor, den Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) kürzlich dem Umweltausschuss des Landtages vorgelegt hat. Er benennt teils gravierende Mängel. So müssen beispielsweise kranke oder verletzte Tiere abgesondert werden, nur 71% der geprüften Betriebe jedoch verfügten über eine Krankenbucht mit weicher Unterlage oder Einstreu. Und in 14% der Schweinehaltungen, die erforderliche Nottötungen selbst durchführen, war das vorgeschriebene Betäubungsgerät nicht funktionsfähig - oder gar nicht vorhanden.

Grüne: Mehr Beratungen zu Tierschutz

Dass so viele Schweinehaltungen nicht über eigene Krankenbuchten verfügten, nennt der grüne Landtagesabgeordnete Norwich Rüße beachtlich. "Bauämter sollten bei Abnahme von Ställen prüfen, ob solche Buchten vorhanden sind", forderte der grüne Fachsprecher gegenüber der Redaktion (25. Januar 2021). Rüße will auch, dass der Tierschutz-Gedanke bei Beratungen der Landwirte durch die Kammer eine größere Rolle spielt: "Bauern sollten da nicht nur etwas über optimale Fütterung erfahren."

Der in Bonn ansässige Deutsche Tierschutzbund sieht ein großes Problem darin, dass Amtstierärzte zu selten kontrollierten. Rein rechnerisch werde jeder Betrieb in Deutschland nur alle 17 Jahre überprüft: "Konsequenter Tierschutz ist auf dieser Basis nicht zu verwirklichen", klagte Präsident Thomas Schröder. Die Veterinärbehörden müssten personell verstärkt werden. Die Situation ist in den Bundesländern und von Kommune zu Kommune unterschiedlich.

Kammer hat Broschüre mit Empfehlungen aufgelegt

Die im Bericht beschriebene Schwerpunktkontrolle in acht ausgewählten Landkreisen war bereits im vierten Quartal 2019 durchgeführt worden. Alle Mängel seien abgestellt und geahndet, heißt es ausdrücklich im NRW-Umweltministerium. "Mein Ziel ist es, die Einhaltung der Tierschutz-Vorgaben in schweinehaltenden Betrieben auch durch verstärkte Kontrollen sicherzustellen", sagte Ministerin Heinen-Esser der Redaktion.

Im NRW-Umweltministerium hält man den Umgang der Halter mit kranken Schweinen für "deutlich verbesserungsbedürftig". Eine Arbeitsgruppe soll sich des Themas annehmen. Die Landwirtschaftskammer hat einen Flyer aufgelegt mit Empfehlungen zum Umgang mit kranken Schweinen und zur korrekten Durchführung von Nottötungen.

Tiergesundheitsdatenbank startet in Wesel, Soest und Mönchengladbach

Mittel- und langfristig will das NRW-Umweltministerium die Landwirte bei einem Umbau der Schweinehaltung unterstützen, hin zu mehr Platz in den Ställen. Bei der Landwirtschaftskammer m westfälischen Bad Sassendorf entstehen beispielhaft die "Ställe der Zukunft". Zudem ist zu Jahresbeginn eine NRW-Tiergesundheitsdatenbank gestartet - zunächst in den Landkreisen Wesel und Soest sowie - neu hinzugekommen - der Stadt Mönchengladbach als Pilotkommunen. Die Datenbank soll helfen, Missstände frühzeitig zu erkennen. Erste Erfahrungen sollen bis Sommer bewertet werden.