Düsseldorf. Die Evangelische Kirche im Rheinland hat einen neuen Präses gewählt: den 50-jährgen Dr. Thorsten Latzel. Er folgt auf Manfred Rekowski.

Rund 2,4 Millionen Protestanten zwischen Emmerich am Niederrhein und Saarbrücken im Süden bekommen bald einen neuen Landesbischof: Der 50-jährige Dr. Thorsten Latzel wird neuer Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir). Die Delegierten der Landessynode, die in diesem Jahr corona-bedingt rein digital tagen, wählten den derzeitigen Leiter der Evangelischen Akademie Frankfurt an diesem Donnerstag (14. Januar 2020) mit großer Mehrheit.

Der in Bad Laasphe (Siegen-Wittgenstein) aufgewachsene Latzel will, "dass wir glaubhaft von Gott reden". Er sieht Kirche als Ort Hoffnung, will sie "konsequent von den Menschen her denken" - und er ist der Meinung, dass in der aktuellen Corona-Krise nicht nur Virologen zu Wort kommen sollten. Auch Kirche habe besondere Kompetenz: "Wir haben Erfahrung mit Wüstenzeiten - und seit 3000 Jahren mit Seuchen zu tun", hatte Latzel bei der Kandidatenvorstellung am Donnerstagmorgen gesagt.

Neuer Präses soll am 20. März ins Amt eingeführt werden

Bei der Wahl erhielt er 113 Stimmen. Für Mitbewerberin Almut van Niekerk stimmten 57, für Mitbewerber Prof. Reiner Knieling 17 Delegierte. Der neue Präses soll am 20. März ins Amt eingeführt werden. Er tritt seine Aufgabe in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen und wegbrechender Kirchensteuereinnahmen an. Bedingt durch Corona wird für den Haushalt 2021 ein Defizit von 7,5 Millionen Euro erwartet.

Thorsten Latzel freilich machte deshalb an diesem Donnerstag keinen bangen Eindruck, im Gegenteil. Vor seiner Tätigkeit in Frankfurt leitete er bei der EKD u. a. das Projektbüro Reformprozess. Kirche verbindet Latzel nach eigenen Worten mit Aufbruchsgeist. Als Präses will er gezielt die 20- bis 40-Jährigen ansprechen - "jene Generation, deren Kinder bald getauft werden oder eben nicht".

Latzel bloggt regelmäßig unter "glauben-denken.de"

Latzel kündigte außerdem an, "die Jugend auf die Kanzel" holen zu wollen, weil diese ihre eigene Sprache habe. "Ich glaube, dass es manchmal einen Überdruss an kirchlicher Sprache gibt", hatte der Theologe bei seiner Vorstellung gesagt. Unter "glauben-denken.de" bloggt er selbst regelmäßig im Internet. Latzel bekennt sich ausdrücklich zu Vielfalt und flachen Hierarchien in der Kirche.

Der künftige Präses ist verheirateter Vater dreier Kinder. Er hat in Marburg studiert und wohnt, jedenfalls derzeit, in Darmstadt . Nach seiner digital übertragenen Wahl sagte der Theologe zu seiner Frau in die Online-Kamera: "Anette, du kannst schon mal die Koffer vom Schrank holen..."

Latzel tritt die Nachfolge von Manfred Rekowski an, der im März nach acht Jahren im Amt in den Ruhestand geht. Rekowski hatte kürzlich seine Leukämie-Erkrankung öffentlich gemacht, die seinen Angaben zufolge aber medikamentös gut im Griff ist.