An Rhein und Ruhr. Im Schnitt 32,19 Cent haben Bauern in NRW im Jahr 2020 pro Liter konventioneller Milch erhalten. “Nicht kostendeckend“, klagen sie.
Bauern wollen mehr Geld für ihre Milch. "Mindestens fünf Cent mehr sollten es sein", meint Paul Christian Küskens, Landwirt aus Niederkrüchten (Kreis Viersen) und Fachsprecher bei den Rheinischen Bauern, gegenüber der Redaktion. Futter-, Lohn- und Energiekosten seien gestiegen. Der Milchpreis decke das nicht ab - "absolut nicht".
Im Schnitt 32,19 Cent haben Landwirte in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr pro Liter konventionell erzeugter Rohmilch erhalten. Das berichtete die Landesvereinigung der Milchwirtschaft an diesem Mittwoch (13. Januar 2021). Gegenüber über 2019 war der Preis damit fast stabil (-1,4%). Allerdings: Auf diesem Niveau lag er auch schon vor 20 und vor 30 Jahren, mit ziemlichen Turbulenzen zwischendurch.
Futter musste teuer eingekauft werden
Im März/April verhandeln die Molkereien wieder mit dem Lebensmitteleinzelhandel, woraus sich dann die Preise für die Bauern ableiten. Diese hatten nach Weihnachten gegen eine kräftige Butterpreissenkung bei Aldi protestiert. Für den Jahresverlauf jetzt zeichnen sich nach Ansicht der Landesvereinigung keine großen Veränderungen beim Erzeugerpreis ab, Nachfrage und Angebot seien etwa ausgeglichen.
Trotzdem: "Wir blicken mit einer gewissen Furcht auf die weitere Entwicklung", sagte Rudolf Schmidt, Geschäftsführer der Landesvereinigung. Auch er beklagt, dass der Erzeugerpreis nicht kostendeckend sei. Weil es im dritten Jahr in Folge trocken war, hatten Milchbauern auch in 2020 Futter teuer zukaufen müssen. Auf eigenem Grünland war nicht genug gewachsen.
"Wachsames Auge" auf die Preisverhandlungen
Hinzu kommen Kosten für neue Umweltauflagen. Für viele Betriebe stelle sich die Existenzfrage, heißt es bei Landesvereinigung. Die Zahl der Milchbauern sank im vergangenen Jahr auf nrw-weit 5166 (minus 4%), die der gehaltenen Rinder auf knapp 1,3 Millionen (-2,8%). "Dieser Trend wird anhalten", ist Schmidt überzeugt - heißt: Weitere Milchbauern werden aufgeben.
Ansgar Tubes ist Landwirt aus Bottrop-Kirchhellen und NRW-Vorsitzender der Bewegung "Land schafft Verbindung", die mit Treckerdemos und Verbraucheraktionen auf ihren Berufsstand und sich aufmerksam machte. Gegenüber der Redaktion kündigte er an: "Auf die Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel werden wir ein wachsames Auge haben." Proteste seien ausdrücklich "nicht ausgeschlossen".