Am Niederrhein. Immer wieder sind Fischotter in der Region unterwegs. Spuren wurden kürzlich an der Schwalm im Kreis Viersen entdeckt.
Fischotter können sieben Minuten tauchen. Bittere Kälte, auch eisiges Wasser macht ihnen nichts: Bis zu 70.000 Haare befinden sich auf einem Quadratzentimeter Haut, ihr Fell ist extrem dicht. Weil „kaum ein Tier die Elemente Land und Wasser so perfekt verbindet“, hat die Deutsche Wildtier Stiftung die stark gefährdete Art zum „Tier des Jahres 2021“ gekürt. Am Niederrhein sind immer wieder einzelne Exemplare unterwegs.
So entdeckte ein Experte der Biologischen Station Krickenbecker Seen vor einigen Wochen sogenannte „Trittsiegel“, also Fußspuren, am Ufer der Schwalm im Kreis Viersen. Und in einem anderen aktuellen Fall war im November ein Tier auf niederländischer Seite nur wenige Kilometer von der Grenze und Emmerich-Elten entfernt unterwegs, berichtete Thomas Chrobock von der Nabu-Naturschutzstation im Kreis Kleve an diesem Wochenende (6. Dezember 2020) auf Nachfrage der Redaktion.
Erfolgreiche Fischotter-Projekte in den Niederlanden
Fischotter waren bis tief ins 20. Jahrhundert intensiv bejagt worden, galten in der Folge als praktisch ausgerottet. An den Krickenbecker Seen zum Beispiel war das letzte Tier 1939 tot in einer Fischreuse gefunden worden. Nun kehren Fischotter aber offenbar zurück. Seit einigen Jahren gibt es wieder einen kleinen Bestand im westlichen Münsterland; zudem schauen offenbar Tiere aus den Niederlanden vorbei, wo Wiederansiedlungsprojekte erfolgreich waren.
Weil Fischotter ziemlich scheue Gesellen sind und in einer einzigen Nacht lange Strecken von 15 oder 20 Kilometer zurücklegen können, ist nicht genau bekannt, wie viele Tiere mittlerweile wieder in Nordrhein-Westfalen leben. Das Landesumweltamt (Lanuv) ging im Jahr 2015 von 20 bis 50 Tieren aus. Auf alle Fälle mehren sich die Hinweise auf Fischotter - seien es nun Trittsiegel, Kotspuren oder Aufnahmen von Wildkameras.
Verein registriert 61 Nachweise in NRW seit dem Jahr 2015
Der Verein Aktion Fischotterschutz, der im niedersächsischen Hankensbüttel ein Otterzentrum betreibt, zählt für NRW für die vergangenen zehn Jahre 129 Nachweise, davon 61 seit 2015. „Fischotter benötigen Gewässer mit hohem Fischvorkommen, aber auch Uferbereiche mit Höhlen und Versteckmöglichkeiten“, erklärt Daniela Lahn, die bei dem Verein den Bereich Tierhaltung und -Forschung leitet.
Der Niederrhein gilt dabei als „Fischotter-Erwartungsgebiet“. „Das viele Wasser macht die Region attraktiv“, sagt Thomas Chrobock von der Nabustation im Kreis Kleve. Aktuell gibt es noch keine gesicherten Hinweise, dass die Tiere nicht nur durchziehen. Das kann sich rasch ändern. Die Chancen stehen jedenfalls nicht schlecht, dass sich Fischotter wieder fest in der Region ansiedeln - zumal immer mehr Flüsse und Bäche wieder naturnah ausgebaut werden. Begradigungen kommen weg.
Wanderhilfen an Straßenbrücken
„Die Rückkehr des Fischotters wäre ein Gewinn für die Biodiversität“, sagt Paul Schnitzler von der Biologischen Station im Kreis Wesel. Umweltschützer versuchen, etwas nachzuhelfen: Im Kreis Wesel wurden vor einigen Wochen Fischotterverstecke (sogenannte „Otterholts“) am Ufer des Diersfordter Waldsees im Erdreich versenkt. Gleiches geschieht aktuell im Kreis Kleve.
Und im Kreis Viersen haben die Biologen von der Station an den Krickerbecker Seen die Verläufe von Bächen und Flüssen auf Straßenbrücken hin untersucht. Wanderhilfen im Uferbereich oder unterhalb Brücken sollen die Situation entschärfen. „Der Straßenverkehr ist die größte Gefahr für Fischotter bei ihren Wanderungen“, sagt Ansgar Reichmann, der Leiter der Station.
Die Biologen im Kreis Viersen haben auch eine Fischotter-Ausstellung vorbereitet, die aber bislang coronabedingt noch nicht eröffnet werden konnte.