Kevelaer. In der Moosbur-Brennerei in Kevelaer entstehen besondere Spirituosen. Ernst Deselaers und seine Frau produzieren hier Korn, Liköre und Gin.

Langsam öffnet sich der Deckel des großen Metallbottichs. Reflexionslichter huschen über die gefliesten Wände eines Raumes in der Moosbur-Brennerei . Beim Blick in den Kessel erwartet den Betrachter ein kräftiges, dunkles rot – und ein fruchtiger, leicht süßlicher Geruch. Allerdings ist es kein Likör, der hier Farbe und Geschmack annimmt, sondern ein Schlehen-Gin . „Der erste echte Schlehen-Gin der Welt“, wenn man der Internetseite des Unternehmens traut, für das die Moosbur-Brennerei in Kevelaer das besondere Getränk herstellt.

Und das kam so: „Irgendwann kam ein junger Mann mit jemandem aus dem Dorf zu uns und fragte, ob wir auch Gin brennen würden“, erzählt Brennerei-Besitzer Ernst Deselaers . „Er hat dann ein paar Probebrände gemacht, bis er ein Rezept fertig hatte. Und nach den Rezepten stellen wir seither den Gin her.“ Ganz falsch kann das nicht sein, denn die entstehenden Spirituosen haben schon Auszeichnungen bekommen. „Das ist etwas besonderes. Da würde ich auch gerne mit einer eigenen Spirituose hin“, sagt Ernst Deselaers begeistert.

Spirituosen aus Kevelaer: Von mildem Korn bis Kräuterbitter

Einen möglichen Weg zu diesem Ziel hat er schon. In einem Weinfass in der Brennerei reift ein besonderer Tropfen. Ernst Deselaers zapft einen winzigen Schluck der Flüssigkeit ab. Sie hat eine leicht rot-goldene Färbung, riecht nach Whisky und schmeckt eher nach Cognac . „Das ist Korn, der seit drei Jahren in dem Fass lagert“, erklärt der Brennerei-Besitzer.

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Für den Korn ist die Moosbur-Brennerei am ganzen Niederrhein bekannt. Seit 1832 gehört das besondere Getränk zum Portfolio des Familien-Unternehmens . Ein Schnaps mit Tradition, kann man also sagen. Und auch mit regionalen Wurzeln: Denn das Getreide, aus dem am Ende der Korn wird, stammt vom eigenen Landwirtschaftsbetrieb, zu dem auch die Brennerei gehört. Zudem gibt es beim Moosbur-Korn eine weitere entscheidende Besonderheit. „Wir verwenden dafür nur das Beste, das Herzstück unseres selbst destillierten Alkohols. Dadurch bekommt man einen besonders milden Korn.“

Mit Milde hat wiederum das andere Getränk, für dass die Moosbur-Brennerei in der Region bekannt ist, herzlich wenig zu tun. „Els“ steht in Großbuchstaben auf der Flasche und darunter „Kräuterbitter“ . „Das schreibe ich da nicht umsonst drauf. Das ist eine Warnung für Menschen, die den nicht kennen“, sagt Ernst Deselaers. Man könnte auch sagen, dass sich das Getränk auf Wermut-Basis zu anderen bekannten Kräuterschnäpsen in etwa so verhält, wie ein Zweihand-Breitschwert zu einem Florett. Den Ausgangsstoff für die Spirituose hat einen sehr kurzen Anlieferungsweg. „Der Wermut wächst bei uns im Garten“, sagt Deselaers.

Ernst Deselaers: Durch Zufall in die Brennerei in Kevelaer

Apropos Eigengewächs: Der 55-jährige Brennerei-Besitzer kam zu seinem besonderen Betrieb eher durch Zufall. Eigentlich hatte er als Landwirt den Betrieb des Ehemanns seiner Tante weiterführen wollen. Dann verunglückte sein Vater, sein Vorgänger in der Brennerei, bei der Obsternte und er musste im Betrieb nach dem Rechten sehen. Dann verabschiedete sich der Destillateur des Betriebs nach einer missglückten Operation in den vorzeitigen Ruhestand. „Es war dann die Frage, ob wir jemand neuen anstellen und ich als Junglandwirt in meinen Betrieb investiere, oder ob ich hier einsteige“, erzählt Deselaers.

Er entschied sich für Letzteres. Das war 1991. Und er hatte damit zuerst seine Probleme. Denn er hatte einen alkoholkranken Verwandten erlebt und wusste, was Alkohol anrichten kann. „Das Problem ist allerdings nicht der Alkohol, sondern dass gewisse Menschen nicht mit ihrem Leben klarkommen. Gäbe es keinen Alkohol, würden sie etwas anderes nehmen.“

So machte er seinen Frieden mit der Brennerei, in der seither einiges passiert ist. Während mehrere kleine Brennereien aufgeben mussten, blieb Moosbur im Rennen und übernahm gar andere Betriebe, bei denen es an Nachwuchs fehlte. „Wir sind ein kleiner Betrieb und können flexibel auf Anforderungen reagieren.“

Brennerei in Kevelaer produziert Spirituosen auf Nachfrage

Eine davon ist die Nachfrage nach speziellen Spirituosen. So stellt Moosbur zum Beispiel Getränke für Feierlichkeiten her. Etwa einen besonderen Schnaps für eine Kirmes , Liköre für Vereine oder gar Spirituosen für Geschäfte , die diese an ihre Kunden verkaufen. „Diese Sachen kommen sehr gut an“, sagt Deselaers. Außerdem bleibt die Brennerei so, im wahrsten Sinne des Wortes, in aller Munde.

So lässt sich auch bisher der allgemeine Rückgang der Nachfrage nach Hochprozentigem und die Corona-Krise noch ganz gut überstehen. Ob der Familienbetrieb auch noch eine weitere Generation in der Familie bleibt? „Meine Kinder machen alle etwas anderes“, sagt Deselaers. Aber das war bei ihm ja auch erst so.

>>>Die Geschichte der Moosbur-Brennerei

1832 gründeten die Brüder Tillmann und Ernst Deselaers die Brennerei. Damals noch in Geldern.

1864 kaufte die Familie einen Hof in Kevelaer und zog um.

1946 nimmt die Brennerei nach dem Zweiten Weltkrieg wieder den Betrieb auf. Bekannt wird er vor allem durch den Weizenkorn „Moosbur“.

1991 fängt der heutige Besitzer Ernst Deselaers in der Brennerei an.

Seitdem ist das Unternehmen die Lizenzen der Produkte anderer Brennereien erworben. Mehr unter www.moosbur.de im Netz.