An Rhein und Ruhr. Weniger Besucher, mehr Aufwand: In Corona-Zeiten kann auf Weihnachtsmärkten nicht verdient werden wie sonst. Schausteller hoffen auf Kommunen.
Für eine Weihnachtsbude sind je nach Kommune, Größe und Platzierung schnell vier- oder gar fünfstellige Beträge an Standgebühren fällig, eigentlich. Klar ist: In Corona-Zeiten kann auf Weihnachtsmärkten nicht verdient werden wie sonst. Schausteller hoffen, dass Kommunen und Veranstalter Standgebühren maßvoll gestalten.
"Ich habe von Kollegen jetzt schon mehrfach gehört, dass sie sonst nicht kommen", sagte Mike Bengel, Sprecher der Schausteller in Groß-Duisburg, im Gespräch mit der Redaktion (7. Oktober 2020). Mindestens 40% weniger Publikum seien realistisch, zusätzliches Personal koste Geld. Abstandsgebot und andere Hygienevorgaben sorgten dafür, dass nicht so schnell verkauft werden kann wie sonst.
"Wir müssen zu einem Deal kommen"
"Und dann ist immer noch nicht klar, ob der Markt nicht nach einiger Zeit abgebrochen wird, weil gerade die Infektionszahlen steigen", so Bengel. Er fordert: "Wir müssen zu einem Deal kommen." Es müsse eine Chance geben, dass am Ende finanziell etwas übrigbleibe. 20% der sonst üblichen Standgebühren hält der Sprecher der Schausteller in Groß-Duisburg für eine Basis.
Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, zeigt ausdrücklich Verständnis: "Die Veranstalter haben ja auch Kosten." Nach dem veranstaltungsmäßig desaströsen Frühjahr und Sommer zeigt sich der Essener im Gespräch mit der Redaktion "froh über alles, was jetzt überhaupt stattfindet".
Keine Touristen aus den Niederlanden
Ritter appelliert aber an die Veranstalter, Kosten für die Schausteller niedrig zu halten. Deren wirtschaftliche Lage sei ganz, ganz schwierig. Mit Umsätzen durch die sonst so wichtigen Touristen aus den Niederlanden und Belgien sei auf den Weihnachtsmärkten in diesem Winter nicht zu rechnen, gibt Ritter zu bedenken.
Für den Einzelhandel vor Ort seien die Märkte gleichwohl von enormer Bedeutung: "Mit Karussells und Riesenrädern bringen wir Schausteller den Zauber der Weihnacht in die Innenstädte", sagt der Verbandsfunktionär.
Gemeinsames Singen fällt wohl aus
Mit Einbahnstraßenregelungen, Masken wo sie nötig sind, Abstandshaltern, Handdesinfektionen und Datenaufnahme zur Kontaktnachverfolgung werde man dem Infektionsschutz Rechnung tragen: "Was im stationären Gewerbe geht, funktioniert auf Weihnachtsmärkten auch", zeigte sich Ritter überzeugt.
Der Verband habe sich eigens Hygiene-Schutzkonzepte von jener Firma erstellen lassen, die das auch für den Europa-Park Rust in Baden-Württemberg gemacht hat. Auf dass gemeinsame Singen werde man auf Weihnachtsmärkten mit Blick auf den Infektionsschutz aber wohl verzichten müssen: "Das ist schade, das war nämlich immer sehr schön", meinte Ritter.