Am Niederrhein. 2021 kommt es zu langen Vollsperrungen der Bahn unter anderem zwischen Emmerich und Oberhausen und von Düsseldorf nach Köln und Neuss.
Bahnpendler müssen sich im kommenden Jahr auf erhebliche Einschränkungen im Bahnverkehr in NRW, insbesondere am Niederrhein einstellen. Die wohl schwerwiegendste Beeinträchtigung: In den Osterferien sowie vier Wochen im Sommer wird die Bahnstrecke Emmerich-Oberhausen komplett gesperrt, um den dreigleisigen Ausbau der Betuwe-Linie voranzutreiben. Zudem wird auch die Hauptachse Köln-Düsseldorf jeweils in den Oster, Sommer-, und Herbstferien gesperrt. Laut Bahn ist daran gedacht, die Regionalzüge über Opladen umzuleiten.
„Der untere Niederrhein ist besser dran, wenn er sich den Niederlanden anschließt“
„Der untere Niederrhein ist besser dran, wenn er sich den Niederlanden anschließt“, meinte Lothar Ebbers, Sprecher von ProBahnNRW sarkastisch. „Was da passiert, ist eine Aufforderung zur Abo-Kündigung.“ Nicht nur, dass die Strecke an 50 Tagen im kommenden Jahr komplett gesperrt ist – über sieben Monate werde zudem das Zugangebot ab Dinslaken halbiert, da der Abschnitt bis Voerde aufgrund der Bauarbeiten mehr als ein halbes Jahr nur eingleisig befahren werde. „Das sind Zumutbarkeitsgrenzen überschritten, das ist ein unfassbarer Härtetest“, so Ebbers in einer Ausschuss-Sitzung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR).
Die Strecke Emmerich-Oberhausen ist vom 27. März bis zum 9. April und vom 26. Juni bis zum 23. Juli komplett gesperrt, also in den Osterferien sowie,
Im VRR-Verkehrsausschuss am Mittwochmorgen unterrichtet man die entsetzten Mitglieder darüber, dass zeitgleich auch die Strecke Kleve-Krefeld gesperrt würde – zumindest abschnittsweise.
Am späten Nachmittag dann, gab die Bahn gegenüber der NRZ Entwarnung: Die geplanten Gleis- und Bahnübergangssanierungen zwischen Kleve und Krefeld würden um ein Jahr verschoben – also auf 2022. Vor allem am nördlichen Niederrhein im Raum Kleve werden Bahnpendler darauf hoffen, dann auf die rechtsrheinische Strecke ausweichen zu können – falls dort nicht weitere Bauarbeiten drohen
Forderung: Standstreifen für die Busse des Ersatzverkehrs freigeben
Lothar Ebbers, Sprecher von ProBahn NRW fürchtet, dass auch spätere Sperrungen zwischen Oberhausen und Sterkrade zu erneuten, kompletten Einstellungen des Bahnverkehrs am rechten Niederrhein führen werden: Es könne bei der geplanten Sperrung zwischen Oberhausen und Sterkrade wegen des Neubaus der Kanalbrücken keine Züge auf dem gesamten Streckenabschnitt geben, obwohl er befahrbar ist. Denn: Die Züge müssen alle drei bis vier Tage in die Duisburger Werkstatt – und die ist dann für die Abellio-Züge auf dem Schienenweg allenfalls theoretisch erreichbar: mit der 300-Kilometer-Umwegfahrt über die Niederlande, so Ebbers.
Die Verkehrspolitiker im VRR-Fachausschuss bemühten sich derweil um Schadensbegrenzung. Da nicht auszuschließen ist, dass parallel auch auf den Autobahnen 3 und 57 gearbeitet werde und es vermehr zu Staus kommt, forderte Martina Foltys-Banning von den Grünen, dass die Busse im Schienenersatzverkehr künftig die Erlaubnis bekommen, die Standspuren der Autobahnen zu nutzen. Es dürfe nicht sein, dass die Bahn parallel die Strecke Kleve-Krefeld und Emmerich-Oberhausen sperre.
VRR: Fast 1000 Baustellen pro Jahr, Informationsfluss soll verbessert werden
Ronald Lünser, VRR-Vorstand, bestätigte, dass es mittlerweile an jedem dritten Tag keinen regulären Zugverkehr gebe. Jede Baustelle dauere im Schnitt acht Tage, man habe in 2020 knapp 1000 Baumaßnahmen gezählt. Die Bahn versuche, vor allem im Vorfeld der Fußball-EM 2024 möglichst viele Baumaßnahmen abzuwickeln. Während der Europameisterschaft gilt ein „Bauverbot“, so der VRR. Ein Grund, warum sich auch Bahnfahrer auf die EM freuen können.
Der VRR sicherte zu, zumindest im Informationsmanagement besser zu werden. Sind Strecken betroffen, auf denen mehrere Bahnunternehmen fahren, muss der Fahrgast bislang einzeln auf den Internetseiten oder Aushängen von DB Regio, Abellio, NationalExpress, NordWestBahn herausfinden, ob und welche Fahrpläne gerade gelten. Offenkundig ist aber auch die Kommunikation zwischen VRR und DBNetz deutlich ausbaufähig: Während am Vormittag der Ausschuss für Verkehr und Planung noch informiert wurde, dass die Strecke Kleve-Krefeld 2021 endlich saniert wird, teilte die Bahn unserer Zeitung am späten Nachmittag mit, die Bauarbeiten seien auf 2022 verschoben.
Wo sonst noch gebaut wird:
Essen-Duisburg: Wie gerade jetzt bis zum 20. September und vom 2. bis 7. Dezember gibt es auch in 2021 die Vollsperrung der Magistrale. Nach der Sperrung im Dezember 2020 wird vom 21. bis 26. Mai die Strecke erneut komplett gesperrt, um das neue Stellwerk Duisburg anzustöpseln.
Neuss-Düsseldorf : Vollsperrung 20. Februar bis 3. März, 27. Mai bis 3. Juni – auch das trifft wieder die Pendler der Linie RE10 Kleve-Krefeld-Düsseldorf. Gleiches gilt für die mehr als vier Monate vom 14. August bis 19. Dezember. Dann kann aber ab Neuss zumindest die S-Bahn genutzt werden, abgesehen vom 11. bis 19. Dezember, wo es eine weitere Vollsperrung gibt..
Köln-Düsseldorf: Zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf sind im ganzen Jahr die Ferngleise wegen des RRX-Ausbaus nachts zwischen 21 und 5 Uhr nicht nutzbar. Dazu gibt es in den drei Ferien drei Vollsperrungen: In den Sommerferien ist die Strecke ganztägig dicht vom 2. bis 9. Juli und vom 6. bis 13. August, der Fernverkehr kann sogar durchgängig bis zum 13. August nicht fahren - das dürfte auch die RE und RRX-Linien betreffen, die laut Bahn jedoch über Leverkusen-Opladen umgeleitet werden sollen. Auch in den Osterferien (26.03.-12.04.) und in den Herbstferien (8. bis 22 Oktober) gibt es eine Vollsperrung.