Düsseldorf. Beim Caravan-Salon in Düsseldorf wird jedes Jahr das neueste aus der Campingbranche vorgestellt. Aktuell geht der Trend zur Individualisierung.
Vorbei sind die Zeiten, in denen jedes Wohnmobil und jeder Wohnwagen im weitesten Sinne gleich aussah. Bei einem Blick durch die Messehallen des diesjährigen Caravan Salon scheint es, dass sich die Zeit der weißen Ware dem Ende neigt. Das Campingmobil von heute trägt Farbe, Muster oder beides. Mal zurückhaltend und seriös, mal bunt und poppig – Hauptsache individuell.
Hippie-Flair vs kantiger Offroad-Style
In Sachen Farbe mischt der französische Wohnwagen-Hersteller „La Mancelle“ schon seit ein paar Jahren vorne mit. Die Caravans gibt es im Dekor der Wahl – in Messehalle 11 sticht vor allem das Flower-Power-Design ins Auge. Innen gibt es bunte Polster auf einer Rundsitzgruppe, retro-chic eben.
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Dem krassen Gegenteil hat sich der türkische Hersteller „Crawler“ verschrieben: Dicke Reifen und kantiges Design. Den Offroad-Caravans ist schon von weitem anzusehen, für welches Terrain sie geschaffen sind. „Ursprünglich haben wir eher Männer angesprochen, die an extreme Orte fahren wollten“, erklärt Jackeline Carrero. „Richtige Camper.“ Deshalb gibt es beispielsweise im Aufbau für den Pick-Up keine Innentoilette und kein warmes Wasser, lediglich Außendusche, Betten und eine Kochmöglichkeit.
Mittlerweile aber zielt das Unternehmen auch auf abenteuerlustige Familien ab und hat Modelle mit mehr Komfort entwickelt. So kommt das große Wohnmobil auf MAN-Basis nicht nur mit Doppelbett und Stockbetten daher, sondern auch mit Küche, Sitzgruppe, geräumigem Bad und einer Dachterrasse. Die Reifen sind ungefähr so hoch wie ein Erstklässler, mit einem Profil, das vermutlich auch die Tour durch einen Eiskanal oder die Wüste erlauben würde. „Die Menschen, die so ein Fahrzeug kaufen, wollen damit weit weg – an abgelegene Strände oder durch die Berge“, erläutert Carrero.
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Kultige Kleinstcaravans auf dem Vormarsch
Eine andere Nische, die im Campingmarkt auf dem Vormarsch ist, sind Kleinstcaravans. Die Anhänger wiegen nur wenige hundert Kilo und dürfen deshalb auch ohne Anhängerführerschein gefahren werden. Weiterer Vorteil: Selbst ein Kleinwagen kann sie ziehen und der Spritverbrauch steigt nicht ins Unermessliche. Somit sind sie für sparsame oder umweltbewusste Reisende interessant, aber auch für solche, die das ursprüngliche Camping-Gefühl wollen:
„Viele unserer Kunden wollen jetzt minimalistisch reisen. Sie haben verstanden, dass man nicht mit dem ganzen Wohnzimmer zum Camping fahren muss“, erläutert Sergei Krause von Reisemobile Dülmen die Zielgruppe. Seit zwei Jahren führt das Unternehmen die winzigen Wohnwagen, in die neben einem Bett, zwei kleinen Schränken und einer überschaubaren Küchenzeile nichts anderes mehr hereinpasst.
Bilder der Neuheiten beim Caravan Salon 2020
Vans liegen weiter im Trend
Bei den Reisemobilen verstärkt sich derweil ein Trend, der sich schon länger abzeichnet: Campingbusse, Vans oder Kastenwagen – über die korrekte Bezeichnung ist man sich selbst in der Branche nicht einig. Fest steht jedenfalls, dass weiterhin kompakte Mobile gefragt sind, die gleichzeitig Alltagsauto und Urlaubsfahrzeug sein können.
Aufstelldächer sind schon seit einiger Zeit ein Thema, weiß man bei Westfalia, seit diesem Jahr gibt es sie auch elektrisch. Zudem setzt der Camping-Riese mittlerweile auf den Wohnkomfort eines Wohnmobils, untergebracht in den deutlich kleineren Kastenwagen-Dimensionen.
Da kommt das Modell „Jules Verne“ auf der Basis eines Mercedes Vito daher und folgt in seinem Aufbau exakt einem klassischen Wohnmobil, samt festinstallierter Toilette im Heck und geschickt versteckter Duschtasse – einzig das Bett (sonst üblicherweise im Heck) ist ins Aufstelldach gewandert. So lange das aber heruntergeklappt bleibt, passt das Gefährt bequem in die Tiefgarage oder durch die Unterführung.
Fahrrad und Camping: ein Traumpaar
Die Auswahl des Reisemobils hat oftmals mit den Hobbys der Reisenden zu tun. Vor allem Zweirad und Campen vertragen sich gut. Deshalb gibt es beim diesjährigen Caravan Salon erstmals die Sonderschau „Caravaning & Bike“. Damit einher geht nicht nur eine umfangreiche Übersicht der Möglichkeiten, das geliebte Zweirad – egal ob Fahrrad, E-Bike oder Motorrad – mit dem Reisemobil zu transportieren, sondern auch eine gewisse Anzahl Aussteller aus dem Zweirad-Bereich. Dass es hier hauptsächlich E-Bikes gibt, ist wenig verwunderlich. Besonders auffällig ist allerdings das junge Kölner Unternehmen Steerion. Die vier jungen Männer haben jüngst den ersten E-Scooter mit Allrad-Lenkung auf den Markt gebracht: „Wie Skifahren auf der Straße“, beschreibt Andre Ostendorf vom Gründerteam das Fahrgefühl. Das klappbare Gefährt, das es wahlweise auch mit Sattel gibt , verstehen die Erfinder als Ersatz für das E-Bike, das praktischerweise auch in (fast) jedes Campingmobil passt. Aber auch als cooles Sportgerät, das Funktionalität und Fahrspaß verbindet.
Bilder der Neuheiten beim Caravan Salon 2020