Noch ist unklar, ob und wie Weihnachtsmärkte in Corona-Zeiten starten dürfen. Erste Veranstalter in der Region haben schon die Reißleine gezogen.

Mit großer Sorge schauten Veranstalter und Markthändler am Donnerstag nach Berlin. Angela Merkel beriet mit den Landes-Chefs über strengere Corona-Regeln. Gegen Nachmittag leichte Entwarnung: Über die Zulassung von Weihnachtsmärkten werde laut Kanzlerin zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sagte, Weihnachtsmärkte seien unter bestimmten Auflagen denkbar. Die Freude dürfte sich bei den meisten Händlern aber in Grenzen gehalten haben.

Zumal bereits am Morgen bekannt wurde, dass mit dem Weihnachtsmarkt vor dem Kölner Dom einer der beliebtesten Märkte ausfallen wird. Zu groß sei die Ansteckungsgefahr, zu schwierig die Umsetzung eines geeigneten Hygienekonzepts.

Auch im Ruhrgebiet und am Niederrhein stehen viele Weihnachtsmärkte auf der Kippe. Viele Veranstalter klagen über fehlende Planungssicherheit. Wir haben uns in der Region umgehört.

So ist die Situation in Essen, Duisburg und Düsseldorf

„Wir sind zuversichtlich, den Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr durchzuführen“, sagt Florian Hecker, Pressesprecher der Essen Marketing GmbH. Wie und in welchem Rahmen der Markt in der Essener Innenstadt stattfinden wird, sei aber noch völlig unklar. „Da wir nicht wissen wie die Corona-Schutzverordnung nach dem 31. August aussehen wird, können wir zu möglichen Einschränkungen auch nichts sagen.“ Eines stehe aber außer Frage: „Der Weihnachtsmarkt muss für alle Beteiligten wirtschaftlich Sinn machen und vor allem soll er sich nach Weihnachten anfühlen“, so Hecker.

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    Auch in Duisburg stehe der Weihnachtsmarkt derzeit auf der Kippe. „Wir sind in stetigem Austausch mit Duisburg Kontor und den Vertretern der Duisburger Schausteller, um auszuloten, wie der diesjährige Weihnachtsmarkt mit Blick auf die Corona-Pandemie realisiert werden kann“, so Stadtsprecher Maximilian Böttner. Eher schwierig sei die Lage im Landschaftspark Duisburg-Nord: „Im letzten Jahr waren rund 30.000 Gäste an allen drei Veranstaltungstagen zu verzeichnen“, so Sprecherin Lena Sieler. Bei einer solchen Besucherzahl sei eine Durchführung des Lichtermarktes im Hüttenwerk und der Gebläsehalle nach aktuell geltenden Vorschriften nicht möglich.

    Konkretere Pläne gibt es bereits in Düsseldorf: So werden in diesem Winter nach Angaben von Düsseldorf Tourismus in der Innenstadt keine Stände am Engelchenmarkt und an der Flinger Straße aufgebaut. Alle anderen Märkte sollen eingezäunt und die Besucherströme reguliert werden. „Sicherheitspersonal kann dann an Ein- und Ausgängen den Zugang organisieren“, erklärt Pressesprecherin Sibel Sen. Die Markthändler seien angeschrieben worden, ob sie unter den aktuellen Bedingungen teilnehmen möchten. „Auf Basis ihrer Rückmeldungen planen wir weiter.“

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    Erste Absagen gibt es bereits in Kamp-Lintfort, Bedburg-Hau und Dinslaken: Der Kunsthandwerker-Weihnachtsmarkt am Schloss Moyland wurde auf das kommende Jahr verschoben, der Adventsmarkt am Kloster Kamp schon vor zwei Wochen gestrichen. Auch der Weihnachtsmarkt in der Zechenwerkstatt Dinslaken-Lohberg fällt ins Wasser: „Wir haben lange gehadert, aber scheuen das Risiko“, so Lea Eickhoff, Geschäftsführerin der Freilicht AG. Die Entscheidung sei am Mittwochabend bei einem Meeting des Aufsichtsrates gefallen.

    Grund für die Absage seien die finanziellen Einbußen, die der Dinslakener Bürgerinitiative wegen der anhaltenden Corona-Pandemie drohen würden. „Wenn wir die Anzahl der Personen in der Zechenwerkstatt beschränken müssten, würden wir zum einen an unserem Getränkestand, den wir auch ehrenamtlich betreiben, nicht auf die benötigten Einnahmen kommen und zum anderen könnten wir nicht die üblichen Standmieten von Ausstellern verlangen, wenn auch da mit Umsatzeinbußen zu rechnen ist“, so Eickhoff.

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    Von Dennis Freikamp und Anja Hasenjürgen

    Die Stadt Dinslaken feilt derweil an geeigneten Hygienekonzepten für den Neutorplatz und die Altstadt. Kontrollen an Zu- und Ausgängen, ein Wegeleitsystem sowie eine Maskenpflicht würden aktuell diskutiert. „Es ist derzeit nicht vorstellbar, im Winter Weihnachtsmärkte ohne Vorgaben zur Bedeckung von Mund und Nase durchzuführen“, so Stadtsprecher Marcel Sturm. Volker Veldkamp, Schatzmeister des Klever Weihnachtsmarkt e.V., kann sich eine stärkere Steuerung der Besucherströme vorstellen. „Ein eingezäunter Markt ist zwar vom Bild her nicht das Schönste, aber wenn die Corona-Verordnung es so verlangt, müssen wir auch in diese Richtung überlegen.“

    Händler in finanzieller Not: „Für viele hängt die Existenz davon ab“

    Der Klever Verein wolle bis zum 31. Oktober eine finale Entscheidung treffen, ob der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt stattfinden kann. „Das Interesse der Händler ist definitiv da. Wir haben mehr Anmeldungen als im Vorjahr“, so Feldkamp. „Viele hoffen, dass sie zumindest ein bisschen Umsatz erzielen.“ Ähnliches berichtet Michael Birr, Geschäftsführer von Moers Marketing: „Der Wunsch der Weihnachtsmarktbeschicker, ein solches Event durchzuführen ist in der Breite sehr groß. Für viele hängt die Existenz davon ab, hört man.“

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    Wenn die Hygienekonzepte gut umgesetzt werden, könne laut Birr auch unter Corona-Auflagen eine weihnachtliche Atmosphäre entstehen. „Die Frage ist nur, ob sich diese Veranstaltungen für Veranstalter noch rechnen, da der Aufwand sicher nicht mehr im Verhältnis zu den Einnahmen steht.“ Zuspruch erhält Birr von Stefan Schmitz, Veranstalter des Voerder Weihnachtsmarktes am Wasserschloss. „Wir sind darauf angewiesen, dass das kostendeckend läuft.“ Steigende Personalkosten und eine Begrenzung der Weihnachtsstände könnten nur mit zusätzlichen Sponsorengeldern gedeckt werden. Viele Sponsoren seien derzeit jedoch selber knapp bei Kasse.

    Die Veranstalter in der Region beobachten deshalb aufmerksam das Infektionsgeschehen und warten auf klare Vorgaben der Politik. „Jetzt müssen wir sehen wie die weitere Entwicklung des Coronavirus verläuft“, sagt Heinrich Rühl, Vorsitzender des Heimatvereins Hünxe. Der Weihnachtsmarkt auf der Dorfstraße befinde sich wie viele andere noch in der Schwebe. Eines dürfe aber nicht vergessen werden: „Vorrang hat immer der Schutz der Teilnehmer“, betont Rühl.

    >>> Weihnachtsmärkte: Hier steht die Entscheidung der Veranstalter noch aus

    Die Liste der Städte am Niederrhein, in denen noch keine Entscheidung über die Durchführung oder Absage der Weihnachtsmärkte gefallen ist, ist lang. In Wesel stehen sowohl der Weseler Winter in der Innenstadt als auch der Weihnachtsmarkt in der Niederreinhalle auf der Kippe. In Voerde droht der Weihnachtsmarkt am Wasserschloss zu platzen, in Hünxe könnte es für den Markt auf der Dorfstraße im wahrsten Sinne des Wortes eng werden. Corona-Auflagen seien laut Heinrich Rühl vom Heimatverein Hünxe entlang der schmalen Straße schwierig umsetzbar. In Hamminkeln soll bis Anfang September feststehen, ob der Weihnachtsmarkt am Schloss Ringenberg stattfinden kann.