Kamp-Lintfort. Urlaub in der eigenen Stadt kann so schön sein! Vorausgesetzt man hat die Landesgartenschau vor der Haustür - so wie diese zwei Freundinnen.

Fast zärtlich umgreift Rose Maria Seufert den Stengel des gelben Sonnenhutes, ihr weicher Blick streift die satte Blüte. „Der ist klasse, den habe ich auch im Garten“, sagt sie. Sie geht ein paar Schritte, reibt ein Blatt Salbei zwischen Daumen und Zeigefinger, hält sich die Finger unter die Nase. „Der riecht stark!“, freut sie sich. Wer hat das schon – einen solchen Urlaub vor der Haustür! Denn diesen Sommer verbringt die Kamp-Lintforterin dank Dauerkarte auf der Landesgartenschau statt auf der griechischen Insel Kreta. Und sie reist nicht allein.

Ihre Freundin Heidrun Landkron begleitet die 16 Jahre ältere Rose Maria auf den Wegen über das blühende Zechengelände oder durch die Anlagen am Kloster Kamp. Überhaupt unternehmen die beiden viel miteinander. Aber diese Landesgartenschau, die hat es den beiden wirklich angetan.

Das Flüsschen hat sich prächtig entwickelt

„Ist das nicht toll, was hier in so kurzer Zeit entstehen kann?“, stellt Rose Maria fest und blickt zur Fossa, um sich gleich wieder über die dort wachsenden Blumen zu freuen. „Blutwurz – wie schön!“ Das kleine Flüsschen habe sich prächtig entwickelt, findet Heidrun Landkron. Sowieso, seitdem Bürgermeister Christoph Landscheidt hier regiert, habe sich in der Stadt viel getan. „Ich habe mir damals wirklich Sorgen um meine Stadt gemacht“, erinnert sich auch Heidrun Landkron. Damals, das war als die Zeche dichtmachte, als BenQ-Siemens pleiteging. Heute gibt es die Fachhochschule. Und die Landesgartenschau.

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Die beiden Freundinnen sind mindestens einmal pro Woche hier, „und wir entdecken immer wieder etwas Neues“, sagt Heidrun. Und es tut sich ja auch immer was, mit dem Wechsel der Jahreszeiten erhalten auch die Anlagen neue Gesichter. Von den Tulpen zu den Dahlien, vom leeren Apfelbaum zu prächtigen Früchten.

Die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort bietet für manche Urlaub vor der eigenen Haustür.
Die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort bietet für manche Urlaub vor der eigenen Haustür. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Hier auf der Laga haben die Freundinnen alles, was für sie die Urlaubsstimmung ausmacht: Bewegung, neue Eindrücke und Appetit nach ausgedehnten Erkundungstouren.

Teneriffa, Kreta oder eben Kamp-Lintfort

Dabei haben sie das Restaurant noch gar nicht getestet. Kommt noch, sind sich die beiden einig. Was im Urlaub allerdings tabu ist: schlechte Nachrichten, negative Stimmung. Davon wollen die beiden nichts wissen. Während Heidrun üblicherweise eher der Deutschland-Urlauber ist, zieht es Rose Maria einmal im Jahr mit ihren Töchtern weg. Seit 2005 ging es Jahr für Jahr nach Teneriffa.

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Dieses Mal wollte die fast 80-Jährige mal etwas anderes sehen: Kreta war gebucht – und wurde aufgrund von Corona auf Oktober verschoben. Doch ob diese Reise tatsächlich stattfindet? „Wenn das so bleibt, möchte ich nicht weg“, sagt Rose Maria. Damit meint sie das aktuelle Infektionsgeschehen. Überhaupt: Fliegen mit Maske kommt für sie nicht infrage. „Dann bleibe ich lieber hier.“

Besuch aus Kufstein

Ihre älteste Tochter kommt sie bald besuchen. Sie wohnt ihn Kufstein, kommt nach Kamp-Lintfort und hat sich auch bereits eine Laga-Dauerkarte gekauft. Dann ist Rose Maria Seuferts Urlaubsglück perfekt. Denn die Ausblicksfahrt auf den Förderturm, den hat sie sich aufgespart, bis ihre Tochter da ist. Heidrun war schon oben. „Das lohnt sich, auch wenn es fünf Euro kostet“, sagt sie. „Gut, dass der Turm stehen bleibt“, findet Rose Maria Seufert.

Heidrun Landkrons Enkel aus Aachen hat den Wunschbaum auch mit einem Zettel bestückt.
Heidrun Landkrons Enkel aus Aachen hat den Wunschbaum auch mit einem Zettel bestückt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

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Sie kennt das heutige Laga-Gelände noch, als hier die Kumpel zur Schicht fuhren. Ihr Mann war einer davon. Seinetwegen ist sie hergezogen. Den Weihnachtsstern am Turm, den konnte sie von ihrer Wohnung aus sehen.

Als die Kumpel in Kamp-Lintfort noch anfuhren

Weihnachten ist noch ein bisschen weg. Die Sonne brennt, die wenigen Schattenplätze sind begehrt. Das Wasserspiel sowieso. Einen kleinen Abstecher machen wir zum NRZ-Garten, dann steuern wir den Wünschegarten an. An einem Baum hängen viele bunte Zettel mit Wünschen von Besuchern.

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Die eine oder andere Anregung für den eigenen Garten und so manche Steckzwiebel hat sich Rose Maria Seufert auf der Laga schon geholt. Ihr Garten ist ein Naturgarten. „Da wachsen die Blumen sogar zwischen den Steinen“, sagt ihre Freundin, „wunderschön!“ Besonders viel Freude macht ihr der Spatzenschwarm, der bei ihr regelmäßig auf ein Schälchen Wasser einkehrt. „Die haben Junge bekommen“, sagt Rose Maria Seufert glücklich.

Von negativer Stimmung ist bei der zufriedenen Frau keine Spur. Sie ist halt im Urlaubsmodus. Alle bisherigen Urlaubsreportagen finden Sie unter https://www.nrz.de/region/nrz-ferien-reporterinnen-bringen-die-urlaubs-hunderter-id229390546.html.