An Rhein und Ruhr. Das Fahrrad ist auf dem Weg zum Krisengewinner. Im Gegensatz zu vielen anderen Einzelhändlern können sich Radgeschäfte vor Kunden kaum retten.
Der Fahrrad-Boom in der Corona-Krise hält unvermindert an. „Der Mai war der stärkste Monat, den die Branche jemals erlebt hat und auch im Juni und Juli ging es extrem stark weiter“, sagte David Eisenberger vom Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) der NRZ. Diesen Effekt spüren auch die kleinen und großen Händler in der Region: „Unser Umsatz ist um ein Drittel gestiegen“, erzählt Bastian Lohbeck, Mitarbeiter bei Zweirad Strößer in Wesel. Das Fahrradgeschäft komme so langsam an seine Grenzen. „Wir haben Lieferzeiten bis Ende des Jahres.“
Auch bei Lucky Bike in der Düsseldorfer Innenstadt müssten Kunden viel Geduld mitbringen: „Aktuell haben wir 70 Prozent der Ware nicht vorrätig“, so Verkäufer Sascha Nogeitzig. „Die Hersteller waren auf den Ansturm nicht vorbereitet.“ Nach wie vor sei die Nachfrage deutlich größer als das Angebot.
ADFC: Corona-Radboom sorgt für Engpässe auf Radwegen
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Laut Eisenberger habe ein Großteil der Hersteller die coronabedingten Einbußen wieder wett gemacht. Diesen Trend bestätigt auch Hans-Peter Obermark vom Verband des Deutschen Zweiradhandels. „Die Fahrradbranche gehört zu den ganz wenigen, die den Umsatzverlust in der Lockdown-Phase innerhalb von zwei Wochen zum Großteil wieder aufgeholt hat.“ Händler hätten von Kunden berichtet, die mehrere Stunden vor den Geschäften warten mussten.
Bei der Infrastruktur kommt der Wandel indes nur langsam in Gang, kritisiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). „Der Bedarf nach mehr und besseren Radwegen war schon vor Corona da – die Engpässe verschärfen sich jetzt durch den Corona-Radboom“, sagte eine Sprecherin. (mit dpa)