Am Niederrhein. Impfen in der Apotheke: Ein Modellversuch der AOK und des Apothekenverbandes Nordrhein machen es möglich. Das sagen Apotheker vom Niederrhein.

Wer sich impfen lassen will, kann dafür in Zukunft auch eine Apotheke aufsuchen. Ab Herbst dürfen Apotheken im bundesweit ersten vertraglich vereinbarten Modellvorhaben mit der AOK Rheinland/Hamburg die Impfung selbst anbieten. Für den Testlauf wurden vier Regionen ausgesucht, unter anderem der rechte Niederrhein. Kritik kommt von der Kassenärztlichen Vereinigung - Apotheker am Niederrhein befürworten den Vorstoß hingegen.

Die Kritik der Ärzte hält Apotheker Michael Jilek aus Wesel für unbegründet. Stattdessen sei die Impfung in der Apotheke vielmehr eine Entlastung der Mediziner: „Die Ärzte haben doch mittlerweile genug zu tun.“ In europäischen Nachbarländern sei diese Praxis schon länger gang und gäbe, so Jilek.

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Die genauen Voraussetzungen für das Modellprojekt, das im Herbst starten soll, kennt der Weseler Apotheker aber noch nicht: „Durch Corona hat sich das alles etwas verschoben. Normalerweise hätten wir die Schulungen wohl schon gehabt.“ Deswegen ist auch die Frage der Abrechnung noch nicht endgültig geklärt. Denkbar ist wohl ein Rezeptformular, das in der Apotheke ausgefüllt wird.

Grippeschutz in der Bevölkerung soll erhöht werden

Trotz aller noch vorhandenen Ungewissheiten begrüßt Jilek das Vorhaben: „Die Verlagerung in die Apotheken ist ein guter Schritt. So wird die Grippeschutzimpfung auf breite Füße gestellt und die Hemmschwelle niedriger.“ Wie viele seiner Kollegen sich letztlich beteiligen wollen, weiß Jilek noch nicht. Eine Einschätzung sei erst dann möglich, wenn die exakten Voraussetzungen geklärt seien.

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„Ich stehe zusätzlichen Aufgaben immer offen gegenüber“, erklärt auch Lukas Heuking, Inhaber der Heuking Apotheke Hiesfeld in Dinslaken auf NRZ-Anfrage. Die Voraussetzungen, um die Impfung anbieten zu können, sieht er in seiner Apotheke gegeben. „Wir sind vom Fach, auch wenn wir Impfen nie studiert haben“, sagt er.

Passende Räumlichkeiten für die Impfung, in denen unter anderem eine Liege bereit steht, seien bei vielen Apotheken bereits vorhanden. „Wir wollen den Ärzten das Impfen ja nicht wegnehmen“, betont er. „Sondern durch das breitere Anbieten den Grippeschutz erhöhen.“