Am Niederrhein. Die knapp 770.000 Euro teure neue Anlage hat für die Pelikane im Krefelder Zoo sieht schmuck aus - und sie hat ganz praktische Vorzüge.
3000 Quadratmeter groß, ein schmucker hölzerner Stall und ein Teich mit Pflanzen-Kläranlage inklusive: Die auf zwölf Vögel angewachsene Pelikan-Schar im Krefelder Zoo hat ein neues Zuhause. Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen stellte an diesem Mittwoch (1. Juli 2020) die neue, knapp 770.000 Euro teure "Pelikan-Lagune". Nicht unwichtig: Mit hungrigen, freilebenden Graureihern muss nun nicht mehr um Futter gezankt werden.
Dreßen weiß von garstigen Szenen zu berichten. Von bis zu 30, 40 auftauchenden Reihern sahen sich die Krefelder Pelikane zur Fütterungszeit teilweise umringt. Bei den wildlebenden Vögeln aus dem Zoo und der Zoo-Nachbarschaft hatte es rumgesprochen, dass bei den Pelikanen vergleichsweise mühelos an Fisch zu kommen ist. Und Graureiher sind nicht zimperlich.
Ein "Chalet mit Einschwimmschneise"
"Gerade zur Brutzeit können Reiher sehr aggressiv sein", erzählte der Zoochef. Es wurde munter gehackt und gepickt - teilweise bis hin zu Verletzungen (am Kehlsack), teilweise bis Pelikane bereits geschluckte Fische wieder herauswürgten. Doch das ist Vergangenheit. Die ruppigen Reiher müssen ihren Fisch anderweitig besorgen. Denn Fütterungen finden jetzt im Stallhaus der Lagune statt, das die Pelikane jederzeit von der Wasserseite her betreten können - und wo sie unter sich sind.
Überhaupt: das Stallhaus. Friedrich R. Berlemann, der Vorsitzende der Zoofreunde, hat es schon Besuchern aus Schweiz vorgeführt, dabei wurde es als "Chalet mit Einschwimmschneise" gewürdigt. Gegenüber dem alten Teich am Affentropenhaus, wo die Pelikane bisher zuhause waren, birgt das neue, ganzjährig zur Verfügung stehende Heim weitere praktische Vorzüge. Die imposanten Wasservögel müssen nicht mehr in ein Winterquartier umziehen. "Das erspart den Tieren Stress", erklärte Zoodirektor Dreßen. Und es erhöht die Chance auf Nachwuchs bei den Pelikanen.
Anlage fügt sich in größeres Projekt ein
Für den Zoo Krefeld fügt sich die neue Pelikan-Lagune in ein größeres, seit Jahren voranschreitendes Projekt ein: die 18.000 Quadratmeter große Afrika-Savanne, an die Nashorn-Anlage und Erdmännchen-Lodge angrenzen. Zoo-Verantwortliche beziffern die Kosten für den gesamten Komplex auf rund 2,5 Millionen Euro.
Noch trennen Zäune die Pelikane von den benachbarten Kudus (die schon neugierig guckten). Wenn aber - voraussichtlich im August - in den ebenfalls benachbarten ehemaligen Zebrastall Spiessböcke einziehen, sollen die Zäune bis Jahresende nach und nach fallen. Kudus, Impalas, Blauhals-Sträuße, Spießböcke und eben die Pelikane sollen sich dann die gemeinsame Fläche teilen. Das wird nach Einschätzung von Fachleuten erheblich konfliktärmer vonstatten gehen - jedenfalls als es die Besuche der ruppigen Graureiher waren...